Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis
Suche nach dem Mittel, das Blei in Gold verwandelte und das ihnen Unsterblichkeit verlieh. Klingt das nicht so wie das, worüber Dr. L geredet hat? Weißt du noch – die wahre Wissenschaft, bei der alles eins ist?«
»Ja, kann sein«, murmelte Kass, die nicht richtig zuhörte. »Sieh dir lieber mal das an...«
Okay, ich muss dir etwas beichten.
Max-Ernest hat die Zeilen gar nicht laut vorgelesen. Er stieß in einem Buch auf einen Hinweis, bei dem es um Alchimie ging. Dann hat er Kass gefragt, ob sie weiß, was das ist, und danach hat er das Buch wieder weggelegt. Die Beschreibung der Alchimie – sie stammt von mir. Du wirst sie nirgendwo sonst finden und ganz sicher nicht in einem edelsteinbesetzten Buch in einer Bibliothek neben einer Pyramide.
Die Sache ist die, ich wusste nicht, wie ich die Information sonst hätte einfließen lassen können, denn du wirst sie brauchen, um die folgenden Seiten zu verstehen.
Außerdem muss ich zugeben, dass ich mir langsam ein ganz, ganz klein wenig Sorgen um dich mache. Wie heißt es doch gleich: gewarnt sein heißt gewappnet sein? Zu begreifen, was in einem Buch vor sich geht, ist das eine, zu überleben das andere.
Du musst nämlich wissen, Madame Mauvais’ Spa war gar kein richtiges Spa – oder zumindest nicht nur. Es war der Zufluchtsort eines der ältesten und mächtigsten und bei Weitem finstersten Alchimistenklubs der Welt. Sie nannten sich die Meister der Mitternachtssonne. *
Und auch wenn sie bisher noch nicht das Geheimnis aller Geheimnisse entschlüsselt hatten, so hatten sie doch genügend andere Geheimnisse – und gefährliche obendrein.
Ach, hätten Kass und Max-Ernest doch nur denselben Vorteil gehabt wie du. Dann hätten sie vielleicht Owens Ratschlag befolgt und wären geflohen, solange sie noch konnten. Stattdessen handelten sie wie Helden – will heißen, töricht –, ohne auf ihre Sicherheit zu achten und ihren Verstand einzuschalten.
Du, davon gehe ich aus, machst nicht den gleichen Fehler.
Und nun zurück zu unserer Geschichte.
»Ich bin sicher, sie führt ins Innere der Pyramide. Es kann gar nicht anders sein«, sagte Kass, als Max-Ernest neben sie trat. Sie stand vor einer Bronzetür, auf der ägyptische Hieroglyphen eingraviert waren...
Wenn ich’s recht bedenke, dann lass uns hier eine kurze Verschnaufpause einlegen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich könnte eine brauchen.
* Was nicht heißt, dass alle Alchimisten Quacksalber oder Verbrecher sind. Die Chemie begann ursprünglich als Alchimie, Gleiches gilt für die Psychologie. Sir Isaac Newton, der Mann, der die Schwerkraft entdeckte, war ein Alchimist. Genauso der Mann, der die moderne Medizin begründete. Wenn du das nächste Mal zu einer Routineuntersuchung gehst, dann frag doch deinen Arzt, ob er oder sie an Alchimie glaubt. Falls er Nein sagt, dann gib ihm den Rat, sich einen anderen Beruf zu suchen.
Kapitel achtundzwanzig
Ins Innere der Pyramide
Teil zwei
I ch bin sicher, sie führt ins Innere der Pyramide. Es kann gar nicht anders sein«, sagte Kass, als Max-Ernest neben sie trat. Sie stand vor einer Bronzetür, auf der ägyptische Hieroglyphen eingraviert waren. Die Tür war kaum versteckt, aber sie war kleiner als die anderen und zum Teil von Büchern verstellt. Sie sah aus wie die Tür zu einem Safe oder einer Grabstätte – eine Tür, die Leute abhalten soll. Eine Tür, die Leute nicht hindurchlässt.
In der Mitte war eine große Scheibe, umrahmt von den Buchstaben des Alphabets. Es war eine Art Kombinationsschloss.
»Es muss ein geheimes Passwort geben«, überlegte Kass. »Aber wie kriegen wir es raus?«
»Vielleicht findet sich irgendwo ein Hinweis.«
»Na klar, man muss nur die Hieroglyphen lesen können«, seufzte Kass niedergeschlagen.
»Vielleicht reicht auch deine eigene Sprache«, sagte Max-Ernest und deutete auf die Tür.
Um die Hieroglyphen herum rankten sich Lotusblüten und Skarabäen und alle möglichen fremdartigen ägyptischen Symbole, aber dazwischen standen folgende Worte:
Wie beginnt das Theater?
Was, wenn du das Ende der Erde
mit dem innersten Lob ersetzt?
Nun hör auf, wie du angefangen hast.
Denn dein Name ist ein Spiegel und in dir finden wir uns alle wieder.
»Es ist ein Rätsel, meinst du nicht?«, sagte Kass und legte den Kopf schief, um zu sehen, ob sie auch alles richtig gelesen hatte. »Wie bei der Sphinx.«
Max-Ernest sagte gar nichts. Seine Augenbrauen berührten sich fast, so angestrengt dachte er nach.
»Meinst du,
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