Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
Vom Netzwerk:
einen Hinweis auf seinen Mörder geben wollen.« Er genoss die Blicke der Kollegen und die Gewissheit, wieder als Profi im Mittelpunkt zu stehen. Wenn alles scheiße lief, gab es nur ein Heilmittel: Frontalangriff! Und mit seinem energischen Auftreten stellte sich wieder der Erfolg ein.
    »In der Nähe des Opfers wurden keine Fußspuren gefunden, die darauf hinweisen, dass jemand versucht hat, die Leiche in eine bestimmte Stellung zu bringen. Wie es aussieht, wurde er aus einer Entfernung von sieben Metern niedergeschossen. Die Tatwaffe lag auch dort. Wir konnten die Spuren des Schützen zu einem Platz verfolgen, an dem das Opfer vermutlich genächtigt hat. Der Mörder schien dort etwas gesucht zu haben«, teilte einer der Beamten Remmel mit.
    »Der Mörder hat ihn währenddessen einfach seinem Todeskampf überlassen«, murmelte Remmel. Der Chefinspektor versuchte sich vorzustellen, was das für ein Tod sein musste: Einfach im Gras zu liegen und röchelnd miterleben zu müssen, wie der Körper langsam aufgab. Doch weswegen musste Ceallach sterben?
    Nachdem er den Tatort unter die Lupe genommen hatte, befahl Remmel den Kollegen, ihn zum Schlafplatz des Opfers zu führen.
    »So wie es aussieht, hat das Opfer etwa zweihundert Meter von hier ein paar Nächte verbracht. Wir haben Essensreste und Decken gefunden. Scheinbar war er auch den Hundebesitzern bereits aufgefallen, es hat nämlich schon Ärger gegeben. Wären die Kollegen gleich der Anzeige nachgegangen, dass sich im Prater ein Streuner herumtrieb, würde er vielleicht noch leben. Aber das hier wird Sie vermutlich am meisten interessieren.« Der Polizist, der sie zu dem ›Lagerplatz‹ geführt hatte, hielt Remmel einen in eine Plastiktüte gewickelten Dolch hin. »Dieser Dolch wurde eher zufällig ganz in der Nähe von hier gefunden«, sagte der Polizist. »Er war in der Erde vergraben.«
    Remmel musterte die geschwungene Klinge und wagte sofort zu wetten, die Tatwaffe, mit der Alice Heisenstein umgebracht worden war, in Händen zu halten.
    »Ist Ceallach der Mörder von Alice Heisenberg?«, murmelte Hanni fragend. »Das läge doch auf der Hand, wenn das Messer hier in der Nähe gefunden wurde. Warum sonst hätte er es hier verstecken wollen?«
    Remmel dachte kurz nach, das Adrenalin schoss noch immer durch seinen Körper. Er fühlte sich klar und fokussiert. Er war sich sicher, dass Hanni mit ihrer Vermutung falsch lag. »Der Mörder von Ceallach hat hier nach dem Dolch gesucht. Ich nehme nicht an, dass der Mörder von Alice Heisenstein die Tatwaffe nach dem Mord noch bei sich trug. Es gibt unzählige Möglichkeiten, einen Dolch für immer zu entsorgen – ihn hier zu vergraben macht für den Mörder keinen Sinn. Nein, ich nehme an, dass Ceallach wusste, wer der Mörder von Alice Heisenstein war und vermute, dass er die Waffe als Druckmittel gegen ihn einsetzen wollte. Dafür musste er mit dem Leben bezahlen.«
    Hanni nickte, nachdem der Chefinspektor seine Vermutung geäußert hatte.
    »Die Waffe wurde leider nicht von uns, sondern von einem Zivilisten gefunden«, bedauerte der Polizist. »Ein Köter hatte sie aufgestöbert. Der Besitzer des Hundes hat den Dolch auch in die Hand genommen. Ich bezweifle, dass wir hier noch zu Fingerabdrücken oder DNA-Spuren kommen.«
    Remmel dachte scharf nach. Phil Aristos hatte mehrmals erwähnt, dass Ceallach stark betrunken war und kaum mehr aufrecht stehen konnte. Es gab keinen Grund, warum der Schönling hätte lügen sollen. Wenn also Ceallach betrunken unten beim Eingang gelegen war, wie kam er dann an die Tatwaffe?

    *

    Maslovic, der Wirt, blickte alle fünf Minuten auf die Uhr und seufzte tief, als Sam und sein Freund die letzten Gäste des Wirtshauses waren. Irgendwann wurde es auch ihm zu spät. Er blickte ein letztes Mal auf die Uhr und schmetterte seine Hand auf den Tisch.
    »Schleicht’s eich!«, forderte er die beiden uncharmant auf. »Kommt’s morgen wieder.«
    »Du übernachtest unter meinem Dach«, sagte der Professor bestimmt und legte seine Hand auf Sams Schulter. »Da können wir weitersprechen.«
    Die Fahrt ging in den Westen von Wien und zu den Weinbergen hinauf. Sam sah zahlreiche Villen am Fenster des Taxis vorbeiziehen. Bei einem alten Haus in Grinzing blieben sie schließlich stehen.
    »Unter meinem Dach leben ständig Gäste. Ehemalige Schüler und alte Freunde. Die verrücktesten Kerle, die du dir nur vorstellen kannst«, sagte Minsk als Sam fragte, warum Licht brannte und Musik aus dem Haus

Weitere Kostenlose Bücher