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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Griechisch!«
    »Ja, ja, du hast ja recht! Ich bin der Hornochse! Los, schneller!«
    Keuchend erreichten wir das Hospital und hatten Mühe hineinzukommen, denn die Novizen trugen gerade den Leichnam heraus. Drinnen wimmelte es von Neugierigen. William stürzte sofort zum Tisch, durchwühlte hastig die Bücher auf der Suche nach jenem einen schicksalsschwangeren, nahm sie eins nach dem anderen zur Hand und warf sie ungeduldig zu Boden unter den staunenden Augen der Umstehenden, fing noch einmal von vorn an, schlug jedes einzelne auf, dann noch ein drittes Mal … Es half alles nichts, die arabische Handschrift war verschwunden. Ich konnte mich dunkel an den sehr alten Einband erinnern, er war nicht robust gewesen und ziemlich abgewetzt, zusammengehalten von leichten Metallbändern …
    »Wer ist hier reingekommen, seit wir raus sind?« fragte William einen der Mönche, der freilich nur hilflos die Achseln zuckte. Klar, alle und niemand waren hereingekommen.
    Rasch überlegten wir, welche Möglichkeiten es gab. Malachias? Unwahrscheinlich, er wußte genau, was er suchte, er hatte uns vermutlich beobachtet und gesehen, daß wir mit leeren Händen herausgekommen waren, er war sicher längst ins Skriptorium zurückgekehrt. Benno? Jetzt fiel mir ein, daß er vorhin bei unserem kurzen Wortwechsel über die arabische Handschrift gelacht hatte. Ich hatte natürlich angenommen, er habe über meine Dummheit gelacht, aber vielleicht war es Williams Naivität gewesen, die ihn so amüsiert hatte – ihn, der sicherlich wußte, in wie vielen verschiedenen Gestalten eine alte Handschrift sich darbieten kann …Vielleicht hatte er sofort erkannt, was wir leider erst jetzt erkannt hatten, aber natürlich gleich hätten erkennen müssen – nämlich daß es doch recht sonderbar war, bei Severin, der kein Arabisch konnte, ein arabisches Buch zu finden … Wer kam sonst noch in Frage? Gab es eine dritte Person?
    William war völlig niedergeschlagen. Ich wollte ihn trösten, indem ich ihm sagte, seit drei Tagen sei er nun auf der Suche nach einem griechischen Buch gewesen, da sei es doch ganz natürlich, daß er beim Prüfen der Bücher alle, die keine griechische Schrift aufwiesen, sofort ausgesondert habe. Worauf er jedoch erwiderte, Irren sei gewiß menschlich, aber es gebe Menschen, die sich öfter als andere irrten, und die nenne man Tölpel, und er sei einer davon, und er frage sich, wozu er so lange in Paris und Oxford studiert habe, um dann nicht mal auf einen so simplen Gedanken zu kommen, daß alte Handschriften auch in Gruppen zusammengebunden sein können, was schließlich schon die Novizen wüßten, abgesehen von solchen Tölpeln wie mir, und ein Tölpelpaar wie wir beide hätte sicher großen Erfolg auf den Jahrmärkten, und dort sollten wir lieber künftig auftreten, statt hier dunkle Geheimnisse klären zu wollen, besonders wenn wir es mit Leuten zu tun hätten, die sehr viel heller seien als wir.
    »Aber was soll das Gejammer?« sagte er schließlich. »Wenn Malachias das Buch genommen hat, ist es jetzt sicher wieder in der Bibliothek, und dort finden wir es nur, wenn wir das Rätsel . des Finis Africae lösen. Und wenn es Benno genommen hat, wird er sich gewiß gedacht haben, daß ich früher oder später auf denselben Gedanken kommen würde wie er, sonst hätte er nicht so schnell gehandelt. Folglich hat er sich irgendwo mit dem Buch versteckt, und der einzige Ort, an welchem er sich gewiß nicht versteckt hat, ist der, an welchem wir ihn sofort suchen würden, nämlich seine Zelle. Also gehen wir lieber in den Kapitelsaal und sehen, ob vielleicht beim Verhör des Cellerars etwas herauskommt, was uns weiterbringt. Alles in allem ist mir nämlich noch gar nicht recht klar, worauf Bernard eigentlich hinauswill. Schließlich suchte er seinen Mann schon seit heute morgen, also lange bevor Severin ermordet wurde und aus ganz anderen Gründen.«
    Wir gingen zurück zum Kapitelsaal. Wir hätten besser daran getan, in Bennos Zelle zu gehen. Denn wie wir später erfuhren, hatte unser junger Freund durchaus keine so hohe Meinung von Williams Scharfsinn gehabt und daher nicht erwartet, daß wir so schnell ins Laboratorium zurückkehren würden. Weshalb er in der Annahme, daß ihn keiner dort suchen würde, genau in seine Zelle gegangen war, um dort das Buch zu verstecken …
    Doch davon später mehr. Einstweilen sollten sich nämlich andere Dinge ereignen, die so dramatisch und aufwühlend waren, daß wir darüber unser

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