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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Lass uns ein anderes Mal reden, einverstanden?«, fragte ich, rückte meine Handtasche zurecht und blickte mich nervös um.
    »In welchem Hotel wohnst du denn?«, fragte er, weil er sich jetzt sicher war, dass etwas im Busch war.
    »Im Ritz«, gestand ich und spürte, wie ich errötete.
    »Du Teufelsweib!« Er grinste. »Wie lange?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ich habe dafür eben zwei Tage Amsterdam an Land gezogen. Von Freitag bis Montag. Wie wär’s, wenn wir uns dort treffen und gemeinsam zurückfliegen?«
    Dann bleiben mir nur vier Tage mit Max, dachte ich. Was entweder viel zu viel oder viel zu wenig Zeit war, je nachdem, wie sich die Dinge entwickelten. »Keine Ahnung«, sagte ich und blickte aufgeregt zum WC. Mir lief die Zeit davon, und ich musste dringend zur Toilette.
    »Okay, wir machen es folgendermaßen: Ich rufe dich im Ritz an. Nach welchem Namen soll ich fragen? Deinem oder seinem?«
    »Frag nach Max Dunne«, antwortete ich und umarmte ihn hastig, ehe ich mit meinem Trolley im Schlepptau loshechtete.
     
    Dasselbe Essen, das ich unlängst selbst ausgeteilt hatte, stand jetzt vor meiner Nase. Kaum verwunderlich, dass mir dabei nicht gerade das Wasser im Munde zusammenlief. Nachdem ich mir ein Glas Rotwein bei einer Kollegin bestellt hatte, mit der ich vor ein paar Jahren zusammen in Prag gewesen war, grub ich aus den Tiefen meiner Handtasche einen zerquetschten Diätriegel mit Erdbeer-Joghurt-Geschmack aus und erinnerte meine Hüften daran, wie dankbar sie mir eines Tages dafür sein würden.
    Ich saß in der Business-Select-Klasse, einem Zwischending zwischen heruntergestufter erster und aufgewerteter zweiter Klasse. Obwohl ich die Wahl zwischen acht Filmen und vier Videospielen hatte, beschloss ich, ein Nickerchen zu machen, sobald ich ausgetrunken und meinen feudalen Snack beendet hatte. Ich warf einen flüchtigen Blick auf meinen Sitznachbarn, einen ungepflegten Mann um die sechzig, der aber allem Anschein nach ein ganz passabler Zeitgenosse war. Mit einem Lächeln hielt er sein Glas in die Höhe, als wollte er mir zuprosten. Ich erwiderte die Geste samt Lächeln und nahm einen Schluck, ehe ich meinen iPod auspackte, damit er bloß nicht auf die Idee kam, mich in ein Gespräch zu verwickeln.
    Während ich Gwen Stefanis Interpretation von »It’s my Life« lauschte, riss ich die Verpackung des Riegels auf, biss hinein und wunderte mich, wie gut der süße, künstliche Erdbeergeschmack mit dem Wein harmonierte. Als ich abermals abbeißen wollte, klappte mein Nachbar die Fußstütze hoch, zog sich die Socken aus und präsentierte den Anwesenden seine nackten Füße.
    Die Haut an seinem linken Fuß war stellenweise gelb und rot, trocken und schuppig, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Als er sich nach vorne beugte, um sich zu kratzen, bedeckte ich voller Entsetzen mein Abendessen und stellte mir vor, wie Trillionen mikroskopisch kleiner Hautpartikel durch die Luft wirbelten, die anschließend von der Klimaanlage ein ums andere Mal in die Luft gepustet wurden, während wir den Atlantik überquerten.
    Wie ekelhaft! Schlimmer geht’s nimmer, dachte ich und kuschelte mich so gut es ging in meine Ecke. Gerade, als ich Schutz unter der Decke suchte, in die ich mich wie in einen Kokon hüllte, schlug er das rechte Bein über das linke und stellte stolz seinen großen Zeh zur Schau, und zwar samt verbogenem gelbem Zehnagel, seinem kleinen, verkrümmten nagellosen Zeh und der gähnenden Leere dazwischen.
    Ich saß wie angewurzelt da und starrte auf die fehlenden Zehen. So, als wäre ich Zeugin eines entsetzliches Autounfalls geworden und könnte den Blick nicht mehr abwenden. Als man ihm das Essen servierte, prostete er mir abermals zu, tätschelte meinen Arm und sagte: »Bon appetit!«
    Mit einem letzten Blick auf seinen verstümmelten Fuß und einem verkrampften Lächeln murmelte ich »Bon appetit«, ehe ich mir die Decke über den Kopf zog und für kräftigen Rückenwind betete.
     
    Der Trick mit der Decke hatte wohl funktioniert, denn als ich vor dem Ritz stand und die nicht enden wollende Fassade emporblickte, war ich putzmunter. In Max’ Suite angekommen, nahm ich erst einmal den gemauerten Kamin, die Spiegel mit Goldrahmen, den Kronleuchter aus Bleiglas, das Samtsofa und das riesige Badezimmer in Augenschein. Vor Freude wäre ich am liebsten auf das große Bett gesprungen und auf und ab gehopst. Stattdessen stand ich da und kramte umständlich in meiner Handtasche nach Kleingeld für den

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