Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
Vom Netzwerk:
Idee zu kommen. Dein zweiter Vorschlag, Natriumöl, war nicht so gut. Das habe ich schon vor Jahren ausprobiert. Es brannte nur elf Tage.«
    Er ging zu der letzten Lampe und wies auf die Glaskugel mit der reglosen weißen Flamme darin. »Siebzig Tage«, sagte er stolz. »Ich hoffe nicht darauf, dass es mit ihr gelingt; Hoffen ist etwas für Dummköpfe. Aber wenn sie noch sechs Tage weiter brennt, wird es die beste Lampe der letzten zehn Jahre sein.
    Er betrachtete sie eine Zeitlang. »Aber ich hoffe nicht«, sagte er mit Entschiedenheit. »Ich baue neue Lampen und stelle Messungen an. Nur so erzielt man Fortschritte.«
    Schweigend führte er mich zurück in das Erdgeschoss der Werkstatt. Dort baute er sich vor mir auf. »Deine Hände«, sagte er gebieterisch.
    Ich wusste nicht, was er wollte, und hob die Hände. Er nahm sie in die seinen, und seine Berührung war erstaunlich sanft. Er drehte sie hin und her und betrachtete sie aufmerksam. »Du hast die Hände eines Kealden«, sagte er widerwillig lobend. Er hielt mir seine Hände hin. Er hatte dicke Finger und breite Handflächen. Er ballte sie zu Fäusten, die wie Holzhammerköpfe wirkten. »Ich habe jahrelang gebraucht, bis ich diese Hände wie die Hände eines Kealden bewegen konnte. Du hast Glück. Du wirst hier arbeiten.« Und indem er den Kopf fragend neigte, verwandelte er diese gemurrte Feststellung in eine Einladung.
    »Oh, ja, gerne. Ich meine: Vielen Dank, Sir. Es ist mir eine große Ehre –«
    Er schnitt mir mit einer ungeduldigen Geste das Wort ab. »Komm zu mir, wenn dir zum Thema ewige Lampe noch irgendetwas einfällt. Falls du wirklich so klug bist, wie deine Hände andeuten …« Sein buschiger Bart verbarg sein Lächeln, aber es leuchtete in seinen dunklen Augen, als er neckisch zögerte und einen Finger hob, dessen Kuppe so kräftig war wie die Schlagfläche eines Hammerkopfs, »… werden ich und die Meinigen dir einige interessante Dinge zeigen.«

    »Du musst dir überlegen, bei wem du dich beliebt machen willst«, sagte Simmon. »Einer der Meister muss dich zum Re’lar ernennen. Also solltest du dir einen aussuchen und dann an ihm kleben bleiben wie Scheiße an seiner Schuhsohle.«
    »Reizend«, bemerkte Sovoy trocken.
    Ich saß mit Sovoy, Wilem und Simmon an einem Tisch hinten im Anker’s , etwas abseits der Felling-Abend-Meute, die den Schankraum mit Bohei erfüllte. Zwei Tage zuvor hatte man mir die Fäden gezogen, und wir feierten meine erste Spanne als Mitglied des Arkanums.
    Keiner von uns war sonderlich betrunken. Aber es war auch keiner von uns sonderlich nüchtern.
    »Ich konzentriere mich einfach darauf, brillant zu sein«, sagte Sovoy. »Und warte dann darauf, dass die Meister das bemerken.«
    »Wie hat das denn bei Mandrag funktioniert?«, fragte Wilem und zeigte ein seltenes Lächeln.
    Sovoy warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Mandrag ist ein Rindvieh.«
    »Das erklärt, warum du ihm mit deiner Gerte gedroht hast«, sagte Wilem.
    Ich hätte fast laut losgelacht. »Hast du das tatsächlich?«
    »Das ist nicht die ganze Geschichte«, sagte Sovoy. »Er hat mich bei der Beförderung übergangen. Er wollte mich noch weiter als Arbeitskraft ausnutzen, statt mich zum Re’lar zu ernennen.«
    »Und da hast du ihm mit der Gerte gedroht.«
    »Wir haben uns gestritten«, sagte Sovoy ganz ruhig. »Und rein zufällig hatte ich eine Gerte in der Hand.«
    »Und hast damit herumgefuchtelt«, sagte Wilem.
    »Ich kam gerade von einem Ritt!«, sagte Sovoy hitzig. »Wenn ich gerade von einer Hure gekommen wäre, hätte ich vielleicht mit einem Strumpfband gefuchtelt, und niemand hätte sich etwas dabei gedacht!«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen.
    »Na, da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Simmon und brach dann mit Wilem in Gelächter aus.
    Sovoy lächelte gequält und wandte sich an mich. »In einem Punkt hat Sim recht. Du solltest dich auf ein bestimmtes Thema konzentrieren. Sonst endest du wie Manet, der ewige E’lir.« Er stand auf und richtete seine Kleider. »Wie sehe ich aus?«
    Sovoy war nicht im strengen Sinne modisch gekleidet, denn er hielt sich eher an den modeganischen Stil als an den hiesigen. Aber es ließ sich nicht bestreiten, dass er in seinen dezent gefärbten Gewändern aus Seide und Samt eine gute Figur abgab.
    »Was spielt das für eine Rolle?«, fragte Wilem. »Willst du dich etwa mit Sim zu einem Stelldichein verabreden?«
    Sovoy lächelte. »Ich muss euch jetzt leider verlassen. Ich bin mit einer Dame

Weitere Kostenlose Bücher