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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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uns ›Star Trek‹ ansahen, da haben wir einen speziellen Kuchen gegessen. Ich hab überhaupt nichts gespürt«, wandte er ein.
    »Ich habe die Pflanzen selbst in einem heiligen Hain angebaut und gepflegt. Du hast den Geist der Götter inhaliert«, entgegnete Ceallach.
    »Kennenlernen des Selbst, das Durchbrechen auf die andere Seite. Wozu brauche ich das? Ich komm doch auch so mit mir zurecht.« Sams Augenmerk fiel auf ein Holzscheit neben ihm. Er war ihm bislang nicht aufgefallen, aber es war wunderschön. Die Maserungen … schlichtweg perfekt. Er konnte seine Augen nicht mehr von den symmetrischen Musterungen im Holz abwenden.
    »Man kann den Sinn des Leben nur in sich selbst finden«, antwortete Ceallach. »Niemand anderes kann einem erklären, was es für einen Sinn macht. Was hat Hildi gestern noch gesagt? ›Vieles – die Menschen, die Umgebung, gewisse kulturelle Zwänge, all das ist Psychosmog. Psychosmog, der sich auf die Seele setzt und Energie raubt. Psychosmog und unser tägliches Bild, wie wir laut Gesellschaftsverordnung sein müssten, halten uns davon ab, wir selbst zu sein.‹ Ich glaube, ich verstehe jetzt. Wenn eine Person einmal das Echte, das Wahrhaftige, kennengelernt hat, wird es für sie leichter werden, zwischen dem traurigen Schauspiel, das uns die Gesellschaft als authentisch verkauft und den wahren Gefühlen, die wirklich und real sind, zu unterscheiden. Die Illusion der Bourgeoisie ist somit eigentlich eine Vergewaltigung unserer Seele, weil uns dieses falsche Bild davon abhält, in die Natur zurückzukehren. Hat da nicht auch einmal ein griechischer Philosoph etwas mit einer Höhle gesagt? Psychosmog! Sind das Schichten, die man sich über dem Körper liegend vorstellen kann, die man durch Joints nach und nach abträgt? Sam, was meinst du? Sam?«
    Sam wurde aus der Konzentration gerissen. Diese Maserungen! Am liebsten hätte er jedem im Lager erklärt, welche Perfektion in diesem simplen Holzscheit lag. Warum war ihm das bloß noch nicht früher aufgefallen?
    »Ceally, kannst du mir das noch mal erklären, ich hab grad nicht aufgepasst.«
    »Die Realität, Sam, die Realität!«
    »Vielleicht ist es in Wirklichkeit wie bei ›Star Trek‹ und den Paralleluniversen. Pro Bruchteil einer Sekunde entstehen abertausende neue Realitäten. Allein die Anzahl möglicher Realitäten ist für den menschlichen Geist unvorstellbar. In einer sitze ich jetzt vielleicht daheim und schaue fern, weil ich euch nie getroffen habe, in der anderen habe ich gar keine Zeit fürs Fernsehen, weil ich ein Rockstar bin. In anderen Realitäten bin ich vielleicht sogar schon gestorben. Ich würde sicher auch nur in einem winzigen Bruchteil aller Realitäten überhaupt existieren. Stell dir mal die Verkettung von Ereignissen seit Anbeginn der Menschheit vor, die dazu geführt haben, dass du geboren worden bist! Und dieser Holzscheit hier ist sicher in vielen Welten noch ein stattlicher Baum.«
    »Ob Bäume auch wiedergeboren werden?«
    »Ceallach, das Problem an der Wahrnehmung ist, dass wir bestimmte Faktoren als gegeben annehmen und wir uns so Perspektiven nicht erklären können, die ohne Prinzipien wie Raum und Zeit auskommen. Vielleicht ist die Zeit aber auch spiralförmig und wir nehmen sie nur linear wahr. Du kannst mit deiner Vergangenheit und Zukunft durch eine Art Zeitwurmloch Kontakt aufnehmen und dich mit dir selbst unterhalten, wenn der Zeitpunkt passt«, fuhr Sam fort.
    »Was aber, wenn nicht du mit dir redest, sondern dein Unterbewusstsein über dieses Zeitwurmloch kommuniziert. Was, wenn für dein Unterbewusstsein Zeit kein Thema ist. Vielleicht ist das Bewusstsein genau die Schranke, die wir durchbrechen müssen, um die Relativität von Prinzipien wie Zeit zu verstehen«, mutmaßte Ceallach.
    »Langsam frage ich mich, ob wir vielleicht nicht doch alle nur Teil eines großen Computerspiels sind, bei dem sich jemand einen Spaß draus macht, an unseren Fäden zu ziehen. Der, der uns spielt, ist vielleicht furchtbar eingeraucht«, sagte Sam.
    »Nein, er könnte auch früher mal eingeraucht gewesen sein. Weil er das mit den Zeitwurmlöchern kapiert hat, nimmt er nun Kontakt mit sich auf, als er früher mal eingeraucht war, und zieht diesen Zustand sozusagen in sein Jetzt hinüber. Interessant! Ich könnte mir also vornehmen, mich in einem Jahr einzurauchen und Kontakt mit meinem Jetzt aufzunehmen.«
    Sam starrte weiter ins Feuer, während Ceallach ins Leere stierte.
    »Und? Hat es funktioniert?«, fragte

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