Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)
Meisterwechsel hindurch, durch alle Veränderungen vom kleinen, fast privaten Kreis um Jason zur weltumspannenden Bewegung. Vielleicht war
es der Stolz, zur Eliteschicht einer riesigen Organisation zu gehören, vielleicht der Respekt, den Tausende Atmas ihr zollten. Würde sie die Liga
verlassen, wären diese Privilegien dahin. Sie wäre ausgestoßen aus einer Welt, zu deren Mittelpunkt sie lange Jahre gehörte, wäre plötzlich wieder nur ein
gewöhnlicher Mensch. Das erklärte, warum Atmas, die mit belastendem Material gegen die Liga konfrontiert wurden, dem Mahaguru mit scheuklappenhafter
Sturheit die Treue hielten. Die Angst, ihre mühsam erarbeiteten Positionen zu verlieren, in ein Vakuum der Bedeutungslosigkeit zu fallen, ihre Einweihungen
aufgeben zu müssen, wog schwerer als gelegentlich vielleicht aufblitzende Zweifel. Dazu kamen die Drohungen mit der Strafe des Hju und der Druck des
lokalen Zentrums, dem sie angehörten. Aber war es wirklich nur das? Fetzen meiner Traumbilder schossen mir durch den Kopf, Menschen auf der engen Brücke,
angefüllt mit schwarzer Energie. Ich drängte sie fort. All das würde bald vorbei sein, für immer vorbei. Wie würde Nancy wohl reagieren auf Andersens Rede
von morgen, wie würde sie die schockierenden Tatsachen aufnehmen, mit denen der Mahaguru seine Anhänger konfrontieren wollte? Ted war überzeugt, dass sich
die Liga spalten würde. Wahrscheinlich würden sich mehrere Liga-Führer zu Mahagurus erklären und verunsicherte Atmas um sich scharen, vermutlich würde
Panetta der erfolgreichste von ihnen sein. „In je mehr Teile die Liga nach diesem Schlag zerspringen wird, desto gründlicher wird die Gefahr gebannt sein,
dass ein Teilstück wieder zu weltweiter Macht aufsteigt. Es wird immer weitere Abspaltungen geben, bis zuletzt nur mehr ein diffuses Netz unbedeutender,
sich bekämpfender Kleingruppen übrig sein wird. Indessen werden wir das Hauptquartier und die Organisation liquidieren. Die meisten Atmas aber werden von
keiner Liga mehr etwas wissen wollen, gleich wer sie anführt.“
Abendelang hatten wir darüber gesprochen, was nach diesem Seminar geschehen würde, hatten alle nur denkbaren Szenarios entworfen, das eine aber, das
schließlich Wirklichkeit wurde, hatten wir nicht einmal in Andeutungen umrissen. Für alle nur möglichen Folgen hatte Ted Pläne ausgearbeitet. „Wir können
erst zufrieden sein, wenn unser Versuchsmonster filetiert ist,“ sagte er. „Dieses Seminar ist der erste und entscheidende Schlag, aber es werden vielleicht
noch weitere nötig sein. Denke allein an die besitzrechtlichen Fragen. Auch Andersen wird nicht gerade begeistert sein, wenn er dahinterkommt, was wir
wirklich vorhaben.“
Als Inhaber der Copyrights an allen Büchern Jasons, an der Essenz der Liga-Literatur, wollten wir dafür sorgen, dass die Texte nicht mehr nachgedruckt
würden –
Welten der Wahrheit
,
Das
Buch der Erleuchtung
und all die anderen kultisch verehrten Schriften Jasons. Die versprengten
Liga-Reste würden ihres wichtigsten Materials beraubt sein. Da niemand außer dem engsten inneren Kreis die wirklichen Besitzverhältnisse und
Entscheidungskompetenzen innerhalb der Liga kannte, würde es ein leichtes sein, diese Pläne hinter den Kulissen, auf der neutralen Ebene der Rechtsanwälte,
in die Tat umzusetzen.
„Anschließend werden wir eine spirituelle Aufklärungswelle starten,“ schwärmte Ted. „Ein Buch über die wahre Geschichte der Liga inklusive Andersen. Damit
machen wir ein letztes Mal unser Geschäft mit den Verführten. Vielleicht sollten wir als unseren Beitrag zur Wiedergutmachung anbieten, dass jeder, der
seinen Liga-Ausweis einschickt, das Buch zum halben Preis bekommt. Und wir könnten eine Reihe über echte Spiritualität auf diesem Planeten machen, um all
den versprengten und verunsicherten Atmas neue Perspektiven zu eröffnen, einführende Bücher über die wichtigen geistigen Lehren aus der Sicht von
authentischen Lehrern. Und wir sollten die wichtigsten Autoren verlegen, von denen Jason geklaut hat, auch als eine Art Wiedergutmachung. Wir müssen einen
großen Teil des Geldes, das wir mit der Liga verdient haben, zur Behebung der Schäden aufwenden, die die Liga angerichtet hat. Denke an unsere
hochfliegenden Pläne, die wir hatten, als wir mit Jason den Verlag gründeten. Jetzt ist die Zeit gekommen, sie in die Tat umzusetzen.“
Im großen Saal sprach mittlerweile Nancy. Sie erzählte Anekdoten aus der
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