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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Simmon.
    »Er wirkt eigentlich ganz nett«, sagte ich. »Könnte ich nicht bei ihm studieren?«
    Simmon lachte. Wilem grinste. »Was?«, fragte ich.
    »Elodin unterrichtet nicht mehr«, erklärte Sim. »Es sei denn, ein Oberseminar in Absonderlichkeit vielleicht.«
    »Aber er muss doch unterrichten«, entgegnete ich. »Er ist doch schließlich ein Meister.«
    »Sim hat recht. Elodin hat einen Sprung in der Schüssel.« Wilem klopfte sich mit einem Finger an die Schläfe.
    »Er kam mir ein wenig … seltsam vor«, sagte ich.
    »Du bist wirklich schnell von Begriff«, sagte Wilem trocken. »Kein Wunder, dass du es in so zartem Alter schon ins Arkanum geschafft hast.«
    »Lass ihn, Wil, er ist gerade mal eine Spanne hier.« Simmon wandte sich an mich. »Elodin war vor fünf Jahren noch Rektor.«
    »Elodin?«, fragte ich ungläubig. »Aber er ist doch noch so jung und so …« Ich verstummte, wollte das Wort nicht aussprechen, das mir auf der Zunge lag: verrückt .
    Simmon sprach den Satz zu Ende: »… brillant. Aber so jung ist er gar nicht, wenn man bedenkt, dass er mit vierzehn an der Universität zugelassen wurde.« Simmon sah mich an. »Mit achtzehn war er Arkanist. Und dann blieb er noch ein paar Jahre als Giller hier.«
    »Was ist denn ein Giller?«, fragte ich.
    »Ein Giller ist ein Arkanist, der an der Universität bleibt«, sagte Wil. »Giller unterrichten. Kennst du Cammar aus dem Handwerkszentrum?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Groß, Narbengesicht.« Wil wies auf eine seiner Gesichtshälften. »Nur noch ein Auge?«
    Ich nickte. Cammar war schwer zu übersehen. Seine linke Gesichtshälfte war ein Netz von Narben, von dem kahle Streifen in sein schwarzes Haar und seinen schwarzen Bart ausgingen. Links trug er eine Augenklappe. Er war eine wandelnde Mahnung daran, wie gefährlich die Arbeit in den Werkstätten sein konnte. »Ja, den habe ich gesehen. Der ist Arkanist?«
    Wil nickte. »Er ist Kilvins Stellvertreter. Er gibt Grundkurse in Sygaldrie.«
    Sim räusperte sich. »Wie gesagt: Elodin war der jüngste Student, der jüngste Arkanist und der jüngste Rektor.«
    »Aber dennoch«, sagte ich, »eine seltsame Besetzung für diesen Posten.«
    »Damals nicht«, sagte Simmon nüchtern. »Das war, bevor es geschah.«
    Als darauf nichts folgte, fragte ich: »Was?«
    Wil zuckte die Achseln. »Irgendetwas. Sie sprechen nicht darüber. Sie haben ihn in die Klapsmühle gesteckt, bis er einigermaßen wieder bei Sinnen war.«
    »Ich denke nur ungern daran«, sagte Simmon und rutschte beklommen auf seinem Stuhl hin und her. »Schließlich verlieren auch jedes Trimester etliche Studenten den Verstand, nicht wahr?« Er sah Wilem an. Erinnerst du dich noch an Slyhth?« Wil nickte ernst. »Das kann jedem von uns passieren.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Die beiden tranken. Ich hätte mich gern nach näheren Einzelheiten erkundigt, merkte aber, dass es ein heikles Thema war.
    »Wie dem auch sei«, sagte Sim leise. »Ich habe gehört, dass sie ihn nicht entlassen haben. Ich habe gehört, er ist geflohen.«
    »Kein Arkanist, der etwas taugt, lässt sich dauerhaft in eine Zelle sperren«, sagte ich. »Das ist also nicht weiter verwunderlich.«
    »Warst du mal da?«, fragte Simmon. »Das ist erbaut worden, um Arkanisten einzusperren.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgend jemand da ausbrechen kann, nicht einmal ein Meister.«
    »Das tut doch jetzt alles nichts zur Sache«, sagte Wilem und brachte uns auf das eigentliche Thema zurück. »Kilvin hat dich in seine Werkstatt eingeladen. Wenn du ihn beeindrucken kannst, bist du auf dem besten Weg zum Re’lar.« Er sah zwischen uns beiden hin und her. »Einverstanden?«
    »Einverstanden«, sagte Simmon.
    Ich nickte, aber in meinem Kopf ratterte es los. Ich dachte an Taborlin den Großen, der die Namen aller Dinge kannte. Ich dachte auch an die Geschichten, die Skarpi in Tarbean erzählt hatte. Er hatte nicht von Arkanisten gesprochen, nur von Namenskundigen.
    Und ich dachte an Elodin, den Meister der Namenskunde, und wie ich am besten mit ihm in Kontakt kommen konnte.

Kapitel 45
    Zwischenspiel: Eine Kneipengeschichte

    A uf einen Wink von Kvothe hin wischte der Chronist die Spitze seiner Feder an einem Lappen ab und schüttelte sich die Schreibhand aus. Bast streckte sich.
    »Ich hatte schon fast vergessen, wie schnell das alles geschah«, sagte Kvothe nachdenklich. »Das waren wahrscheinlich die ersten Geschichten, die über mich

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