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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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Ritual?«
    »Dachtest du etwa, ich würde Sex mit dir haben?«
    »Äh … nein?«
    »Bist du verrückt? Ich steige doch nicht mit jedem gleich ins Bett.«
    Für Sam gab es Schlimmeres, als für ein Ritual benutzt worden zu sein. Er genoss und schwieg. Horst hatte ihm einmal von indischen Liebeskünsten berichtet, über die er eine Dokumentation im Fernsehen gesehen hatte. Mit dem Wissen über die geheimen Liebestechniken wäre er endgültig der King in den Dorfdiskos. Er würde alleine durch ›Weiterempfehlungen‹ ein schönes Leben haben.
    »Jetzt sag schon, was werde ich da alles lernen? Bekomme ich eine Art Superorgasmus? Wachsen mir Hörner?«
    »Du wirst in der Lage sein, mehr Energie in den Akt zu bringen. Dabei geht es nicht nur um einen Orgasmus, auch wenn du in der Lage sein wirst, ihn viel intensiver zu spüren. Deine verstärkten Gefühle beim Höhepunkt sind ein netter Nebeneffekt von mehr Energie und mehr Feinfühligkeit. Du wirst in der Lage sein, nach dem Orgasmus Visionen zu empfangen.«
    Sam deutete auf ihren Schenkel: »Toller Hase!«
    »Der Hase springt auf das Tor ins Mysterium eines Kindes der Mondin zu. Diesen Mythos muss ich dir hoffentlich nicht näher erklären.« Als Nimue fertig angezogen war, drehte sie sich noch ein letztes Mal zu ihm um, bevor sie ging: »Ich bin heute schon einmal enttäuscht worden und ich werde alles tun, damit mir das nicht noch einmal passiert.«
    »Was meinst du damit?«
    »Phil hat den Schwanz eingezogen.«
    »Ich halte mich an meine Versprechen. Ich gebe dir sogar mein Vulkanier-Ehrenwort, wenn du willst.«
    Sam wusste, dass er seine rasche Bereitschaft, zu schwören, am Tag darauf bereuen könnte. Aber in jenem Moment war für ihn eines klar: Es war wie beim Tanzen lernen. Natürlich wollte jeder Schüler gern ein charismatisches Supermodell als Instruktorin haben. Aber wen kümmerte es später schon, wie die Tanzlehrerin aussah oder wie sie sich benahm, wenn man letztlich am Tanzparkett die Herzen der Frauen im Sturm erobern konnte.
    »Ich geh lieber auf Nummer sicher. Hör mir gut zu! Ich weiß, wer Alice umgebracht hat. Wenn du mit mir zu Beltaine das Ritual machst, werde ich dir nach dem Ritual den Mörder nennen.«
    Sam war fassungslos.
    Kaum hatte sie sich ein paar Schritte entfernt, rief sie noch: »Und eine feinfühlige Hexe kann durchaus die Hörner bei einem Mann sehen, der den Gehörnten anruft. Die Götter haben keine Zweifel offen gelassen. Du bist auserwählt.«

    *

    Remmel stierte auf seine Partnerin, die sich am Vordersitz mit zurückgelegter Lehne zusammengerollt hatte und fest schlief. Stundenlang waren sie auf den Landstraßen herumgeirrt, bis sie diesen verdammten Parkplatz bei der Pyramide endlich gefunden hatten. Die Parkplatzausfahrt sollte auch ihr Schlafplatz werden, das Auto der Verdächtigen in Sichtweite.
    Kollegen wie Fönwelle hätten Bulli für die Gelegenheit gedankt, bei Vollmond die Nacht neben einer hübschen Kollegin zu verbringen. Aber Remmel verfluchte den Chef. Auch Wimmer und Schremser sollten verdammt sein! Genauso wie Rechtsüberholer, Mitarbeiter von Straßenbaufirmen, Navigationsgeräte-Hersteller und Beschilderer! Sie alle sollten zur Hölle fahren!
    Der Ärger ließ ihn nicht einschlafen. Die E-Mail allein reichte nicht. Daheim hätte es so gemütlich sein können! Stattdessen verbrachte er die ungemütlichste Nacht seines Lebens im Auto; in einem Gefährt, dessen Sitze für Zahnstochermodels ausgelegt waren. Doch das war nicht das Hauptproblem. Der Vollmond schien auf sie herab und der Chefinspektor spürte ein Verlangen, das er schon seit etlichen Jahren nicht mehr empfunden hatte. Es waren Gefühle, die er am liebsten für immer weggesperrt hätte. Er brauchte all das nicht, es war nur unangenehm.
    Seufzend wanderten seine Blicke wieder über Hannis sportlichen Körper. Er war drauf und dran, ein Tabu zu brechen. Frauen oder Essen! Dass ein Fettwanst jemanden begattete, empfand er als durch und durch ungustiös. Alleine den Versuch, dick und charmant zu sein, empfand er als würdelos. Frauen oder Essen! Er hatte sich entscheiden müssen. Schöne Frauen konnte man in vielerlei Hinsicht betrachten und genießen. Doch einen saftigen Braten nur anzusehen und sich nur vorzustellen, wie er schmeckte, war weniger befriedigend. Zudem zierte sich das Essen nicht so. Gaumenfreuden zu genießen, war eine einfache Sache. Hinsetzen, sich für ein Mahl entscheiden, warten und rein in den Schlund. Einmal kurz aufstoßen und

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