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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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Vieh gesehen. Er ignorierte jedes Stöckchen, das man ihm zuwarf und schnüffelte auch nicht an den Hinterteilen anderer Hunde. Das Einzige, was ihn interessierte, war der Inhalt seines Fressnapfs. Manchmal vermisste Remmel seinen alten Gefährten.
    Die beiden Beamten kreuzten die Praterallee. Dort geschah es: Der Käsekrainer-Hotdog fiel zu Boden. Mit einem lauten »Achtung!« riss Remmel seine Kollegin zurück – ein ›Segway‹-Fahrer raste haarscharf an ihnen vorbei. Remmel hielt seine Kollegin sicher in den Armen wie Humphrey Bogard Kathy Hepburn in Casablanca. Die Blicke der Kollegen trafen sich.
    »Schau mir in die Augen, Kleines!«, scherzte Remmel mit tiefer Stimme und löste sich von der Kollegin, die er vor einem furchtbaren Zusammenstoß gerettet hatte.
    Der ›Segway‹-Fahrer, mit dem sie fast kollidiert waren, stand vor ihnen und fuhr sie erbost an. »Da müssen'se aber schon aufpassen hier! So 'ne Frechheit!«, schimpfte der Mann und drohte Remmel mit einer Anzeige.
    Das reichte! Remmel spürte ein Grollen in sich. Der Chefinspektor richtete sich brummend auf und ballte seine Fäuste. Wie ein Berserker stapfte er mit finsteren Blicken auf den ›Segway‹-Fahrer zu, der den Braten allmählich zu riechen schien.
    »Da bleiben!«, brüllte Remmel, als der andere sich aus dem Staub machen wollte und packte den Herrn am Ohr. So zog er ihn zu einem uniformierten Polizisten. »Tätlicher Angriff auf ein Staatsorgan«, brüllte Remmel, während der ›Segway‹-Fahrer erbleichte.
    »Ich hab nichts gemacht«, kam es stotternd zurück.
    Diese Antwort kam Remmel gerade recht. Er hatte alles, was er brauchte, um wieder voll und ganz der alte Silberrücken zu sein: »Da müssen wir den Herrn aber auch gleich mal auf Drogen kontrollieren, wenn er nicht einmal mehr merkt, dass er mit hundert Sachen durch die Gegend rast. Leibesvisitation, Körperöffnungskontrolle, feuchter Fuzzi und Nasenreibal!«
    »Nasenreibal …? Was?«, fragte der Mann, der mittlerweile leichenblass war.
    Remmel funkelte ihn finster an. Mittlerweile hätte sogar Cerberus Angst vor dem Chefinspektor bekommen.
    Sein Gegenüber zitterte und war inzwischen so weich wie Butter in der Sonne geworden. »Es tut mir ja leid. Ich will doch nur Urlaub machen …«, stammelte er.
    »Das können Sie dem diensthabenden Beamten in der nächsten Polizeistelle erzählen«, schnauzte Remmel ihn an. »Abführen!«
    Hanni blickte ihren Kollegen erstaunt an, doch der fühlte sich gerade verdammt gut. Es war der Remmel-Moment, den er noch lange auszudehnen gedachte. Der Chefinspektor winkte einen der Polizisten zu sich heran. »Es reicht voll und ganz, wenn sie ihm nur ein wenig Angst machen. Lassen’s ihn in zehn Minuten gehen, wenn er einsichtig bleibt.« Der Beamte nickte, Remmel deutete seiner Kollegin ihm zu folgen.
    »Remmi, das war ja–«, setzte Hanni an, etwas zu sagen, doch der Chefinspektor fiel ihr sofort ins Wort: »Es hat sich ›ausgeremmit‹. Ich heiß’ Remmel«, brummte er. »Komm jetzt! Wir haben einen Fall zu lösen.«

    *

    Wo war er? Alles war verschwommen.
    »Wo … wo …«
    »Wir sind gleich da, Dr. Heisenstein?«, hörte er jemanden sagen. Ihm war furchtbar schlecht, noch nie hatte er sich so elend gefühlt. Am liebsten wäre er aufgesprungen, doch einer der Sanitäter drückte ihn nach unten: »Das würde ich nicht tun. Sie haben verdammt viel Blut verloren, Dr. Heisenstein.«
    Allmählich kam sein Verstand wieder in die Gänge. Er war in einem Krankenwagen. Was war bloß geschehen? Wieder versuchte er sich aufzurichten und wieder fiel er zurück. Er hatte nur einen Gedanken: ›Die Presse darf nichts mitbekommen!‹ Ihm fiel auf, dass sein rechter Arm bandagiert war, dann wurde wieder alles schwarz.

    *

    Remmel fühlte sich seit langem wieder einmal stark und durchsetzungsfähig. Die Pinkelaffäre war vergessen. Niemand mehr, der es wagte, ihn anzustarren. Jetzt war allen klar: Hier stapft Chefinspektor Remmel heran, der Herrscher des Tatorts. Jeden, der es auch nur wagen würde, ihm irgendwie krumm zu kommen, würde er ohne Vorwarnung niederwalzen.
    Die Polizei hatte den Tatort beim Podhornik-Denkmal abgeriegelt. Remmel blickte in das verzerrte Gesicht der Leiche. Der Gerichtsmediziner kam sofort zum Punkt. Ein Pfeil mitten in die Lunge, ein Todeskampf von bis zu einer Stunde.
    »Wurde die Leiche vom Täter so hingelegt?«, fragte der Chefinspektor. »Falls Ceallach sich im Todeskampf u-förmig hingelegt hatte, kann er uns nur

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