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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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„Später, Liebste, wenn wir wieder zu Hause sind.“
    „Das sind hoffentlich keine leeren Versprechungen!“ Ich klopfte ihm liebevoll auf den Po, ehe ich mich an meinen Ankleidetisch setzte, um Mad Rubies aufzutragen.
    „Von wegen leere Versprechungen. Das war ein feierlicher Schwur.“
    Wir hätten uns die zwanzig Minuten gönnen und zu spät bei den Lowrys aufkreuzen sollen.

Kapitel 2
    Bei den Lowrys empfing uns Catledge an der Tür, das übliche breite, glückliche Lächeln im Gesicht.
    Catledge war Vollblutpolitiker. Wenn er von seinen politischen Zielen sprach, dann hörte sich das prima an. Ein sehr guter Wahlkampfmanager stand ihm zur Seite und er hatte wirklich schon ein paar nützliche Dinge für unsere Stadt zuwege gebracht. Ich traute ihm gerade mal so weit, wie ich ihn würde werfen können, also nicht einmal einen Zentimeter, denn der Mann war an die zwei Meter groß. So nahm ich Catledge lediglich als das, was er war.
    „Hallo, meine Schöne!“, rief er bei meinem Anblick. „Wenn Ihr Mann sich mal kurz wegdreht, küss ich Sie, bis sich Ihnen die Fußnägel kräuseln, Sie hübsches Ding, Sie.“
    „Das hübsche Ding hätte lieber ein Glas Wein, Catledge“, sagte ich lächelnd. „Außerdem können Sie sich sowieso nicht so weit runterbeugen.“ Ich war einen Meter fünfzig groß.
    „Liebste, Ihretwegen würde ich mir glatt die Beine amputieren lassen!“, verkündete Catledge mit dramatischer Geste, woraufhin ich dann doch lachen musste.
    „Das dürfte Ellen wohl kaum recht sein.“ Ich reichte ihm meinen Mantel. Martin griff an mir vorbei, um unserem Gastgeber die Hand zu schütteln, und wenig später hatten sich beide Männer bereits in eine angeregte Unterhaltung über die Chancen irgendeines Krakeelers vertieft, der gern Gouverneur von Georgia werden wollte. Ich hatte erwartet, Ellen erhitzt und gestresst aus der Küche herbeieilen zu sehen, musste aber stattdessen beobachten, wie sie in aller Gemütsruhe durch die Garagentür kam, in der Hand eine braune Papiertüte, die allem Anschein nach eine Flasche Wein enthielt. Sie wirkte überhaupt nicht erhitzt und gestresst, im Gegenteil: Sie war bis ins letzte Detail für den Abend schick gemacht und schien es nicht besonders eilig zu haben. Einen Moment lang war ich verwirrt, aber dann beugte sich Ellen vor, um mir einen Kuss auf die Wange zu drücken, und ich konnte erneut die Verbindung zu dem Nervenbündel herstellen, das ich als Ellen Dawson Lowry kannte.
    Ellen war so groß wie Martin, also ungefähr ein Meter fünfundsiebzig, und dünn wie ein Zahnstocher. Sie kleidete sich elegant, benutzte nur wenig Make-up, würde, wenn sie es klug anstellte, noch die nächsten zwanzig Jahre als unauffällige Blondine durchgehen und hatte ihren Abschluss an der Sophie Newcomb mit Auszeichnung bestanden. Sie hatte eigentlich Wirtschaftsprüferin werden wollen, dann aber Catledge geheiratet und zugelassen, dass seine schillernde Großartigkeit all ihren harmlosen Ehrgeiz verschlang.
    Ellen hatte mir erzählt, dass sie glücklich gewesen war, als ihre Söhne noch klein waren, und auch später, während der Highschoolzeit der beiden, als sie ein paar Jahre lang bei der Bank gearbeitet hatte. Aber als Catledge Bürgermeister wurde, hatte er gewollt, dass sie ihren Beruf aufgab, und sie war seinem Wunsch nachgekommen. Ellen und ich hatten ein Jahr lang zusammen im Vorstand einer Wohltätigkeitsorganisation gesessen und uns in dieser Zeit sehr angefreundet. Nach dem Ende der gemeinsamen Tätigkeit war es aus irgendwelchen Gründen immer schwieriger geworden, Zeit für gemeinsame Treffen zu finden, und die kurze Phase der Nähe zwischen uns hatte ein Ende gefunden.
    „Roe, du wirst von Tag zu Tag schöner!“ An diesem Abend überfiel mich Ellen schier mit ihrer Herzlichkeit.
    „Ach, Ellen“, murmelte ich, verlegen aufgrund ihres seltsamen Verhaltens.
    Ihre Augen hatten einen merkwürdigen Glanz und ihre schmalen Hände strichen nervös wieder und wieder nicht vorhandene Falten aus dem Rock ihres dunkelblau und golden gemusterten Kleides. Beide Farben standen ihr gut, aber Ellen schien noch weiter abgenommen zu haben, was sie fast beängstigend dünn aussehen ließ.
    „Was hörst du von den Jungs?“, erkundigte ich mich rasch.
    „Jeffrey ist im Abschlussjahr an der Georgia Tech und ist dort der Zehntbeste seines Jahrgangs. Tally macht ... Tally arbeitet in Tennessee an einer Studie.“ Trotz des kurzen Zögerns, was den aktuellen Stand der Dinge beim

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