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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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Wahrheit!«
    »Lobet die Wirklichkeit!«, erwiderte Annanaka, während ihre Aufmerksamkeit wieder in der Schüssel mit Naschereien versank.
    Dadalore aber ging in Angst. Sie könnte nun eine mächtige Feindin haben.
     
    Wer Feinde im Laufschritt sammelte, durfte keinesfalls versäumen, auch Freundschaften zu pflegen. Auf dem Rückweg machte Dadalore einen kleinen Abstecher. Sie wollte ihr Gespräch mit Waltumpe fortsetzen, wenngleich ihr noch immer nicht klar war, welchen Gefallen sie einfordern sollte. Es war zum Haare raufen: Da bekam sie ein Angebot, um das sie jeder normale Mensch beneidet hätte, und sie wusste nichts damit anzufangen. Die Menschen spendeten Unsummen an Priester, um sich ihres Rates und ihrer magischen Dienste zu versichern. Einer Sklavin wir ihr war das natürlich verwehrt. Aber nun hatte Waltumpe ihr dieses überaus großzügige Angebot unterbreitet. Eine Offerte, die sie hilflos machte. Es war ja durchaus nicht so, dass sie keine Ziele vor Augen hätte. Doch jene Dinge, die einzufordern ihr als erste in den Sinn kamen, lagen außerhalb der Möglichkeiten. Waltumpe mochte eine mächtige Drude sein, aber sie würde das Geheimnis um die ermordeten Ruptu nicht einfach mit einem Zauberspruch lüften können.
    Ein unangenehmes Gefühl beschlich Dadalore. Es kroch ihren Rücken auf Spinnenbeinen hinauf, bis es im Nacken angekommen war. Dort legte es sich kalt um ihren Hals. Dadalore blieb so abrupt stehen, dass die Frau hinter ihr um ein Haar mit ihr zusammengestoßen wäre. Die Fremde schaffte es gerade noch, den Krug auf ihrem Kopf auszubalancieren. Sie hob zum Protest an, sah aber Dadalores Uniform und ging eilends weiter.
    Die Capitalobservatorin starrte hinein in die Gasse, aus der sie gekommen war. Das bildete sie sich doch nicht ein. Jemand war dort. Jemand, der sie verfolgte. Verfluchter Valenuru, was trieb er für ein Spiel mit ihr? Warum diese Heimlichkeiten? Vielleicht war er hier, um sie zu überwachen. Nein, das war unmöglich, sie selbst hatte doch ihre Bürde angesprochen. Halt! Hatte nicht Heidugun gesagt, dass er ebenso den Wunsch verspürt habe, sie zu sprechen? Womöglich war es von Anfang an sein Plan gewesen, sie überwachen zu lassen. Es war ihre Überforderung. Er musste im Palast Wind davon bekommen haben. Aber da sie durch göttliches Los ins Amt gekommen war, konnte sie nicht einfach abgesetzt werden. Also hatte er ihr einen Aufpasser an die Seite gestellt, der sie im Auge behalten und das Schlimmste verhindern sollte.
    Es war so demütigend.
    Nicht genug damit, dass sie wieder und wieder versagte. Nein, ihr Scheitern musste sich auch noch in aller Öffentlichkeit vollziehen. Der Oberste Staatsschamane wusste bereits darum. Vermutlich auch seine Stellvertreterin. Während der Befragung hatte sie so seltsam zu Dadalore geschaut. Jetzt erst wurde ihr klar, dass das Mitleid gewesen sein musste. Sie hatte ihre Fragen gestellt wie ein artiges Kind und dabei nur die Blamage auf die Spitze getrieben, indem sie ihre Unfähigkeit zur Schau gestellt hatte. Die Capitalobservatorin wendete sich rasch wieder um. Noch unangenehmer als dieses Gefühl im Rücken war ihr die Vorstellung, ihrem Verfolger ins Angesicht sehen zu müssen. Sie ahnte den stummen Vorwurf darin.
    Dadalore zog sich in eine Nebengasse zurück und nahm einen Lakaien. Das Prickeln des blauen Rauchs vertrieb die bösen Geister. Sie wollte doch zu Waltumpe, was stand sie hier also noch herum?
    Die Sonne schien und die Menschen wichen respektvoll zur Seite, wenn die Uniform nahte. Es war nicht mehr weit bis zum Haus der Drude.
    Dadalore ließ den Blick über die Stände der Straßenhändler gleiten. Jemand bot Kapuzineräffchen an, die mit einem Kettchen an einer Stange festgebunden waren. Das Kreischen der Tiere begleitete sie noch eine Weile. Eine Straße weiter kaufte sie sich eine halbe Papaya und biss herzhaft hinein. Flüssige Süße strömte ihr in den Mund. Man musste es sich nur zu nehmen wissen.
    Sie brauchte nicht lange zu rätseln, welches Haus Waltumpe bewohnte. Der Gestank nach verbranntem Fell und geronnenem Blut kam Dadalore schon von weitem entgegen und nahm mit jedem Schritt auf das Anwesen zu. Der Vorgarten der Drude war verwildert. Die Capitalobservatorin duckte sich unter Farnblättern von Mannsgröße und schälte sich feuchte Lianen von der Haut. Sie würde sich den Rettarock an dem ekligen Zeug verderben!
    Die Eingangstür war nur angelehnt. Ein einladender Eindruck wollte dennoch nicht entstehen,

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