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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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muß. Das gilt auch für dich, Benno, falls du es findest, was ich hoffe. Und da du so hilfsbereit bist, kannst du dich gleich mal nützlich machen: Geh ins Skriptorium und achte genau auf Malachias. Laß ihn nicht aus den Augen!«
    »Wird gemacht!« sagte Benno, sichtlich froh über den Auftrag, und eilte sofort hinaus.
    Wir konnten die Mönche draußen jetzt nicht mehr länger zurückhalten, und rasch füllte sich der Raum von neuem. Die Stunde des Mittagsmahls war inzwischen vorüber, wahrscheinlich versammelte Bernard Gui bereits seine Leute im Kapitelsaal.
    »Hier können wir jetzt nichts mehr tun«, sagte William.
    Mir schoß ein Gedanke durch den Kopf: »Vielleicht hat der Mörder das Buch aus dem Fenster geworfen, hinter das Hospital, um es sich später zu holen!« William warf einen skeptischen Blick auf die fest verriegelten Fenster. »Na gut«, sagte er, »sehen wir mal nach.«
    Wir gingen hinaus und inspizierten die Rückseite des Gebäudes, das sich fast an die Umfassungsmauer lehnte, aber doch einen schmalen Durchgang ließ. William ging vorsichtig voran, denn hier war der Schnee noch unberührt. Unsere Füße machten deutlich erkennbare Spuren auf der dünnen verharschten Kruste; wenn jemand vor uns hier gegangen wäre, hätte der Schnee ihn verraten müssen. Nichts.
    Wir kehrten dem Hospital mitsamt meiner dürftigen Hypothese den Rücken, um uns zum Kapitelsaal zu begeben. Während wir den Garten durchquerten, fragte ich William, ob er Benno wirklich vertraue. »Überhaupt nicht«, sagte er. »Aber wir haben ihm nichts gesagt, was er nicht schon wußte, und wir haben ihm Angst vor dem Buch gemacht. Und indem wir ihn jetzt den Bibliothekar überwachen lassen, lassen wir ihn zugleich durch den Bibliothekar überwachen, der sicher das Buch auf eigene Rechnung sucht.«
    »Und was hat der Cellerar gesucht?«
    »Das werden wir gleich erfahren. Zweifellos etwas, das er dringend brauchte, um eine Gefahr abzuwenden, die ihm furchtbare Angst macht. Und Malachias muß dieses Etwas kennen, wie erklärst du dir sonst, warum Remigius ihn so verzweifelt angefleht hat?«
    »Jedenfalls ist das Buch jetzt verschwunden …«
    »Das glaube ich freilich am allerwenigsten«, sagte William, während wir vor dem Kapitelsaal ankamen. »Wenn es da war, und Severin hat gesagt, daß es da war, dann ist es entweder fortgeschafft worden oder immer noch da.«
    »Und da es nicht da ist, muß es jemand fortgeschafft haben«, folgerte ich.
    »Wer sagt dir, daß wir nicht von einer anderen Prämisse ausgehen müssen? Zum Beispiel von dieser: Da alles dafür spricht, daß niemand es fortgeschafft haben kann …«
    »… müßte es noch dasein. Aber es war nicht da!«
    »Moment mal! Wir sagen, daß es nicht da war, weil wir es nicht gefunden haben. Aber vielleicht haben wir es nicht gefunden, weil wir nicht da nachgeschaut haben, wo es war.«
    »Aber wir haben überall nachgeschaut!«
    »Nachgeschaut, ja, aber vielleicht nicht gesehen. Oder gesehen, aber nicht erkannt. Adson, denk doch mal nach, wie hatte Severin das Buch genannt?«
    »Er sagte, es sei ein Buch, das er nicht kenne, ein griechisches Buch …«
    »Nein, jetzt erinnere ich mich, er sagte: ein seltsames Buch! Severin war ein Gelehrter, und für einen Gelehrten ist ein griechisches Buch nicht seltsam, auch wenn er kein Griechisch versteht, denn in jedem Falle kennt er die Schrift. Ein Gelehrter würde nicht einmal ein arabisches Buch als seltsam bezeichnen, auch wenn er kein Arabisch versteht …« William unterbrach sich. »Und was sollte auch ein arabisches Buch in Severins Laboratorium?«
    »Aber warum hat er das Buch dann seltsam genannt?«
    »Eben das ist die Frage. Es muß irgendwie ungewöhnlich gewesen sein, zumindest für ihn, der schließlich Botanikus war und nicht Bibliothekar … In Bibliotheken kommt es zuweilen vor, daß mehrere alte Handschriften einfach zusammengebunden werden, so daß in einem Band dann mehrere ganz verschiedene Texte enthalten sind, zum Beispiel ein griechischer, ein aramäischer …«
    »… und ein arabischer!« schrie ich auf, von blitzartiger Erkenntnis durchzuckt.
    William packte mich hart am Arm, zerrte mich aus dem Narthex und über den Hof zurück zum Laboratorium. »Hornochse! Holzkopf von einem Teutonen! Ignorant! Du hast nur die ersten Seiten geprüft und nicht den Rest!«
    »Aber Meister!« jammerte ich. »Ihr wart es doch, der die Seiten geprüft hat! Ich hatte sie Euch gezeigt, und Ihr habt gesagt, das sei Arabisch und nicht

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