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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Schmerzen, und ich wollte an diesem Tag nicht noch weitere Scherereien.
    »Diese Information wirst du so schnell nicht brauchen«, sagte Manet schließlich leise. »Da du in der Bibliothek ja jetzt Hausverbot hast. Aber dennoch solltest du wissen …« Er räusperte sich beklommen. »Man muss da keine Handlampe kaufen. Man leiht sie sich am Empfang aus und bringt sie anschließend wieder zurück.« Er sah mich an, als wäre er gespannt, wie ich auf diese Mitteilung reagieren würde.
    Ich nickte müde. Also hatte ich recht gehabt. Ambrose war tatsächlich nicht halb so ein Scheißkerl, wie ich gedacht hatte. Er war zehn Mal so ein Scheißkerl.

Kapitel 44
    Die leuchtenden Kugeln

    D as Handwerkszentrum der Universität verfügte über Werkstätten für Glasbläser, Glaser, Schreiner und Töpfer. Es gab dort auch eine vollständig ausgestattete Schmiede, die den Tagträumen eines Metallurgen hätte entsprungen sein können.
    Auch Kilvins Werkstatt befand sich dort. Sie hatte die Größe eines Kornspeichers. Mindestens zwei Dutzend große hölzerne Werkbänke mit zahllosen mir unbekannten Werkzeugen und Projekten darauf standen dort. Kilvins Werkstatt war der Mittelpunkt des Handwerkszentrums und Kilvin wiederum der Mittelpunkt seiner Werkstatt.
    Bei meinem Eintreffen war er eben damit beschäftigt, eine Eisenstange in Form zu biegen. Als er mich hereinspähen sah, ließ er sie im Schraubstock seiner Werkbank, kam zu mir und wischte sich die Hände am Hemd ab.
    Er musterte mich aufmerksam. »Geht es dir gut, E’lir Kvothe?«
    Ich hatte gerade einen Spaziergang unternommen und etwas Weidenrinde abgeschält und gekaut. Der Rücken tat mir zwar immer noch weh, aber es war zu ertragen. »Es geht, Meister Kilvin.«
    Er nickte. »Ausgezeichnet. Jungen in deinem Alter sollten sich solche Kleinigkeiten nicht zu Herzen nehmen. Du wirst bald wieder topfit sein.«
    Ich wollte eine höfliche Antwort geben, doch etwas, das über unseren Köpfen hing, lenkte mich ab.
    Kilvin folgte meinem Blick. Als er sah, wohin ich blickte, spaltete ein Lächeln seinen Vollbart. »Ah«, sagte er mit väterlichem Stolz. »Meine Prachtstücke.«
    Von den hohen Dachsparren der Werkstatt hingen an Ketten gut fünfzig Glaskugeln herab. Sie waren unterschiedlich groß, keine aber größer als ein Menschenkopf.
    Und sie leuchteten.
    Als er meinen Gesichtsausdruck sah, machte Kilvin eine Geste. »Komm«, sagte er und führte mich zu einer schmalen, schmiedeeisernen Treppe. Oben angelangt, betraten wir eine Reihe eiserner Laufstege, die in fünf Meter Höhe unter dem Dach hin und her verliefen. Schließlich kamen wir zu den Glaskugeln, in denen ein Feuer brannte.
    »Das«, sagte Kilvin, »sind meine Lampen.«
    Erst da wurde mir klar, worum es sich handelte. Einige enthielten eine Flüssigkeit und einen Docht, fast wie eine normale Lampe, aber die meisten wirkten vollkommen fremdartig. Eine enthielt weiter nichts als wabernden grauen Rauch, der ab und zu aufflackerte. Eine andere enthielt einen an einem Silberdraht befestigten Docht, an dem, obwohl keinerlei Brennstoff zu erkennen war, eine reglose weiße Flamme brannte.
    Zwei Kugeln, die nebeneinander hingen, ähnelten einander stark, bloß dass in der einen eine blaue Flamme brannte und in der anderen eine orangene. Einige Kugeln waren klein wie Pflaumen, andere groß wie Melonen. Eine enthielt etwas, das wie ein Stück Kohle und ein Stück Kreide aussah, und dort, wo die beiden aufeinander trafen, züngelte eine rote Flamme in alle Richtungen.
    Kilvin ließ mich das eine ganze Zeitlang betrachten, ehe er näher trat. »Bei den Kealden gibt es die Legende von der ewigen Lampe. Ich glaube, so etwas ist technisch durchaus machbar. Und seit zehn Jahren arbeite ich daran. Ich habe viele Lampen gebaut, und einige davon sind ausgesprochen gelungen und brennen sehr lange.« Er sah mich an. »Aber keine von ihnen brennt ewig.«
    Er ging ein paar Schritte weiter und zeigte auf eine der Glaskugeln. »Erkennst du das hier, E’lir Kvothe?« Die Kugel enthielt weiter nichts als einen grünlich-gräulichen Wachsklumpen, der mit einer grünlich-gräulichen Flamme brannte. Ich schüttelte den Kopf.
    »Hm. Solltest du aber. Weißes Lithiumsalz. Darauf bin ich vor dreieinhalb Spannen gekommen. Und bislang brennt sie gut. Vierundzwanzig Tage, und ein Ende ist noch nicht abzusehen.« Er sah mich an. »Es hat mich erstaunt, dass du das bei der Prüfung genannt hast. Ich habe schließlich zehn Jahre gebraucht, um auf diese

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