Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)
strengsten Stillschweigens von Sicherheitsbeamten hin- und wieder zurückgebracht. Selbst die Lireps, die offiziellen Vertreter
und Stellvertreter des Mahaguru in ihren jeweiligen Ländern, der Liga bis in den Tod treu ergeben, wurden mit unverhohlenem Misstrauen behandelt. Doch das
Wissen, dass der Mahaguru ihnen eine halbe Stunde seiner kostbaren Zeit widmete, würde alle Schikanen und Erniedrigungen vergessen machen. Andersen würde
die Lireps auf das Seminar einstimmen, würde ihre unbedingte Treue zum Mahaguru anmahnen. Sie würden später alles, was Andersen auf dem Seminar bekannt
gab, befürworten. Die Sitzreihen unmittelbar vor der Bühne waren für sie und andere handverlesene, verdiente Liga-Pioniere reserviert. Allein die Auswahl
der ungefähr zweitausend Personen für diese Vorzugsplätze hatte im Hauptquartier Tage in Anspruch genommen, denn der Sonderausweis, der den Zutritt zu
diesem Bereich öffnete, galt als Beglaubigung, dass jemand zur Elite der Liga zählte. Kein einflussreicher lokaler Ligaführer durfte vergessen und vor den
Kopf gestoßen werden.
Panetta zeigte mir den Bereich hinter der Bühne. Überall standen die Männer des Sicherheitsdienstes, den Ted für das Seminar engagiert hatte. Ihre
Uniformen, Gummiknüppel und Pistolengurte waren ebenso eindrucksvoll wie ihre entschlossenen Mienen. Als sie Panetta erkannten, nahmen sie Haltung an und
tippten mit den Fingern an die Mütze. Sie hatten die Aufgabe, den Bühnenbereich komplett abzuriegeln. Die Ethik-Hüter, die diese Aufgabe in der
Vergangenheit übernommen hatten, waren diesmal nur für die einfachen Dienste zuständig, für das Überprüfen der Eintrittskarten, das Lenken der
Besucherströme, das Öffnen und Schließen der Türen, die Sicherheit im Saal und in den Lobbys. Die VIP-Zugänge und der Bühnenbereich waren bei diesem
Seminar erstmals in Händen der schwarz uniformierten Profis. Die meisten der Seminarbesucher würden sie nicht zu Gesicht bekommen, nur die Atmas, die
hinter der Bühne zu tun hatten, würden sich wundern über die martialische Atmosphäre, die in den Katakomben der Seminarhalle herrschte. Doch die Sicherheit
des Mahaguru hatte Vorrang. Jeder würde das verstehen. Mit diesem Argument wurden auch die EHs beschwichtigt, die sich bei Panetta über die teuer bezahlte
ligafremde Konkurrenz beschwerten. Panetta musste bei diesem Seminar von seinen Ethik-Hütern isoliert werden, damit er im entscheidenden Augenblick in
Schach zu halten war, falls er auf dumme Gedanken kam. Andersens Phobien und sein von uns geschürtes Misstrauen gegen die EHs kamen uns nun zugute – der
Mahaguru war leicht vom Nutzen einer neutralen Sicherheitsfirma zu überzeugen und seiner Anordnung musste sich Panetta fügen.
Jetzt aber spielte sich Panetta auf, als habe er alles selbst so gewollt und geplant. Stolz erklärte er mir die Absicherung der Bühne: „Zwei Ringe von
Sicherheitsbeamten schützen den gesamten Bühnenbereich. Der erste Ring schirmt den Zugang zu den Garderoben und Proberäumen, der zweite die Bühne. Alle
Sprecher und Musiker werden von einem Pendeldienst von den Garderoben zur Bühne begleitet, dort für ihren Vortrag ins Rampenlicht entlassen und hinterher
wieder zur Garderobe zurückbegleitet. Dort verbleibt ihnen eine vorgeschriebene Zeit, bis sie sich bei den Wachen des äußeren Ringes, die eine Liste aller
Anwesenden führen, abmelden müssen. Niemand kann im Bühnenbereich unbeaufsichtigt einen Schritt tun. Kein Unbefugter kommt auch nur in die Nähe der Bühne.
Auch auf der Saalseite sind vor der Bühne die Profis postiert. Dort arbeiten sie Hand in Hand mit den EHs. Die EHs können viel lernen auf diesem Seminar.“
Staunend nahm ich Einblick in das Räderwerk perfekter Organisation. Offenbar erwartete Panetta mein Lob, als er mir dies alles bis ins kleinste Detail
erläuterte. Ich war nur zu einem mechanischen Kopfnicken fähig.
„Wenn der Auftritt des Mahaguru bevorsteht, wird der Bühnenbereich fast leer sein, bis auf das Wachpersonal natürlich. Die technischen Helfer müssen den
Auftritt vorbereiten und sich dann auf ihre reservierten Plätze im Auditorium begeben, mit ihnen die Musiker, die unmittelbar vor Ken auftreten. Wenn Ted
und John mit dem Mahaguru in ihrem Heli landen, sind nur mehr wir beide in den Kulissen. Ich werde den Hju-Gesang leiten und du wirst mir das Zeichen zum
Aufhören geben, sobald Ken hinter der Bühne eintrifft.“
In Wirklichkeit bestand meine
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