Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis
dem hohen Anteil an Kakao ist wichtig –, nun, ich brauche wohl kaum weiterzureden. Du weißt, was ich dann tun würde. Oder eben nicht.
Tatsache ist, dass ich mir für eine besondere Gelegenheit ein Stück Schokolade aufgespart habe, das ziemlich genau dem entspricht, was ich gerade beschrieben habe. Gerade in diesem Augenblick liegt es hoch oben in einem Regal, an das ich ohne Leiter nicht herankomme. Ich habe es dorthin gelegt, damit ich es nicht einfach verschlinge, ohne den Genuss zu würdigen. Ich muss zugeben, noch nie habe ich mehr danach gelechzt als jetzt.
Die Schokolade im Regal ist von allerbester Qualität. Ich werde die Marke nicht nennen, diese Information könnte von meinen Feinden dazu benutzt werden, mich aufzuspüren. Aber ich versichere dir, sie ist sündhaft teuer. Viele Kakaobohnen haben ihr Leben lassen müssen für diese Schokolade. Ich kann sie fast auf meiner Zunge spüren.
Hmmm . . .! Was muss ich tun, um einen Bissen davon zu kriegen?
Es wäre falsch, die Schokolade ohne Gegenleistung zu essen. Ich gehöre nicht zu denen, die eine Bestechung annehmen und dann so tun, als wäre nichts gewesen. Das wäre absolut unehrenhaft.
Kurz und gut, wenn ich die Schokolade will, muss ich weiterschreiben.
Was für eine furchtbar furchtbare Wahl. Auf der einen Seite: Ich widerstehe der Schokolade, bleibe gesund und schlank und mache diesem sorglosen Geschichtenerzählen ein Ende. Auf der anderen Seite: Ich klettere die Leiter hinauf, schwelge in Schokolade und dann, vollgestopft mit Zucker und Schuldgefühlen, schreibe ich weiter, in dem Bewusstsein, dich möglicherweise einem Schicksal zu überlassen, das schlimmer ist als der Tod.
So gesehen fällt die Wahl nicht schwer.
Ich bin gleich wieder zurück.
Kapitel achtzehn
Es war eine dunkle und stürmische Nacht
D as war es tatsächlich. Dunkel und stürmisch.
Als hätte sich das Wetter verschworen, unsere Geschichte in einen Gruselkrimi zu verwandeln.
Oder als hätte – und das scheint etwas plausibler – Madame Mauvais sogar Gewalt über den Himmel und würde sie dazu benutzen, die Ereignisse des Abends zu verdunkeln.
So oder so macht das Wetter meine Aufgabe leichter. Es sorgt für die passende Stimmung. Und es macht es überflüssig, bestimmte Tatsachen geheim zu halten. So wie die Straßenecke, an der Kass wartete. Bei all dem Regen war sie ohnehin kaum zu sehen.
Was Kass anging, so machte das Wetter es ihr leider nicht leichter, sondern es machte sie nur nasser. Mit klappernden Zähnen stand sie unter einer Straßenlaterne und drückte den Rucksack an die Brust, damit er sie ein wenig wärmte. Nicht dass es viel genutzt hätte, der Rucksack war genauso pitschnass wie ihre Kleider.
Es war schwierig gewesen, sich für die passende Kleidung zu entscheiden.
Nach ihrem Telefonat mit Madame Mauvais war Kass nach Hause gegangen und hatte den Kleiderschrank ihrer Mutter durchforstet. Sie hatte sogar ein Kleid anprobiert, das erste Mal seit über einem Jahr. Aber auch wenn sie in letzter Zeit in die Höhe geschossen war, sah sie in den Sachen ihrer Mutter immer noch so aus, als würde sie Verkleiden spielen. Sie hatte sogar in Erwägung gezogen, sich Ambers Skelton-Schwestern-T-Shirt auszuleihen, aber sie brachte es nicht über sich, anzurufen und Amber darum zu bitten. Außerdem, überlegte Kass, würde eine echte Skelton-Schwester wohl kaum so ein T-Shirt tragen.
Schließlich entschied sie sich für ihre normale Jeans und ein Sweatshirt. Sie verlieh ihnen ein wenig Chic und zog die Fellstiefel an, die ihre Mutter sich gekauft hatte für die Skiurlaube, die nie stattfanden. Sie sahen nicht ganz so aus wie die modischen Flauschstiefel, die Amber und ihre Freundinnen hatten, aber es kam in etwa hin. (Ich weiß, am Anfang dieses Buchs habe ich dir gesagt, Kass würde nie im Leben solche Stiefel anziehen; ich dachte nicht daran, dass Kass sie als Teil ihrer Tarnung brauchen könnte.)
Inzwischen bereute sie das mit den Stiefeln. Sie waren nicht nur viel zu groß, sie waren auch völlig durchweicht. Ihre Füße rutschten darin hin und her und bei jedem Schritt gab es ein schmatzendes Geräusch. Sie kam sich vor wie ein Yeti.
Das andere neue Accessoire war nicht minder ungeeignet für so ein Wetter: eine Sonnenbrille. Sogar jemand wie Kass wusste, dass Prominente immer eine Sonnenbrille trugen, drinnen wie draußen. Außerdem verdeckte die Brille das Gesicht – was wohl auch der Grund war, warum die Berühmtheiten sie trugen. (Hätte Kass
Weitere Kostenlose Bücher