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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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ging auf die Rechnung eines reichen Arschlochs, das auch das Hotel bezahlte. Worauf er wartete, war der Anruf mit der Information, wen er umbringen sollte. Danach würde er den ganzen Mist seines früheren Lebens für immer hinter sich lassen.
    Schon bald klingelte sein Handy, doch es war nicht Heisenstein. Wieder wurde sein Leben von einem Moment auf den anderen auf den Kopf gestellt.

    *

    Sam hörte ›den Kapitän der Nordsee wieder einmal Seemannslieder grölen‹. Wie schnell sich der Blick auf die Welt nach jeder Menge Wein und Wodka doch änderte. Eigentlich war er ja schon lange ein Zauberer. Er hatte vor Jahren schon auf die Jedi-Ritterschaft geschworen: Ewige Treue der hellen Seite der Macht! Magie oder Macht – für Sam machte das keinen Unterschied. Sein vom Alkohol getrübter Blick fiel auf den grinsende Russen, der ihm einen Wodka nach dem anderen nachschenkte.
    »Minsky, können wir jetzt endlich in eine Glaskugel schauen, und den Mörder finden?«
    Der Professor beugte sich vor, als wollte er etwas Vertrauliches sagen. Kaum hatte Sam sich ihm genähert, holte der Russe aus und verpasste dem Studenten einen Klaps auf die Wange. »Hast du mir die letzten zwei Stunden nicht zugehört?«, gab Minsk zurück, der ebenso betrunken wie Sam zu sein schien. »Homo est Deus. Was bedeutet das wohl?«
    »Ich weiß schon … des eigenen Glückes Schmied. Schon klar!«, gab Sam rülpsend zurück. Fast wäre er vom Sessel gerutscht. »Aber was verdammt noch mal will mir mein beschissenes Unterbewusstsein damit sagen, wenn am Morgen im Bad mein T-Shirt blutig ist? Dass ich ein Trottel bin, weil ich was sauf?«
    »Willst du noch ein paar Ohrfeigen haben?«
    Sam hielt sich grinsend die Hände vors Gesicht während der Russe die zwei Wodkagläser wieder füllte.
    »Was willst denn machen? Sternhagelvoll und komplett ausgeblendet.« Mittlerweile hatte der Wodka seinen Nachgeschmack verloren und rann Sams Kehle hinab wie Muttermilch. Minsk starrte ihn fragend an.
    »Ich bin halt Student«, grummelte Sam und sprach dann zu sich selbst: »Hör mal Unterbewusstsein. Ob ich was sauf oder nicht, ist ab jetzt wieder meine Sache. Verstanden?«
    »Wie wäre dein Leben, wenn du nie etwas getrunken hättest?«, gab Minsk zu bedenken. Sam hasste diese Frage, die er sich nach so mancher durchzechten Nacht leider immer wieder stellte. Natürlich gab es zahlreiche Menschen, die die Köpfe zusammensteckten, nachdem sie ihn auch nur einmal im Öl erlebt hatten. Die betrunkene Seite des Sam: Exzesse vor dem Damenklo und klingonische Schlachtgesänge zu später Stunde. Er war für Skandale bekannt. Doch all das war nichts anderes, als der Schrei nach Veränderung, die Wut und der Zorn über diese verdammte, spießige Welt, die ihn antrieb. Für ihn war die Welt um ihn herum bevölkert von Zombies, einer Gesellschaft von langweiligen Idioten für langweilige Idioten.
    Natürlich hatte er sich durch das Saufen viele Chancen verbaut. Aber was wäre aus ihm ohne Alkohol geworden? Ein verklemmter Idiot, der keinen geraden Satz rausbrachte und den anderen brav ›nachtrottelte‹, aus lauter Angst, in ein Fettnäpfchen zu treten. War das die Alternative? Nein, da würde er lieber laut durchs Leben ziehen, wenn es sein musste jeden Tag in jedem Jahr.
    Darauf stieß er mit Minsk an.
    »Stell dir mal vor, durch diese Tür kommt der betrunkene Sam«, bat Minsk und forderte ihn auf, ihm dieses Bild genauestens zu erklären. Wie sah er aus, der betrunkene Sam? Wie sprach er, wie bewegte er sich, was würde er als erstes tun?
    Ein cooler, wilder Kerl stolzierte durch die Tür. Er schiss auf Konventionen, er lebte für den Moment.
    Leider steckte auch der nüchterne Sam seine Nase durch die gegenüberliegende Tür. Wie ein gedankenverlorener Trottel sah er aus. Kaum war er durch die Tür getreten, hatte er schon einen ›Dropkick‹ im Gesicht. Der Nüchterne sah sich nach diesem Wrestling-Move fragend um. Er hatte sich doch an alle Regeln des Lebens gehalten, er hatte doch nichts getan. Ja, genau deswegen! Es folgte ein ›Bodyslam‹ samt nachfolgendem ›Elbow-Drop‹. Der Wilde klopfte sich mit den Fäusten auf die Brust. Plötzlich erschien aus dem Nichts eine tosende Masse um ihn herum. Alte Zechkumpane feuerten ihn an, als er mit erhobenen Händen posierte.
    »Action, Spaß und geile Weiber!«, rief der Wilde in die Menge. Sein Blick fiel auf zwei Frauen in der ersten Reihe, die ihre Brüste entblößten.
    Als er jedoch aus dem Ring steigen

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