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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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werden mußte, denn der Abt hatte uns nicht allzuviel Zeit gelassen; bald würden die Mönche kommen, um den Leichnam zu waschen und für das Begräbnis herzurichten. Auch galt es, in alle Winkel zu schauen, unter die Tische, hinter die Wandregale und Schränke, ob uns nicht etwas entgangen war. William wollte nicht, daß Benno mir dabei half, er erlaubte ihm nur, die Tür zu bewachen; denn trotz der Anweisungen des Abtes drängten immer noch viele von draußen herein: Knechte, die von der schrecklichen Nachricht gehört hatten, Mönche, die ihren toten Mitbruder beweinten, Novizen mit Wasserbecken und weißen Laken …
    Wir mußten uns also sputen. Ich holte die Bücher und reichte sie William, er prüfte sie und legte sie auf den Tisch. Bald merkten wir, daß dieses Verfahren zu langsam war, und gingen gemeinsam vor, daß heißt, ich griff mir ein Buch, ordnete es, wenn es auseinandergefallen war, las den Titel und legte es zu den anderen. Und oft genug waren es lose Blätter.
    » De plantis libri tres , verdammt nochmal, das ist es auch nicht!« knurrte William und warf sein Buch auf den Tisch.
    » Thesaurus herbarum «, sagte ich, und William: »Vergiß es, wir suchen ein griechisches Buch!«
    »Vielleicht dieses?« fragte ich und zeigte ihm einen Band, dessen Seiten mit krausen Lettern bedeckt waren. »Nein, du Dummkopf!« fauchte William mich an. »Das ist Arabisch! Roger Bacon hatte vollkommen recht: Die erste Pflicht des Studenten ist das Studium der Sprachen!«
    »Aber Arabisch könnt Ihr doch auch nicht!« maulte ich gekränkt, worauf William versetzte: »Aber ich sehe wenigstens, daß es Arabisch ist!« Und ich errötete, denn ich hörte Benno leise hinter mir lachen.
    Es waren viele Bücher, und dazu kamen noch Hefte, Rollen mit Plänen des Himmelsgewölbes, Kataloge seltener Pflanzen. Wir arbeiteten lange, untersuchten jeden Winkel des Laboratoriums, William drehte sogar mit großer Kaltblütigkeit den Körper des Toten zur Seite, um nachzusehen, ob vielleicht etwas darunter lag, und faßte ihm in die Kutte. Nichts.
    »Es muß aber dasein!« sagte William. »Severin hatte sich hier mit einem Buch eingeschlossen. Der Cellerar hatte es nicht …«
    »Vielleicht trug er es unter der Kutte«, meinte ich.
    »Nein. Das Buch, das ich neulich unter dem Tisch des Venantius sah, war ziemlich groß. Wir hätten es bemerkt.«
    »Wie war es eingebunden?«
    »Ich weiß nicht, es lag aufgeschlagen auf dem Regal, und ich habe es nur ein paar Sekunden lang gesehen, gerade lange genug, um zu erkennen, daß es griechisch war, sonst erinnere ich mich an nichts. Überlegen wir weiter: Der Cellerar hatte es nicht und Malachias auch nicht, glaube ich jedenfalls.«
    »Bestimmt nicht«, fiel Benno ein. »Als der Cellerar ihn an der Brust packte, sah man, daß er nichts unter dem Skapulier versteckt haben konnte.«
    »Gut. Das heißt schlecht. Wenn das Buch nicht in diesem Raum ist, muß also vor Malachias und dem Cellerar noch jemand anders hier eingedrungen sein.«
    »Eine dritte Person, die Severin erschlagen hat?« fragte ich.
    »Zu viele Personen«, resignierte William.
    »Andererseits«, gab ich zu bedenken, »wer konnte denn wissen, daß dieses Buch hier war?«
    »Jorge zum Beispiel, falls er uns im Narthex gehört hatte.«
    »Ja schon«, überlegte ich, »aber Jorge hätte doch sicher nicht einen so kräftigen Mann wie Severin töten können, noch dazu mit solcher Gewalt.«
    »Sicher nicht. Außerdem hast du ihn ja zum Aedificium gehen sehen, und die Bogenschützen trafen ihn in der Küche, kurz bevor sie den Cellerar fanden. Also hätte er gar nicht die Zeit gehabt, erst hierher zu gehen und dann wieder in die Küche zurück. Bedenke, er muß doch schließlich, so gewandt er sich auch bewegen mag, an den Mauern entlanggehen, er kann nicht einfach quer durch den Garten, noch dazu im Laufschritt …«
    »Laßt mich mit meinem eigenen Kopf überlegen«, sagte ich, begierig, mit meinem Meister zu wetteifern. »Jorge kann es mithin nicht gewesen sein. Alinardus trieb sich in der Nähe herum, aber er kann sich kaum auf den Beinen halten und wäre erst recht nicht imstande, Severin zu überwältigen. Remigius war hier, aber die Zeit zwischen seinem Weggang aus der Küche und dem Eintreffen der Bogenschützen im Hospital war so kurz, daß er es kaum geschafft haben kann, sich von Severin öffnen zu lassen, über ihn herzufallen, ihn zu erschlagen und dann dieses ganze Pandämonium hier zu veranstalten. Malachias könnte

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