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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Augenbrauen und nahm wieder Anlauf. »Eine heikle Sache.« Er glitt dahin. »Wie kommst du auf die Idee, dass ich etwas darüber wüsste?«
    »Simples Ausschlussverfahren«, sagte ich. »Keiner der anderen Meister befasst sich damit. Also muss es in euer Spezialgebiet fallen.«
    »Dieser Logik nach müsste ich dann auch für Solinadentänze, Handarbeiten und Pferdediebstahl zuständig sein.«
    Wir waren am Ende des Korridors angelangt, und Elodin wäre um ein Haar mit einem großen, breitschultrigen Mann zusammengeprallt. »Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Sir«, sagte der Mann, obwohl es ganz offenkundig nicht seine Schuld war.
    »Timothy«, sagte Elodin und wies mit dem Zeigefinger auf ihn. »Komm mit.«
    Elodin führte uns etliche kürzere Korridore entlang, bis wir schließlich zu einer schweren Holztür kamen, in die in Augenhöhe eine Schiebeluke eingebaut war. Elodin zog sie auf und spähte hinein. »Wie geht es ihm?«
    »Er ist ganz ruhig«, sagte Timothy. »Ich glaube, er hat nicht viel geschlafen.«
    Elodin zog an dem Türriegel und wandte sich dann mit einschüchterndem Blick an Timothy. »Ihr habt ihn eingeschlossen?«
    Timothy war einen Kopf größer als Elodin und wog wahrscheinlich das Doppelte, doch als der unbeschuhte Meister ihn anfunkelte, wich ihm alle Farbe aus dem Gesicht. »Das war ich nicht, Meister Elodin. Das …«
    Elodin schnitt ihm mit einer energischen Geste das Wort ab. »Sofort aufschließen.«
    Timothy hantierte mit einem Schlüsselbund.
    Elodin starrte ihn weiter an. »Alder Whin wird nicht eingesperrt. Er darf kommen und gehen, wie es ihm beliebt. Und ihm wird auch nichts ins Essen gemengt, es sei denn, er verlangt es ausdrücklich. Ich mache dich hierfür verantwortlich, Timothy Generoy.« Elodin pochte ihm mit seinem langen Zeigefinger auf die Brust. »Wenn ich herausfinden sollte, dass Whin sediert oder gefesselt wurde, kannst du dich darauf gefasst machen, dass ich dich wie ein Pony durch die Straßen von Imre reiten werde.« Er funkelte ihn an. »Fort mit dir.«
    Der Mann eilte von dannen.
    Elodin wandte sich an mich. »Du darfst mit reinkommen, aber mach keine Geräusche oder hektischen Bewegungen. Und du sprichst nur, wenn du angesprochen wirst. Und wenn du sprichst, dann nur mit leiser Stimme. Verstanden?«
    Ich nickte, und er öffnete die Tür.
    Der Raum sah anders aus, als ich erwartet hatte. Durch große Fenster schien Sonnenlicht herein. Es gab ein großes Bett und einen Tisch und Stühle. Wände, Decke und Boden waren dick mit weißem Stoff gepolstert. Das Bett war abgezogen, und auf dem Boden, an eine Wand gedrängt, lag ein dünner Mann von etwa dreißig Jahren, der sich in die Bettwäsche gewickelt hatte.
    Elodin schloss die Tür hinter uns, und der Mann zuckte zusammen. »Whin?«, sagte Elodin leise und trat näher. »Was ist denn geschehen?«
    Alder Whin blickte sich um wie eine Eule. Er war sehr mager, trug unter der Decke kein Hemd, sein Haar stand in alle Richtungen ab, und er hatte die Augen aufgerissen. Er sprach leise, mit immer wieder überschnappender Stimme. »Es ging mir gut. Es ging mir gut. Aber dann all diese Menschen, wie sie reden, die Hunde, das Kopfsteinpflaster … Ich habe es einfach nicht mehr ertragen.«
    Whin drängte sich an die Wand, und die Decke rutschte ihm von der schmalen Schulter. Zu meinem Erstaunen sah ich, dass er ein bleiernes Gildenabzeichen um den Hals trug. Der Mann war tatsächlich ein richtiger Arkanist.
    Elodin nickte. »Und warum liegt Ihr auf dem Fußboden?«
    Whin sah mit panischem Blick zum Bett hinüber. »Ich falle«, sagte er leise, in einem Tonfall des Entsetzens und der Verlegenheit. »Und da sind Sprungfedern und Latten. Und Nägel.«
    »Wie geht es Euch jetzt?«, fragte Elodin. »Würdet Ihr mit mir zurückkommen?«
    »Nein! Nein!«, flehte Whin voller Verzweiflung, kniff die Augen zu und zog die Decke fester um sich. Seine schwache, schrille Stimme ließ sein Flehen herzzerreißender klingen, als wenn er geschrien hätte.
    »Es ist schon gut. Ihr dürft hier bleiben«, sagte Elodin leise. »Ich komme Euch wieder besuchen.«
    Da schlug Whin die Augen auf und sah uns aufgeregt an. »Bringt aber keinen Donner mit.« Mit seiner mageren Hand packte er Elodins Hemdzipfel. »Was ich brauche, ist eine Katzenpfeife und Blaudaunen und auch Knochen. Zeltknochen.«
    »Ich bringe es Euch«, versicherte Elodin und schickte mich mit einem Wink hinaus.
    Elodin schloss hinter uns die Tür. »Whin wusste, worauf er sich

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