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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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die alte Weise aussprach und sie mit seiner Stimme streichelte.
    „Es wird ja nicht lange dauern“, entgegnete sie tonlos. Sie trug kein Make-up, und ihre Lippen waren bleicher als sie sein sollten. „Ich glaube, es geht mir langsam besser.“
    Er nickte. Der Psychiater, Kearnes, war ein guter Mann, ein rundlicher, väterlicher Typ mit rasiermesserscharfem Verstand. Er gab zu, daß seine Therapie experimentell war, ein vorsichtiges Tasten in die Dunkelheit des neuen menschlichen Geistes, aber er hatte bei einigen Patienten positive Resultate vorzuweisen. Er lehnte die Barbarei der Gehirnverstümmelung durch Chirurgie oder Elektroschocks ab und ging davon aus, daß eine Periode der Isolation vom Gewohnten und Bekannten dem Patienten die Möglichkeit gab, unter einfühlsamer Anleitung die nötige Neubewertung vorzunehmen …
    („Die Veränderung war für jeden Organismus, der ein Nervensystem besitzt, ein unvergleichlicher Schock“, hatte Dr. Kearnes gesagt. „Die Glücklichen – diejenigen mit starkem Willen, die Entschlossenen, die Unbekümmerten, diejenigen, deren Interessen freiwillig oder gezwungenermaßen mehr nach außen als nach innen gerichtet waren, diejenigen, die angestrengte, komplizierte Gedankenarbeit schon immer als natürlichen und angenehmen Vorgang empfunden haben – scheinen die Anpassung ohne großen Schaden vorgenommen zu haben; obwohl ich glaube, daß wir alle die Narben dieses Schocks bis zum Ende unserer Tage tragen werden. Die weniger Glücklichen aber sind in eine Neurose getrieben worden, die sich in vielen Fällen zu einer tiefen Psychose entwickelt hat. Ihre Frau, Dr. Corinth – lassen Sie es mich offen sagen –, befindet sich in gefährlicher Nähe zum Wahnsinn. Ihr bisheriges Leben, das im wesentlichen behütet und unintellektuell gewesen ist, hat sie in keiner Weise auf eine derartig radikale Veränderung ihres Seins vorbereitet; und der Umstand, daß sie weder Kinder hat, um die sie sich sorgen müßte, noch mit dem Problem des nackten Überlebens konfrontiert ist, hat dafür gesorgt, daß ihr die Veränderung voll bewußt geworden ist und von ihrer gesamten Persönlichkeit Besitz ergriffen hat. Die alten Formen der Anpassung und Kompensation, die schützende Vergeßlichkeit und der Selbstbetrug, über die wir alle verfügten, sind nicht mehr zu gebrauchen, und sie war nicht in der Lage, neue zu entwickeln. Die Sorge über die Symptome verstärkte diese natürlicherweise, ein Teufelskreis. Aber ich glaube, ich kann ihr helfen. Sobald wir die ganze Angelegenheit besser verstehen, sollte es sogar möglich sein, eine vollständige Heilung zu erreichen … Wann genau das sein wird, weiß ich nicht. Aber es wird kaum länger als ein paar Jahre dauern, bei dem Tempo, mit dem die Wissenschaft sich weiterentwickelt; und währenddessen sollte Ihre Frau in der Lage sein, soweit zu kompensieren, daß sie wieder einigermaßen glücklich und ausgeglichen wird.“)
    „Nun, ich …“
    Furcht sprach plötzlich aus ihren Augen. „Oh, Pete, Liebling, sei vorsichtig dort draußen. Komm zu mir zurück!“
    „Das werde ich“, sagte er und biß sich auf die Lippen.
    („Ja, es wäre sehr gut für Ihre Frau – glaube ich –, wenn Sie an dieser Expedition teilnehmen würden, Dr. Corinth. Sich um Sie zu sorgen wird gesünder für sie sein, als über die Phantome zu brüten, die ihr verwirrter Geist gebiert. Es wird ihr dabei helfen, ihre psychische Orientierung nach außen zu wenden, wohin sie gehört. Sie ist nicht von Natur aus introvertiert …“)
    Ein Schneeschauer verhüllte sie einen Augenblick und entrückte die Welt. Er küßte sie und wußte, daß er sich während all der kommenden Jahre daran erinnern würde, wie kalt ihre Lippen waren und wie sehr sie unter den seinen gebebt hatten.
    Ein tiefes, hohles Dröhnen ging durch den Boden, als ob der Planet selbst vor Kälte schauderte. Über ihren Häuptern flammte die Transatlantikrakete auf ihrem Weg nach Europa vorüber – in irgendeiner Mission der neugeborenen Weltordnung. Corinths Augen ruhten auf Sheila. Er strich den Schnee von ihren Haaren. Ein kleines, trauriges Lachen klang in ihm auf.
    Mit fünf Worten und seinen Augen, Händen und Lippen sagte er zu ihr: „Wenn ich wieder zurück bin – und was für eine Rückkehr das sein wird, Liebling! –, wünsche ich mir, daß du, gesund und munter wie früher, dabei bist, einen Hausmädchenroboter zu erfinden, damit du mehr Zeit für mich hast. Nichts im Universum soll uns dann

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