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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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zahlen. Das war es. Bei Frauen zum Ziel zu kommen war ungleich komplizierter. Außerdem konnte das fürchterlich in die Hose gehen. Natürlich konnte man sich auch bei der Völlerei den Magen verderben, aber er verbrachte lieber eine Stunde am ›Häusl‹ als eine Stunde bei einem tröstenden Freund.
    Wäre er rank und schlank – man durfte ja noch träumen – wäre das der perfekte Moment für ein kleines, außerdienstliches Abenteuer gewesen. Hanni nach allen Regeln der Verführungskunst den Verstand rauben. Sie auf die Motorhaube des Dienstwagens legen und die zweite Dienstwaffe ausrichten.
    Österreichische Lendenkraft! Sie steckte in jedem Beamten. Niemand nahm sie wahr, und doch war sie da. In jedem Bahnhof gab es eine Frau, die auf die Einfahrt des Zugführers wartete. Unzählige Kinder des Postlers, die gezeugt wurden, nachdem er zweimal geklingelt hatte, tobten auf den Spielplätzen herum. Wie ein Gladiator würde Remmel kämpfen! Er stellte sich vor, wie er für Hanni in die Arena stieg: »Ave Caesar, coituri te salutant!« Er würde alle Feinde mit dem Gladius niedermähen und sie schmähen, indem er sich auf ihr Gesicht setzte. Nach zahlreichen siegreichen Kämpfen würde er voller Fleischeslust ihr Zimmer betreten, immer noch den Schweiß und das Blut seiner Feinde auf der Brust. Remmel der Gladiator!
    Wieder in der Gegenwart angekommen, stellte er sich vor, wie der Dienstwagen beim ›Remmeln‹ auf und ab wippen würde. Minutiös filmte er in seinem Kopf den Ablauf: Er stellte sich vor, ihre festen, handgroßen Brüste in seinen Händen zu spüren und wie es wäre, wenn sie seinen Körper betastete, der in seiner Fantasie aus Muskeln statt Fett bestand. Wenn er diese Frau nur einmal nackt sehen dürfte, würde er tagelang nicht schlafen können …
    Hanni hatte es faustdick hinter den Ohren. Sie würde sicher Dinge mit ihm anstellen, die andere Kollegen nur vom Hörensagen kannten. Hanni, die Sexbestie und Remmel der Rammelnator. Ja, ja, Hawlicek, ich weiß, was du sagen willst, aber du hast jetzt Pause.
    Bei den Liebesspuren im Auto würde der Neid die Kollegen auffressen. Remmel, der Triumphator, würde die Beschwerde des Reinigungsdienstes im Büro laut vorlesen und sich auf die Schultern klopfen lassen. ›Gut gemacht, Remmi-Demmi. Bist halt doch ein ganzer Mann.‹
    Remmel seufzte. Keine Fantasie änderte etwas daran. Er hatte die letzten Jahre nichts ausgelassen. Schnitzel, Süßigkeiten, Bratenfett, Wurst und Käse – alles was nicht bei drei beim Büffet weg war, wurde von ihm verschlungen. Es würde auch nicht reichen, wenn ihn eine Waldfee schlank zauberte. Sie müsste ihn auch noch mutig, erfahren und selbstsicher machen. Nach drei Wünschen war bekanntlich Schluss. Selbst eine Feenkönigin hätte bei ihm begonnen, zu saufen.
    Seine Fantasien kamen ihm albern vor. Doch wie konnte er ein Verlangen eliminieren, das nur allzu natürlich war? Er war doch auch nur ein Mann, der das fühlte, was fast alle Männer fühlten. Remmel seufzte erneut. Er wusste, für ihn würde es eine lange, schlaflose Nacht voller Selbstzweifel werden.

    *

    Sam kehrte allein zum Lager zurück. Die Wanderung zur Pyramide war härter gewesen als man vermuten mochte. Viele Mitglieder der Túatha Dé Danann verarzteten ihre Füße. Lange hatten sie versucht, stark zu sein, doch als er, der Fremde, dann weg war, hatten sie doch den Erste-Hilfe-Koffer hervorgeholt.
    Phil hatte sich zu Willi gesetzt. Sie redeten über irgendetwas, das Willi offensichtlich nicht sehr erfreute. Der verbissene Blick des Clanführers sprach Bände. Marion war immer noch verschwunden. Sam kam nicht umhin, sich wegen Marion Gedanken zu machen. Er fragte Ceallach nach ihr. Der wollte nicht viel zu den beiden sagen, außer: »Beide wollen das so. Besser, du denkst nicht drüber nach!«
    Sams Blick fiel auf den Rucksack, den Phil zuvor vor sein Zelt geschmissen hatte. Daraus lugte ein Zipfel von Marions Mantel hervor. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Er musste sie suchen.
    Er ging in die Richtung, in die er die beiden etwa eine dreiviertel Stunde zuvor hatte gehen sehen. Er musste nicht lange suchen und er hatte sie gefunden.
    Sam fragte sich, ob er träumte. Im Bett ein bisschen ›Räuber und Gendarm‹ spielen, das hatte schon was. Man musste halt nur jemanden finden, der da mitspielte. Aber was Phil mit Marion gemacht hatte, wirkte schon fast professionell. Marion drehte ihr Gesicht vor Scham weg. Mehr war ihr nicht möglich. Ihre Arme und

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