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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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unter der Schminke.
    Die Capitalobservatorin stampfte mit dem Fuß auf. »Ihr macht Euch keine Vorstellung davon, wie dringlich diese Angelegenheit ist!«
    Annanaka zuckte mit keiner Wimper. »Und Ihr seid nicht im Geringsten darüber im Bilde, um wie vieles wichtiger noch die Dinge sind, mit denen sich Heidugun stattdessen beschäftigen muss.«
    Dadalore biss sich auf die Zunge. Es sah ganz so aus, als ob sie schon wieder zu viel verraten müsste. »Ich bin in einer Angelegenheit hier, die höchste Gefahr für Reich und Krone bedeutet«, presste sie hervor.
    Annanaka lächelte unverbindlich. »Das ändert nichts.«
    Das Blut schoss der Capitalobservatorin in den Kopf. »Habt Ihr etwa nicht richtig zugehört? Ich spreche von höchster Reichsgefährdung.«
    Das Lächeln der Schamanin erstarb. »Bei Furujas Gnade, das ist kein Grund unhöflich zu werden, meine Liebe. Der Oberste Staatsschamane ist unabkömmlich. Ihr habt eine wichtige Sache vorzubringen. Schön. Tragt sie mir vor!«
    Alles in Dadalore sträubte sich, sie wollte protestieren, doch es fiel ihr nicht ein, was sie dagegen vorbringen sollte. Immerhin war Annanaka die offizielle Stellvertreterin des Obersten Staatsschamanen. Wenn er verhindert war, mussten wichtige Angelegenheiten ihr vorgetragen werden. Und diese Angelegenheit war wichtig.
    »Nun?«
    »Ab wann kann ich denn Heidugun wieder sprechen?«
    Annanaka legte wieder ihr unverbindliches Lächeln auf. »Es ist mir nicht gestattet, darüber Auskunft zu geben.«
    Dadalore wusste, dass sie keine Wahl hatte. Aber sie fühlte sich furchtbar bei dem Gedanken, jemand anderem als Heidugun zu vertrauen. »Es geht aber um höchst geheime Dinge«, sagte sie schwach.
    »Deswegen sollten wir die Sache besser in meinen Gemächern besprechen.« Die Stellvertretende Staatsschamanin machte eine einladende Geste.
    Die Capitalobservatorin fühlte sich elend. »Ein guter Gedanke«, sagte sie. Annanaka ging ihr voraus. In der geöffneten Tür ihres Empfangszimmers blieb sie stehen, als wolle sie sich vergewissern, dass Dadalore auch wirklich eintrat. Sie stieß die Tür mit dem Ellbogen zu. Das Letzte, was die Capitalobservatorin vom Korridor sah, war das breite Grinsen Kuruhelms.
    Sie waren in dem gleichen Raum, in dem sie bereits vorgestern miteinander gesprochen hatten. Doch jetzt wurde er von zwei Dutzend Kerzen beleuchtet, die in silbernen Kerzenständern auf dem Boden flackerten. Das von unten kommende Licht verlieh Annanaka etwas Dämonisches. »Ihr wünschtet mich zu sprechen«, stellte sie in süffisanter Verdrehung der Tatsachen fest.
    Dadalore räusperte sich. Sie war in wichtiger Mission hier. Ob sie die Priesterin mochte oder nicht, durfte jetzt keine Rolle spielen. Sie war eine Sklavin. Sie würde ihre Pflicht tun. »Ja«, sagte die Capitalobservatorin gefasst. »Im Zuge unserer Ermittlungen in der Euch bekannten Mordsache stieß ich auf einige unglaubliche Vorfälle.«
    »Hört, hört«, erwiderte Annanaka. Sie legte sich auf den Diwan.
    »Meine Erkenntnisse deuten darauf hin, dass eine Verschwörung bis in den Alabasterpalast hinein reicht.«
    »Eine Verschwörung, so so.« Annanaka war in dem Halbdunkel kaum auszumachen.
    »Ja. Mein Amtsvorgänger, Osogo-Wem-fehlt-die-Zeit, ermittelte in einer Mordsache. Wie sich herausstellte, war das Opfer an einer Verschwörung beteiligt. Es war ein Priester, der sich den Geboten Tyrtallas verpflichtet fühlte. Er konnte die Geheimhaltung, die ihm von höchster Stelle aufgetragen war, nicht mehr verantworten. Leider erstattete er nicht sofort offiziell Meldung. Stattdessen stellte er seine Mitverschwörer zur Rede. Ein unverzeihlicher Fehler, denn kurz darauf war er tot.«
    Annanaka schien die Lackierung ihrer Nägel zu überprüfen. »Und was war an den Dingen, die er verraten wollte, nun so ungemein wertvoll, dass es verheimlicht wurde?«
    Dadalore wollte ein paar Schritte auf und ab gehen, doch die vielen Kerzen versperrten ihr den Weg. »Der Schamane war Obakar-Wer-zu-dienen-lernt, ein Fachmann für die Frühgeschichte des Reiches. Er hatte Anzeichen dafür gefunden, dass die Vernichtung der ketzerischen Ruptu-Kulte nicht so vollständig erfolgte, wie es in den Sklavenpferchen gelehrt wird. Mir liegen Hinweise vor, dass unaussprechliche Schrecken irgendwo unter dem Alten Badehaus verborgen wurden. Eure Erste Stellvertretende Staatsschamanin, wir müssen davon ausgehen, dass dieses frevelhafte Wissen inzwischen wiederentdeckt wurde.«
    Annanaka räkelte sich. »Und

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