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Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Titel: Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pseudonymous Bosch
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findest du das?«
    »Faszinierend«, sagte Kass.
    Max-Ernest grinste. »Rate mal, wie dieser Gott heißt? Thoth! Da hast du deine Kombination: T-H-O-T-H. Thoth.«
    »Thoth?«, wiederholte Kass ungläubig.
    »Thoth.«
    »Thoth?«
    »Thoth!«
    »Thoth, Thoth, Thoth, Thoth, Thoth!«, äffte Kass ihn nach und lachte.
    Die Tür schwang mit einem zufriedenstellenden Klicken auf.
    Sie standen auf dem obersten Absatz einer Treppe. Kass legte den Finger an die Lippen und Max-Ernest schaffte es tatsächlich, wenigstens für einen kurzen Augenblick, still zu sein.
    Schweigend stiegen sie die Stufen hinunter, bis sie in einen schwach beleuchteten Gang kamen – so schmal, dass unsere beiden Freunde hintereinandergehen mussten.
    »Ich vermute, wir sind direkt unter dem Wassergraben«, flüsterte Max-Ernest.
    Kass nickte und dachte nervös an ihren Pyramidentraum. Sie spürte, wie ein Gefühl der Enge ihr die Luft abschnürte.
    Der Gang war nicht so lang und gewunden wie in ihrem Traum. Stattdessen endete er abrupt – vor einer Steinmauer.
    »Na toll«, flüsterte Max-Ernest. »Und jetzt?«
    Er wollte schon wieder umkehren, als er sah, wie Kass ganz nah an die Mauer trat und durch ein kleines Guckloch in einer gut getarnten Tür spähte. Er gab ihr einen Knuff und sie machte Platz, ungefähr zwei Zentimeter, damit auch er hindurchschauen konnte.
    Hinter der Tür war ein riesengroßer Raum: das Innere der Pyramide.

Kapitel neunundzwanzig
    Ein Röhrchen durch die Nase

    D as Guckloch war zu klein, um den ganzen Raum einzusehen, aber wenn man von verschiedenen Blickwinkeln aus hindurchspähte, konnte man die einzelnen Bilder zusammensetzen wie bei einer Collage.
    Der Fußboden war mit schimmernden Steinen in der Farbe eines tropischen Ozeans gefliest und erstreckte sich in alle Richtungen, viel weiter, als man von außen vermutet hätte. Die mit Goldblatt überzogenen Wände reichten hoch bis zur Spitze der Pyramide, wo eine Art Dachfenster das Licht der Leuchtkugel hereinließ. In der Mitte des Raums stand ein erhöhter Altar, auf dem eine riesengroße Eisenschale stand (kleiner als ein VW Käfer, aber größer als der Zauberkessel einer Hexe), in der das gleiche schillernde Feuer loderte wie in der Leuchtkugel.
    Die Menschen waren um den Altar versammelt und machten ihn so zu einer Art Theaterbühne. Sie reckten sich auf ihren Stühlen und starrten mit einer solchen Gier auf das Feuer wie Wüstentiere auf die Oase. Unter ihnen waren ein paar Leute, die Kass als Badegäste wiedererkannte. Wie es schien, waren auch sie Mitglieder dieses Klubs, der sich mit uraltem Alchimistenkult beschäftigte.
    Kass und Max-Ernest konnten Madame Mauvais zwar nicht sehen, aber sie hörten ihre eisige Stimme, die bis zu ihnen in den schmalen Korridor hallte. Die Pyramide hatte die Akustik eines Konzertsaals allerersten Ranges. Madame Mauvais hatte jedoch nicht vor, ein Konzert anzukündigen. Ganz im Gegenteil.
    »Ich weiß, wie begierig wir alle miteinander sind, endlich anzufangen«, sagte sie. »Doch heute Abend haben wir zunächst einige Geburtstage zu feiern.«
    Wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellten, konnten Kass und Max-Ernest Madame Mauvais am Altar neben dem Feuer stehen sehen. Sie war wie immer in Gold gekleidet, dazu trug sie diesmal einen ägyptischen Kopfschmuck und ihre Augen waren mit schwarzem Kajal umrahmt. Sie hätte gut als Kleopatra durchgehen können.
    »Roxana, meine Teuerste, würdest du kurz aufstehen, damit wir dein hübsches Gesicht sehen können...?«
    Eine junge Frau – vom Aussehen her eher noch ein Mädchen – stand auf und lächelte schüchtern in die Runde.
    »Wie alt bist du heute geworden – siebenundneunzig? Noch so jung! Seht sie euch an, ihr alle – diesen Teenager!«
    Die Anwesenden applaudierten höflich und die junge Frau errötete. Dann setzte sie sich wieder.
    »Itamar, mein Bester, wo bist du?«, fragte Madame Mauvais und ließ den Blick durch die Reihen schweifen. »Würdest du deiner einstigen Schülerin die Freude machen aufzustehen?«
    Ein alter Mann erhob sich und stützte sich auf seinen Geh-stock. Sein Gesicht war gespenstisch blass und ausdruckslos, als wären Gefühlsregungen eine zu große Anstrengung für ihn. Aber seine Augen blickten wach und lebendig. Er trug einen schmal geschnittenen schwarzen Anzug, der ihm auf den Leib geschneidert schien, als müsste er sein Skelett zusammenhalten.
    »Heute ist Itamar vierhundertneunundachtzig Jahre alt geworden! Vierhundertneunundachtzig Jahre!

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