Der Nebel weicht
vierzig Morgen Land im Norden, die er gerade gerodet hatte, mußten gepflügt werden. Die Traktoren waren alle schon eingesetzt, also mußte er sich ein Pferdegespann nehmen.
Das war ihm nur recht. Brock liebte Tiere; er hatte sie stets besser verstanden und war besser mit ihnen zurechtgekommen als mit den Menschen. Nicht, daß die Menschen ihn schlecht behandelt hatten, jedenfalls schon seit langer Zeit nicht mehr. Die Kinder hatten ihn immer geneckt, damals, als er auch noch Kind war, und dann später hatte es ein bißchen Ärger mit Autos gegeben, und ein paar Mädchen hatten sich vor ihm gefürchtet, und er war von dem Bruder eines der Mädchen verprügelt worden. Aber das lag jetzt Jahre zurück. Mr. Rossman hatte ihm genau erklärt, was er tun konnte und was nicht, ihn gewissermaßen geleitet, und seitdem war alles in Ordnung gewesen. Jetzt konnte er ins Wirtshaus gehen, wenn er in der Stadt war, und wie jeder andere ein Bier trinken, und die Männer nickten ihm zu.
Er stand einen Moment lang still und fragte sich, warum er darüber nachdachte, obwohl er es doch zu gut wußte, und warum es ihn so schmerzte. „Ich bin okay“, dachte er. Ich bin vielleicht nicht klug, aber ich bin stark. Mr. Rossman sagt, daß er keinen besseren Farmarbeiter hat als mich.
Er zuckte mit den Schultern und ging in den Stall, um die Pferde herauszuholen. Er war ein junger Mann, mittelgroß, aber untersetzt und muskulös, mit freundlichem Gesicht und kurzgeschnittenen roten Haaren. Seine Jeanskleidung war abgetragen, aber sauber; Mrs. Bergen, die Frau des Farminspektors, in dessen Haus Archie ein Zimmer hatte, sorgte dafür.
Der Pferdestall war geräumig, düster und voll von dem starken, guten Geruch von Heu und Pferden. Die muskulösen Kaltblüter stampften und schnaubten rastlos, als er ihnen das Geschirr auflegte. Komisch – sie waren doch sonst immer so ruhig. „Nun, nun, ruhig, mein Junge. Ruhig. Tom! Jerry! Ruhig, ruhig.“ Sie beruhigten sich ein wenig, und er führte sie nach draußen, wo er sie an einen Pfosten band, während er in den Stall ging, um den Pflug zu holen. Nicht viele Männer vermochten, ihn allein herauszuziehen, dachte er in einem Anflug von Stolz. Er kicherte leise, als er bemerkte, wie die Pferde angesichts des Pflugs stampften. Pferde waren faule Biester, sie drückten sich vor jeder Arbeit, falls es möglich war.
Sein Hund Joe, ein goldbrauner irischer Setter, kam herbeigerannt und sprang an ihm hoch. Joe gehörte selbstverständlich Mr. Rossman, aber Brock hatte ihn aufgezogen, so daß Joe am liebsten in seiner Nähe blieb. „Platz, Joe, Platz. Was ist heute eigentlich in dich gefahren? Langsam, hörst du?“
Das Gut breitete sich grün um ihn herum aus, die Farmgebäude auf der einen Seite, die Hütten des Personals auf der anderen und dahinter die vielen Hektar Wald. Zwischen dem Farm teil und dem großen, weißen Haus des Besitzers lagen viele Rasenflächen, Obstbäume und Gärten. Das Haus stand meist leer, seit Mister Rossmans Töchter geheiratet hatten und seine Frau gestorben war. Zur Zeit war er allerdings hier im nördlichen Zipfel des Staates New York und verbrachte einige Wochen mit seinen Blumen. Brock fragte sich, warum ein Millionär wie Mister Rossman etwas daran fand, seine Zeit mit wachsenden Rosen zu vertrödeln, selbst wenn er alt wurde.
Die Schuppentür öffnete sich knarrend, und Brock ging hinein, nahm den großen Pflug und zog ihn nach draußen, wobei er vor Anstrengung leicht grunzte.
Er schob den Pflug hinter sie, brachte die Deichsel in die richtige Stellung und schirrte die Pferde an. Dann schüttelte er die Zügel über ihren breiten Rücken. „Ab!“
Sie rührten sich nicht von der Stelle.
„Ab dafür, habe ich gesagt!“
Tom begann rückwärts zu gehen. „Heh, heh!“ Brock nahm das
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