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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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wiederum Lakaien einsetzen.
    Nun, er würde seine Rolle nicht mehr finden.
    Fieberhaft begann Dadalore zu lesen.
     
    Eine halbe Stunde später lief sie durch die Nacht. Ihre Gedanken rasten. Sie musste unbedingt in den Alabasterpalast. Sie musste König Gowofred warnen.
    Es war, wie sie von Anfang an befürchtet hatte, eine höchste Gefährdung der imperialen Sicherheit. Doch was bisher nur ein vager Verdacht gewesen war, wuchs jetzt zu schrecklicher Gewissheit heran. Und die Bedrohung war größer und niederträchtiger, als sie es je für möglich gehalten hätte. Sie musste König Gowofred warnen.
    Aber sie würde nicht bis zu Ihrer Majestät vorgelassen werden. Eine Audienz beim König wurde oft erst nach monatelangen Wartezeiten genehmigt. Sicher, sie könnte eine solche Szene machen und so oft die Worte tödliche Bedrohung ausrufen, dass man sie vielleicht tatsächlich durchließ. Aber aus der Akte ging zweifellos hervor, dass der Kopf der Verschwörung im Palast steckte. Wenn sie mit Aufsehen erregenden Behauptungen um sich warf, um bis vor den Thron zu gelangen, hatte sie vermutlich die Aufmerksamkeit des Mörders schneller als die des Königs. Das musste sie auf jeden Fall verhindern.
    Dadalore stoppte ihren Dauerlauf und schöpfte Atem.
    Wie aber sonst sollte sie es noch heute Nacht bis zum König schaffen?
    Die Eule hatte aufgehört zu wirken. Zwar waren immer noch mehrere Lakaien aktiv, aber sie spürte bereits deutlich wieder die Schwere der Welt auf ihren Schultern lasten. Sie war nur ein kleines Mädchen, das Capitalobservatorin spielte. Eine Verschwörung in höchsten Kreisen, übermächtige, verbotene Magie, das war alles zu viel für sie.
    Wenn nur Valenuru hier wäre, um ihr zu helfen.
    Sie merkte erst jetzt, dass sie sich wieder in Bewegung gesetzt hatte. Zumindest ihre Füße schienen zu wissen, wohin der Weg führte.
     
    Als Dadalore die Capitalobservationskammer erreichte, eilte sie sofort in ihr Dienstzimmer. Sie öffnete die oberste Schublade ihres Schreibtisches und nahm zwei Lakaien. Ein Gefühl der Erleichterung kämpfte die lähmende Ohnmacht in den Hintergrund. Noch halb blind von dem magischen Nebel stopfte sie sich zwei weitere Kugeln in die Taschen. Es war ein Problem, dass die Uniform immer nur so wenigen Platz bot. Zwei Lakaien genügten nicht mehr, dafür waren die Anforderungen zu groß geworden.
    Sicherheitshalber nahm sie noch einen dritten sofort. Was sie einmal im Leib hatte, konnte ihr niemand mehr wegnehmen. Danach lief sie durch den Flur und warf die Tür zum Innenhof auf.
    Sie verharrte enttäuscht, als sie sah, dass der Brunnen verlassen da lag. Hatte sie wirklich geglaubt, dass Valenuru hier wieder halb entblößt auf sie wartete? Die vergangene Nacht war nichts als ein schöner Traum gewesen. Jetzt galt es aufzuwachen. Ein Mann wie Valenuru würde sich niemals für sie interessieren, er legte nur eine unverbindliche Allerweltsfreundlichkeit an den Tag. Und zu dieser Stunde würde er überdies irgendwo in seiner Sklavenunterkunft friedlich schlummern.
    Dadalore sah ein Licht im gegenüberliegenden Trakt des Gebäudes. Die Nachtwache.
    Da kam ihr eine Idee. Sie huschte über den dunklen Hof, bis sie direkt unterhalb des beleuchteten Fensters war. »Irmfi?«
    Oben polterte etwas. Ein Stuhl rückte. Die verschlafen wirkende Frau tauchte im Fenster auf. »Eure Capitalobservatorin? Seid Ihr das?«
    »Hör zu! Ich brauche dich und mindestens zwei weitere Capitalprotektoren im vierten Teil einer Stunde im Alabasterpalast. Bekommst du das hin?«
    »Das ist ziemlich knapp. Ich ...«
    »Du musst das schaffen. Frage im Palast nach mir. Lass dich nicht abwimmeln. Sage, dass es um die Sicherheit des Königs geht. Wenn sie euch dennoch nicht durchlassen, tötet sie.«
    Irmfi wurde schlagartig wach. »Ich soll ... was?«
    »Du hast mich verstanden. Es geht heute Nacht um alles. Viel Glück!«
     
    »Um diese Uhrzeit wird Fremden grundsätzlich kein Einlass gewährt.« Der Prinzipalprotektor stierte sie böse an. Weil Dadalore heftig mit den Torwachen aneinander geraten war, hatte man Patmelu aus dem Schlaf gerissen. Kein Wunder, dass er nun stinkwütend war. Oder steckte noch etwas anderes dahinter?
    »Ich bin ja auch keine Fremde«, fauchte Dadalore. »Ich bin im Priestertrakt wohlbekannt, wie Ihr wisst. Abgesehen davon bin ich in offizieller ...«
    »Ihr gehört weder zu den Haussklaven, noch seid Ihr auf direkten Wunsch eines solchen hier.«
    Dadalore spürte, wie ihr der Wind aus

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