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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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Weltnetz kam bislang eine Antwort zurück. Der Recke Hagbrand wurde bereits ausgesandt, um nach dem Rechten zu sehen.«
    Im Getümmel glaubte Sam, Nimue zu sehen. Doch viele der Anwesenden hatten eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit mit ihr. Im Zentrum des Platzes schichteten einige junge Männer bereits Holz für das Feuer auf. In ihrer Mitte schrie einer, der Sam irgendwie bekannt vorkam, plötzlich auf: »Ihr angepassten Arschlöscher!«, grunzte er nachdem er einen kräftigen Schluck aus seiner Metflasche genommen hatte. »Konditioniert und manipuliert. Scheinwild. Das ist das Fest zu Ehren der Götter, keine Kinderparty. Die sollen spüren, dass wir da sind. Ihr könnt doch nicht so ohne Energie ins Angesicht der Götter treten. Das ist ja peinlich, so lustlos, wie ihr da rumsteht! Trinkt mal ordentlich Met und werdet zur Wildsau!«
    Sam hielt weiter Ausschau nach bekannten Gesichtern. Nimue war etwa zwanzig Meter von ihm entfernt. Sam wollte ihr nach, da packte ihn jemand am Arm.
    »Ich mach das jetzt schon seit über zwanzig Jahren«, gab ihm ein untersetzter Mann zu verstehen. Sam wollte sich gerade losreißen, da hielt er ihm einen Zettel unter die Nase. Es war ein Schreiben der sogenannten Bekenntnisgemeinschaft der österreichischen Naturreligiösen. Verschachtelte Sätze ohne Aussage, so kompliziert, dass man davon Kopfweh bekam. »Wir streben die staatliche Anerkennung des Heidentums an«, erklärte der Mann stolz. »Willst du nicht bei uns mitmachen?«
    Inzwischen war Nimue verschwunden.
    Ein beleibter Mann um die Dreißig spazierte ins Zentrum des Platzes und verkündete im Kärntner Dialekt, dass ein Begrüßungsritual stattfinden würde. Es dauerte einige Zeit, bis sich die Menge in die Mitte des Platzes bewegte. Ein besoffener Barde mit langem roten Haar torkelte auf den Kärntner zu: »Soll ich jetzt spielen?« - »Nein!«, gab ein noch beleibterer junger Mann zurück, der sich ein Schild mit der Aufschrift ›Erde‹ umgehängt hatte.
    »Wir haben da etwas vorbereitet«, erklärte der Kärntner. »Wir machen eine Elementanrufung. Für alle die es nicht wissen, hier, wo ich stehe, ist Norden!«
    Kaum hatte er aufgehört zu sprechen, ertönte der Dudelsack. »Noch nicht!«, zischte ›Erde‹ den Barden an. Der entschuldigte sich und setzte sich wieder. Als der Kärntner weitersprechen wollte, wurde er vom Klicken einer Bierdose unterbrochen. Der Barde hatte Durst.
    »Also, die vier Elemente«, fuhr der Kärntner fort. »Bitte!«
    Lange geschah nichts. Der Barde sah in die Runde, ›Erde‹ schüttelte finster den Kopf. Der Kärntner wurde rot. »Wasser, bitte!«, rief er zornig.
    Eine junge Frau, die im Westen stand, starrte ihn an. »Aber als Erstes kommt doch Erde dran.«, gab ›Wasser‹ verwirrt zurück.
    »Nein, Wasser kommt als Erstes«, gab der Kärntner genervt zurück.
    »Ich hab mich darauf eingestellt, dass zuerst Erde kommt. Ich hab sogar mein Sprücherl drauf abgestimmt.«
    Die Runde wurde unruhig. Der Kärntner seufzte und setzte einen messianisch leidenden Blick auf. »Na gut! Dann eben Erde!«, seufzte er.
    In diesem Moment ertönte wieder der Dudelsack, der sogleich abrupt abbrach, als ›Erde‹ ihm die geballte Faust zeigte. »Ich hab verstanden«, entschuldigte sich der Spielmann und griff zum nächsten Bier.
    Jemand in der Menge hob die Hand. »Sollten wir den Leuten nicht sagen, dass sich alle was wünschen sollen?« Der Kärntner verdrehte die Augen gen Himmel und seufzte: »Wenn’s unbedingt sein muss! Macht's halt! Is jeder so weit? Gut? Erde, du kannst fortfahren!«
    »Ich weihe diese Erde!«, brummte der Mann stoisch und ließ sich zu Boden fallen.
    Der Kärntner starrte ihn an: »Das war’s?«
    »Ich bin Erde. Ich repräsentiere das Bodenständige.«
    »Du hättest aber zumindest eine Gottheit anrufen können!«, schnauzte ihn der Kärntner an. Während er ansetzte, noch etwas zu sagen, sprangen ein junger Mann mit Hornbrille und ›Wasser‹ gleichzeitig auf.
    »Ich bin die Luft!«, rief der junge Mann mit einem rekordverdächtigen Sprechtempo. »Möge der Wind unsere Wünsche fortleiten und in die Ferne tragen, wo sie die Götter empfangen werden. Möge uns der Wind Segen bringen, unsere Mitte reinigen und uns mit seiner Luft erfreuen! Ich rufe euch, Geister des Ostens, hört mich an!«
    Viele im Kreis starrten ihn verwirrt an. ›Luft‹ lief rot an. Er kratzte sich am Kopf und grinste verlegen. Mit einem gemurmelten »Tschuldigung!« ließ er sich wieder zu

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