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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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kleine Jungen, die Fragen vergeudeten oder Wünsche verwirkten, indem sie einfach drauflos plapperten. Mir blieben noch zwei Fragen, und ich wollte sie richtig einsetzen.
    Schließlich ließen wir den Wald hinter uns, und der Weg führte nun über eine ausgedehnte Rasenfläche zu einem eleganten Herrenhaus hinauf. Es war größer als das Handwerkszentrum, hatte ein rotes Ziegeldach, hohe Fenster und ein Säulenportal. Es gab hier Springbrunnen, Blumen und Hecken …
    Doch irgendetwas stimmte nicht. Je näher wir dem Tor kamen, desto mehr bezweifelte ich, dass es sich um das Haus eines Edelmannes handelte. Vielleicht war es die Anlage des Gartens, oder der Umstand, dass der schmiedeeiserne Zaun rings um das Anwesen über drei Meter hoch und, wie mir der geschulte Blick des Diebes verriet, praktisch nicht zu erklimmen war.
    Zwei streng blickende Männer öffneten das Tor, und wir gingen zum Hauseingang weiter. Elodin sah mich an. »Hast du schon von dem Refugium gehört?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es trägt auch noch andere Bezeichnungen: Tollhaus, Klapsmühle, Narrenasyl …«
    Die Irrenanstalt der Universität. »Es ist ja riesengroß. Wie …« Ich hielt inne, ohne die Frage gestellt zu haben.
    Elodin grinste. Fast hätte er mich gehabt. »Jeremy!«, rief er dem großen Mann zu, der am Eingang stand. »Wie viele Gäste haben wir heute?«
    »Der Empfang kann Euch die genaue Zahl nennen, Sir«, antwortete der Mann beklommen.
    »Grob geschätzt«, sagte Elodin. »Wir sind doch hier unter uns.«
    »Dreihundertzwanzig?«, sagte der Mann mit einem Achselzucken. »Dreihundertfünfzig?«
    Elodin klopfte an die Tür, und der Mann schloss ihm auf. »Und wie viele weitere könnten wir nötigenfalls noch unterbringen?«, fragte Elodin.
    »Hundertfünfzig sicher noch«, sagte Jeremy und öffnete die Tür. »Aber dann würde es eng.«
    »Siehst du, Kvothe?« Elodin zwinkerte mir zu. »Wir sind bestens vorbereitet.«
    Der Eingangsbereich war riesengroß, mit farbigen Fenstern und gewölbten Decken. Der Marmorboden war auf Hochglanz poliert.
    Es war geradezu unheimlich still hier. Ich verstand das nicht. Das größte Irrenhaus von Tarbean war nicht einmal halb so groß wie dieses Gebäude, hörte sich aber an, als tobten dort tausend wütende Katzen. Das war eine Meile weit zu hören, auch über den Straßenlärm hinweg.
    Elodin schlenderte zum Empfang, wo eine junge Frau stand. »Wieso ist denn heute niemand draußen, Emmie?«
    Sie lächelte beklommen. »Sie sind heute alle zu wild, Sir. Wir glauben, dass ein Sturm im Anzug ist.« Sie nahm ein Buch zur Hand. »Und außerdem ist bald Vollmond. Ihr wisst ja, was das bedeutet.«
    »Allerdings.« Elodin bückte sich und schnürte sich die Schuhe auf. »Wo ist Whin diesmal untergebracht?«
    Die Frau sah in einem Verzeichnis nach. »Ostflügel, erster Stock. Zimmer 247.«
    Elodin stellte seine Schuhe auf dem Empfangspult ab. »Passt du bitte darauf auf?« Die Frau lächelte leicht beklommen und nickte.
    Ich verkniff mir ein weiteres Dutzend Fragen. »Die Universität lässt sich das hier ja einiges kosten«, bemerkte ich.
    Elodin überhörte das und stieg auf Strümpfen eine breite Marmortreppe empor. Dann kamen wir in einen langen, weißen Korridor, von dem links und rechts Holztüren abgingen. Nun erst hörte ich die Geräusche, die ich an einem solchen Ort erwartet hatte. Stöhnen, Weinen, Geplapper, Schreie – doch alles sehr leise.
    Elodin nahm ein paar Schritte Anlauf und rutschte dann auf Strümpfen über den glatten Marmorboden, und sein Talar bauschte sich hinter ihm.
    Er rutschte erneut auf seinen Strümpfen, und ich ging neben ihm her. »Ich dachte, die Meister würden die Mittel der Universität für eher akademische Zwecke verwenden.«
    Elodin sah mich nicht an. Er nahm wieder Anlauf. »Du versuchst mir Antworten auf Fragen zu entlocken, die du gar nicht gestellt hast«, sagte er und glitt über den Boden. »Aber das verfängt bei mir nicht.«
    »Ihr versucht mir Fragen zu entlocken«, entgegnete ich. »Da erscheint mir das nur fair.«
    Er nahm wieder Anlauf und glitt dahin. »Wieso plagst du dich denn überhaupt mit mir herum?«, fragte Elodin. »Kilvin hält große Stücke auf dich. Wieso hältst du dich nicht an ihn?«
    »Weil ich glaube, dass Ihr Dinge wisst, die ich nirgends sonst lernen könnte.«
    »Als da wären?«
    »Dinge, die ich wissen will, seit ich zum ersten Mal jemanden sah, der den Namen des Windes rief.«
    »Den Namen des Windes?« Elodin hob die

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