Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)
Falle seines Todes zu tun sei. Ich lachte zuerst und
sagte, dass er noch viele Jahre Mahaguru sein würde, er aber wurde plötzlich sehr ernst und schwieg. Er hat gewusst, dass er bald von uns gehen würde. Er
sprach hin und wieder von der Möglichkeit seines Todes. ‚Vielleicht bringt mich ein fanatischer Christ um,‘ sagte er einmal, ‚vielleicht vergiftet man
mich.‘ Er wollte sichergehen. Aber ein Mahaguru vermag die Zeit seines Todes selbst zu bestimmen. Ich bin absolut sicher, dass er es wusste. Er hat sich
vor seiner Abreise auf eine Weise von mir verabschiedet, die völlig anders war als sonst...“
Nun trat eine, vielleicht geschauspielerte, Träne in Janes Auge. Wir schwiegen. Ted und ich wussten, dass Jane log. John, der mit versteinerter Miene auf
seinen Notizblock starrte, wusste es auch. Jason hatte erst vor Kurzem geäußert, dass alle Gerüchte über mögliche Nachfolger des Mahaguru falsch seien.
‚Jeder, der von sich behauptet, er sei der kommende Mahaguru, bringt nur zum Ausdruck, dass er in die Falle grober Selbstüberschätzung getappt ist. Es wird
noch Jahre dauern, bis mögliche Kandidaten für die Nachfolge die nötige spirituelle Reife erlangt haben und von mir ausgebildet werden. Ich selbst bin
gesund und voller Tatendrang, die Mission der Uralten zu erfüllen,‘ hatte er auf dem letzten Hauptseminar verkündet, um alle Mutmaßungen zu unterbinden.
Man konnte es auf den Tonbändern hören und es war in einem Wahrheitsbrief zitiert worden. Jason hatte keineswegs geplant, die Macht aus den Händen zu
geben, die mit jedem Tag, da die Liga wuchs, größer und süßer wurde. Und er hatte, wie wohl jeder Mensch, alles andere vorgehabt, als zu sterben.
Jane schien zu spüren, was in unseren Köpfen vor sich ging. „Seine Hinweise, er werde noch lange bei uns sein, sprach er nur aus, um die Leute zu
beruhigen, um der Liga Stabilität zu geben. Er wollte kein vorzeitiges Gerede um seine Nachfolge. Mir aber hat er klare Anweisungen für den Fall seines
Hinübergehens gegeben. Auch ich ahnte nicht, dass es so bald sein würde, obwohl er manchmal klagte, er fühle sich müde und ausgebrannt. Er hat eine
Handvoll Kandidaten für das Amt des Mahaguru ausgebildet, auf den inneren Ebenen, im Traumzustand, im geheimen, er hat sie alle geprüft und ihre Eignung
mit den uralten Adepten besprochen und schließlich dem Rat der neun Höchsten den Kandidaten präsentiert, der alle Prüfungen und Tests bestanden hatte, so
wie es seit Anbeginn der Menschheit von jedem Mahaguru getan wird. Der Rat der Adepten unter Führung von Avatar Yortam hat der Wahl zugestimmt und Howard
hat mir den Namen mitgeteilt, bevor er zu diesem Treffen fuhr. Hat er auch mit euch darüber gesprochen?“
Wir schüttelten die Köpfe wie Schulkinder vor der strengen Lehrerin. Jane nahm es gnädig zur Kenntnis.
„Er hat es innerlich getan. Prüft eure Träume der letzten Tage noch einmal. Ich kann jetzt nur jedes einzelne Mitglied des inneren Kreises bitten, den
neuen Mahaguru mit dem gleichen Engagement zu unterstützen, wie ihr es bei Jason getan habt. Die Wahl der Uralten fiel auf einen Mann, der sein Leben der
Liga verschrieben hat und der mit ganzer Kraft für die Liga eintritt, obwohl er äußerlich noch nicht so lange der Liga angehört wie wir in diesem Kreise.
Und doch werdet ihr ihn kennen, denn Howard hat ihn zu dem Treffen der Führerschaft eingeladen, das heute stattfinden sollte. Sein Name ist Gordon Blake.“
Kapitel 12
Vorträge
Im Versammlungsraum der Mission drängte sich eine bunte Menge von Balinesen. Man hatte sie aus allen Teilen der Insel herbeigeholt, sie mit Versprechungen
geködert, hatte die einheimischen Atmas ausgesandt, um Freunde und Familien zu aktivieren. Dan Putnam hatte alles daran gesetzt, den Saal zu füllen, um den
Journalisten der
Wahrheit
zu beweisen, dass seine Missionsarbeit erfolgreich war. Das Hauptquartier legte Wert auf positive Berichte über die
Arbeit in Asien. Ein anerkennender Artikel in der
Wahrheit
konnte sehr wohl Einfluss nehmen auf die Karriere eines Missionsleiters und seiner
Mitarbeiter. Putnam betrachtete die anwesende Menge mit Genugtuung. Es war in der Tat schwierig, auf dieser Insel mit den Lehren der Liga Fuß zu fassen.
Das Hauptquartier wusste das. Umso mehr würde man über die Fotos staunen, die Mark nun von dem geduldig wartenden Publikum machte. Ein voller Saal auf
Bali. Es war gleichgültig, dass die meisten bloß aus Neugierde gekommen
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