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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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vier­zig Mor­gen Land im Nor­den, die er ge­ra­de ge­ro­det hat­te, muß­ten ge­pflügt wer­den. Die Trak­to­ren wa­ren al­le schon ein­ge­setzt, al­so muß­te er sich ein Pfer­de­ge­spann neh­men.
    Das war ihm nur recht. Brock lieb­te Tie­re; er hat­te sie stets bes­ser ver­stan­den und war bes­ser mit ih­nen zu­recht­ge­kom­men als mit den Men­schen. Nicht, daß die Men­schen ihn schlecht be­han­delt hat­ten, je­den­falls schon seit lan­ger Zeit nicht mehr. Die Kin­der hat­ten ihn im­mer gen­eckt, da­mals, als er auch noch Kind war, und dann spä­ter hat­te es ein biß­chen Är­ger mit Au­tos ge­ge­ben, und ein paar Mäd­chen hat­ten sich vor ihm ge­fürch­tet, und er war von dem Bru­der ei­nes der Mäd­chen ver­prü­gelt wor­den. Aber das lag jetzt Jah­re zu­rück. Mr. Ross­man hat­te ihm ge­nau er­klärt, was er tun konn­te und was nicht, ihn ge­wis­ser­ma­ßen ge­lei­tet, und seit­dem war al­les in Ord­nung ge­we­sen. Jetzt konn­te er ins Wirts­haus ge­hen, wenn er in der Stadt war, und wie je­der an­de­re ein Bier trin­ken, und die Män­ner nick­ten ihm zu.
    Er stand einen Mo­ment lang still und frag­te sich, warum er dar­über nach­dach­te, ob­wohl er es doch zu gut wuß­te, und warum es ihn so schmerz­te. „Ich bin okay“, dach­te er. Ich bin viel­leicht nicht klug, aber ich bin stark. Mr. Ross­man sagt, daß er kei­nen bes­se­ren Farm­ar­bei­ter hat als mich.
    Er zuck­te mit den Schul­tern und ging in den Stall, um die Pfer­de her­aus­zu­ho­len. Er war ein jun­ger Mann, mit­tel­groß, aber un­ter­setzt und mus­ku­lös, mit freund­li­chem Ge­sicht und kurz­ge­schnit­te­nen ro­ten Haa­ren. Sei­ne Jeans­klei­dung war ab­ge­tra­gen, aber sau­ber; Mrs. Ber­gen, die Frau des Far­m­in­spek­tors, in des­sen Haus Ar­chie ein Zim­mer hat­te, sorg­te da­für.
    Der Pfer­de­stall war ge­räu­mig, düs­ter und voll von dem star­ken, gu­ten Ge­ruch von Heu und Pfer­den. Die mus­ku­lö­sen Kalt­blü­ter stampf­ten und schnaub­ten rast­los, als er ih­nen das Ge­schirr auf­leg­te. Ko­misch – sie wa­ren doch sonst im­mer so ru­hig. „Nun, nun, ru­hig, mein Jun­ge. Ru­hig. Tom! Jer­ry! Ru­hig, ru­hig.“ Sie be­ru­hig­ten sich ein we­nig, und er führ­te sie nach drau­ßen, wo er sie an einen Pfos­ten band, wäh­rend er in den Stall ging, um den Pflug zu ho­len. Nicht vie­le Män­ner ver­moch­ten, ihn al­lein her­aus­zu­zie­hen, dach­te er in ei­nem An­flug von Stolz. Er ki­cher­te lei­se, als er be­merk­te, wie die Pfer­de an­ge­sichts des Pflugs stampf­ten. Pfer­de wa­ren fau­le Bies­ter, sie drück­ten sich vor je­der Ar­beit, falls es mög­lich war.
    Sein Hund Joe, ein gold­brau­ner iri­scher Set­ter, kam her­bei­ge­rannt und sprang an ihm hoch. Joe ge­hör­te selbst­ver­ständ­lich Mr. Ross­man, aber Brock hat­te ihn auf­ge­zo­gen, so daß Joe am liebs­ten in sei­ner Nä­he blieb. „Platz, Joe, Platz. Was ist heu­te ei­gent­lich in dich ge­fah­ren? Lang­sam, hörst du?“
    Das Gut brei­te­te sich grün um ihn her­um aus, die Farm­ge­bäu­de auf der einen Sei­te, die Hüt­ten des Per­so­nals auf der an­de­ren und da­hin­ter die vie­len Hektar Wald. Zwi­schen dem Farm teil und dem großen, wei­ßen Haus des Be­sit­zers la­gen vie­le Ra­sen­flä­chen, Obst­bäu­me und Gär­ten. Das Haus stand meist leer, seit Mis­ter Ross­mans Töch­ter ge­hei­ra­tet hat­ten und sei­ne Frau ge­stor­ben war. Zur Zeit war er al­ler­dings hier im nörd­li­chen Zip­fel des Staa­tes New York und ver­brach­te ei­ni­ge Wo­chen mit sei­nen Blu­men. Brock frag­te sich, warum ein Mil­lio­när wie Mis­ter Ross­man et­was dar­an fand, sei­ne Zeit mit wach­sen­den Ro­sen zu ver­trö­deln, selbst wenn er alt wur­de.
    Die Schup­pen­tür öff­ne­te sich knar­rend, und Brock ging hin­ein, nahm den großen Pflug und zog ihn nach drau­ßen, wo­bei er vor An­stren­gung leicht grunz­te.
    Er schob den Pflug hin­ter sie, brach­te die Deich­sel in die rich­ti­ge Stel­lung und schirr­te die Pfer­de an. Dann schüt­tel­te er die Zü­gel über ih­ren brei­ten Rücken. „Ab!“
    Sie rühr­ten sich nicht von der Stel­le.
    „Ab da­für, ha­be ich ge­sagt!“
    Tom be­gann rück­wärts zu ge­hen. „Heh, heh!“ Brock nahm das

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