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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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stechenden Blick spüren, obwohl sie in ein Gespräch mit ihrer Schwägerin vertieft war. Verunsichert streckte ich die Hände in Richtung der Platte direkt vor meiner Nase aus. Ich wollte gerade die schwere Tonplatte am Rand packen und hochheben, als sich Adonis zu mir herüberlehnte und mir etwas ins Ohr flüsterte: »Er meint das andere kotopoulo.« Er nahm die Platte mit dem Hühnchen und reichte sie einem seiner zweihundert Cousins, deren Namen mir einfach nicht in den Kopf wollten.
    Verdammt, natürlich. KotoPOULO. Wie pollo. Wie el Pollo Loco. Und ich wollte ihm schon das Lamm geben, das »arni« heißt. So ein Mist!
    Ich starrte auf meinen Teller und säbelte an meinem eigenen kotopoulo herum, als Adonis mir zärtlich ins Knie kniff. »Das kotopoulo ist wirklich ein Gedicht, Misses Vrissi«, sagte ich. Ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen, sie mit Vornamen anzusprechen.
    »Efcharisto«, antwortete sie, begleitet von einem steifen Nicken. »Kochen Sie gerne, Hailey?«
    »Nun.« Ich nahm einen Schluck Wein. »Nicht wirklich.« Ich hob den Kopf und blickte in ihre eisige, ausdruckslose Miene. Ich wusste, dass mir genau dreißig Sekunden blieben, um die Sache geradezubiegen oder mit einer glaubwürdigen Erklärung für meine fehlenden Hausfrauenqualitäten aufzuwarten. »Wie Sie sich denken können, bin ich viel unterwegs, beruflich, meine ich. Meistens esse ich im Flugzeug oder in der Kantine am Flughafen«, erklärte ich ihr und ließ ein unbeabsichtigt nervöses Kichern folgen.
    »Verstehe.« Sie presste die Lippen aufeinander, so dass eine dünne Linie entstand, die man nicht als Lächeln werten konnte. »Adonis sagte, Sie sind Stewardess?« Sie warf mir einen prüfenden Blick vom Kopf der Tafel zu.
    »Ja, ich bin Flugbegleiterin«, erwiderte ich und merkte, dass sämtliche Augen auf mir ruhten. Meine Nervosität steigerte sich ins Unermessliche, und meine Hände wurden feucht.
    »Ich kann mir vorstellen, dass das für ein oder zwei Jahre ganz amüsant ist, wenn man jung ist«, sagte sie und hielt das Weinglas in die Höhe. »Seit wann machen Sie das?«
    »Seit sechs Jahren«, antwortete ich wahrheitsgemäß und wusste augenblicklich, dass ich verloren hatte.
    »Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Sie Ihrem Beruf noch lange nachgehen können, wenn Sie in absehbarer Zeit eine Familie gründen.«
    Auf diese infame Bemerkung reagierte ich vorerst gar nicht – im Übrigen eine der klügsten Entscheidungen, die ich an diesem Abend traf. Selbst ein Blinder mit Krückstock merkte, dass hier Welten aufeinanderprallten. Ich war der Ansicht, dass Fliegen etwas Wundervolles für Mütter war, verschaffte es ihnen doch ungeahnte Freiräume und eine Menge Abwechslung. Aber über so etwas ließ sich bekanntermaßen streiten. Davon abgesehen, war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt eine Familie gründen wollte. Und damit eines klar war: Wenn ich je mit dem Fliegen aufhören sollte, dann nur, weil ich es wollte.
    Obwohl Adonis’ Hand noch auf meinem Knie lag und er mich dadurch wissen lassen wollte, dass er auf meiner Seite war, tasteten meine Finger nach den neuen Ohrringen und spielten damit. Es war schön, zu wissen, dass wenigstens eine Person am Tisch mir wohlgesinnt war.
    »Das sind wunderhübsche Ohrringe«, merkte Adonis’ Schwester Anna an. »Haben Sie sie hier gekauft?«
    Sie lächelte, und ich wusste, dass sie lediglich die Wogen glätten wollte, indem sie etwas Nettes sagte. Mir war auch klar, dass ich besser daran täte, nicht zu erwähnen, dass sie ein Geschenk von Adonis waren. »Ja, ich habe sie erst seit … kurzem«, sagte ich und schauderte innerlich, weil ich selten dämlich klingen musste.
    »Ach, wirklich? Wo haben Sie sie denn gekauft?«, meldete sich der Wachhund namens Irene zurück. Sie setzte die Brille auf, die an einer Goldkette um ihren Hals baumelte, und stierte mir unverhohlen ins Gesicht.
    »An den Namen des Geschäfts kann ich mich leider nicht erinnern«, stammelte ich. »Es war in einem dieser kleinen Läden, wissen Sie? In der Stadt.« Als hätte mir das Wasser nicht ohnehin bis zum Hals gestanden – gerade war ich noch ein Stück weiter abgesackt.
    »Sie hat sie bei Lalaounis gekauft«, eilte Adonis mir zu Hilfe und kniff mir dieses Mal fest ins Knie. »Wir sind uns über den Weg gelaufen, als sie den Laden verlassen hat.«
    Er hat sie bei Lalaounis gekauft? Selbst ich habe schon davon gehört – das sind ja die Cartiers von Griechenland.
    Mit einem Lächeln

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