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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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möglich auf das Preisschild schielte. Dreihundert Euro! Haben die sie noch alle? Ich lächelte kraftlos und hängte ihn wieder an seinen Platz. Vielleicht sollte ich mich lieber auf die Suche nach einer Filiale von Victoria’s Secret machen oder mir etwas aussuchen, das dem Budget einer einfachen Angestellten angemessener war.
    »Dann ’ätten wir noch dies ’ier«, sagte die Verkäuferin und hielt mir ein smaragdgrünes Negligé unter die Nase.
    »Es ist ein Traum.« Ich nickte, obwohl ich wusste, dass ein Negligé gar nicht erst in Frage kam, weil es die Sache nur unnötig verkomplizierte. Ich müsste dann nämlich unmittelbar nach dem Essen ins Bad stürzen, um mich umzuziehen, damit es aussah, als hätte ich es die ganze Zeit heimlich unter Pulli und Jeans getragen. Als ich das Preisschild umdrehte und feststellte, dass es neunhundert Euro kosten sollte, war ich erleichtert, weil ich mich längst dagegen entschieden hatte.
    »Ich bin leider nicht der Typ für Negligés«, erklärte ich der Verkäuferin und ging wieder zu den BHs und Slips. Der apricotfarbene BH kam mir plötzlich wie ein Schnäppchen vor. Ich suchte mir den passenden Stringtanga heraus, der nur die Hälfte des Oberteils kosten sollte – was aber auch logisch war, weil er gerade mal aus einem winzigen Stück Seide in Form eines V und einem String bestand. Doch das Set war umwerfend. Außerdem zahlte ich keine Miete mehr. Ganz zu schweigen davon, dass ich keine schicke Unterwäsche mitgebracht hatte (vermutlich, weil ich keine besaß). Max war nun mal etwas Besonderes. Ich wollte sprichwörtlich um jeden Preis, dass auch die Nacht mit ihm etwas Besonderes würde …
    »Ich probiere die beiden hier nur mal schnell an«, sagte ich zu der Verkäuferin und verschwand in der Umkleidekabine.
    Es gab vier gute Gründe, warum ich Max gesagt hatte, ich wolle ihn in der Hemingway Bar treffen:
     
    Ich wollte mich partout nicht mit ihm in der Suite treffen, selbst wenn uns beiden klar war, dass der Abend in dem riesigen Bett enden würde.
    Die Bar war unweigerlich mit der amerikanischen Literaturgeschichte verwoben; an den Wänden hingen Fotografien, die Ernest Hemingway selbst aufgenommen hatte.
    Ich hatte gelesen, dass die Bar die Geburtsstätte der Bloody Mary war, einem meiner Lieblingsgetränke.
    Ich hoffte auf eine Art Pretty-Woman-Effekt. Sie wissen schon, die Szene, in der Richard Gere (der eigenartigerweise eine gewisse Ähnlichkeit mit Max hatte) die Hotelbar betritt und Julia Roberts in ihrem todschicken kleinen Schwarzen erblickt (die eigenartigerweise außer Haarfarbe und Geschlecht keinerlei Ähnlichkeit mit mir hatte. Die Tatsache, dass sie dem ältesten Gewerbe der Welt nachging und er sie für ihre Dienste bezahlte, möchte ich an dieser Stelle gerne diskret unter den Tisch fallen lassen).
     
     
    Mit übereinandergeschlagenen Beinen saß ich an einem kleinen, runden Tisch und fuhr nervös mit dem Zeigefinger über den Rand meines Weinglases. Ich trug ein nigelnagelneues schwarzes Kleid, neue silberfarbene Riemchensandalen, die ich passend dazu gekauft hatte, und natürlich die softe und sündhaft teure Unterwäsche, die noch ein wenig auf ihren großen Auftritt warten musste. Das Ganze hatte ich mit meiner Visa-Karte von Atlas bezahlt und mir eingeredet, ich bekäme nicht nur ein obergeniales Outfit, sondern gleichzeitig Meilen gutgeschrieben, die sich als sehr nützlich erwiesen, falls Atlas mich tatsächlich entlassen sollte.
    »Bonsoir.« Ich blickte auf und beobachtete, wie Max das Lokal durchquerte. Er sah wieder einmal umwerfend aus in seinem anthrazitfarbenen Anzug und dem lavendelfarbenen Hemd samt dunkel gemusterter Krawatte. »Du siehst großartig aus.« Er beugte sich zu mir herab, gab mir einen Kuss und setzte sich neben mich. »Warst du shoppen?«, fragte er und bestaunte mein Äußeres.
    »Ich war nur ein wenig spazieren«, erklärte ich ihm. »Am linken Seine-Ufer.«
    »Zu Fuß? Du hättest den Wagen nehmen können. Ich habe Jean Claude angewiesen, sich zur Verfügung zu halten, falls du ihn benötigst.«
    »Ich weiß. Er hat es am Flughafen erwähnt. Aber es war ein so herrlicher Tag, und da ich den ganzen Flug über geschlafen habe, wollte ich mir ein wenig die Beine vertreten.«
    »Klingt, als hättest du eine angenehme Reise gehabt«, sagte er und gab dem Kellner ein Zeichen, er möge ihm ebenfalls ein Glas Wein bringen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich an meinen Sitznachbarn und seine widerlichen nackten

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