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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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werden.
    Von einer jungfräulichen Jägerin ›geschnappt‹ zu werden, war für manche im Kreis sichtlich ein Ansporn. Stiere, Hirsche und Wölfe spazierten kurz darauf umher. Attraktive Frauen hätten nur kurz in eine Richtung greifen müssen, um einen röhrenden, prächtigen Zwölfender am Geweih zu packen. Andere hingegen mussten viel für ihre Figur tun und kamen bei der Jagd ganz schön ins Schwitzen.
    Sam gefiel dieses Spiel. Fast hätte er seine ›Mission‹ vergessen. Plötzlich packte ihn jemand am Kragen und zog ihn zu sich. »Do kummst her!«, kam eine dunkle Stimme von hinten. Er drehte sich um und sah in die streng blickenden Augen eines Mannweibes. In ihrer rechten Hand hielt sie einen Dolch und zeigte mit der Spitze auf seinen Hals. »I bin die Loidl und du ghearst heit mia!«, knurrte sie.
    Zaghaft sah Sam sich um. Sie war nicht die Einzige mit einer Waffe in der Hand. Nach und nach wurden die Männer gefangen, der Hohepriester ging der Hohepriesterin zuletzt ins Netz.
    Als Rowanna und Ravenclaw sich zu necken begannen, ahnte Sam wie es weitergehen würde. Loidl blickte ihn immer noch streng an. »Die jungfräuliche Göttin Diana …«, murmelte Sam grunzend zu sich. »Na dann! Tu deine Pflicht, ›virgin killer‹.«
    Er packte Loidl als sie abgelenkt war und glitt mit ihr zu Boden. Sie schien perplex zu sein. Er starrte ihr in die Augen und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss, bei dem selbst Casanova noch etwas hätte lernen können. Seine Hand näherte sich ihrem festen Hintern.
    »Wir sind hier nicht auf einer Orgie!«, stammelte sie und zog Sams Hand wieder weg.
    Die Pärchen um die beiden herum gingen es eher zaghaft an. So manchem Kuss auf der Wange folgte eine ebenso zurückhaltende Antwort. Sam verstand allmählich, was mit ›symbolischer Akt‹ gemeint war.
    Die Männer wurden aufgefordert, an den Rand des Kreises zu treten. Die Frauen schritten ins Zentrum zum Feuerplatz. Rowanna entzündete das Feuer und rief den ›Oak King‹ an, auf dass die Erde fruchtbar werde.

    *

    Wo zum Teufel steckte Hanni? Sie hatten vereinbart, sich getrennt umzusehen, doch seitdem war sie wie vom Erdboden verschluckt. Allmählich machte Remmel sich Sorgen. Doch noch mehr bangte er um Sam. Offenbar hatte der nicht gemerkt, mit welcher Verbissenheit Frau Loidl ihm das Messer zum Hals gehalten hatte. Wo zum Teufel steckte Hanni? Es wäre zu riskant, alleine einzugreifen.

    *

    Rowanna hob die Hände seitwärts nach oben. Sie atmete ein paar Mal tief durch und rief: »Springt über das Feuer und wünscht euch etwas dabei!«
    Sam stockte. Die Flammen loderten hoch. Niemand schien es zu wagen, als Erster zu springen.
    Plötzlich packte Loidl ihn bei der Hand. »Gemmas an!«, rief sie.
    Für Sam gab es kein Zurück. Nicht, wenn die Frau neben ihm furchtlos zu sein schien. Er spürte das Adrenalin, als er sich mit großen Laufschritten dem Feuer näherte. Die junge Frau steuerte geradeaus darauf zu. Ihr Griff wurde fester. Es war Zeit zu springen. Er schrie »Freiheit!«, doch im letzten Moment ließ sie seine Hand los und warf sich knapp vor dem Feuer zu Boden. Für Sam war es zu spät. Die Flammen waren verdammt hoch. Die Menge raunte auf, doch er sprang mit einem weiteren lauten Schrei.
    Als er sich auf der anderen Seite abrollte und die Menge klatschte, wurde ihm erst klar, was er riskiert hatte. Niemand wagte es zu springen, solange das Feuer nicht weiter abgebrannt war. Ihm dämmerte, dass dieser Sprung hätte böse ausgehen können. Er hatte Loidl aus den Augen verloren, sie war wie vom Erdboden verschwunden.
    Nach dem Springen stellten sich alle in einen Kreis um den Altar. Rowanna legte sich vor dem Altar auf den Rücken. Sie streckte die Gliedmaßen aus, sodass man um ihren Körper ein Pentagramm zeichnen konnte. Ravensclaw kniete sich zwischen ihre Schenkel. Zur Enttäuschung vieler vollzog er den Akt nur symbolisch. Am Ende des ›rituellen Aktes‹ wurde ihm ein Kelch mit Wein gereicht. Er schüttete einen Teil zu Boden, als Gabe für das ›kleine Volk‹, küsste seine Hohepriesterin auf die Lippen und sie trank von dem Wein. Mit einem Kuss wurde der Kelch immer weiter gereicht und neu befüllt, wenn er leer war.
    Schließlich richtete Rowanna sich wieder gen Osten. Der Hohepriester stand zu ihrer Rechten. Eine Frau blies die Kerze aus, während Rowanna ein paar Worte sprach. Sie wiederholten die Prozedur nach allen Himmelsrichtungen. Dann blickte Rowanna wieder in die Runde und rief: »Unser

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