Der Nebel weicht
von weit her?“
„Aus New York City.“ Sie schien zu erschaudern, und er fragte sich, was dort geschehen sein mochte. Aber vielleicht war es auch nur die Kälte. Der Wind war inzwischen eisig. „Ich heiße Sheila“, sagte sie.
„Ich bin Archie – Archie Brock.“ Ihre Hand lag fest in seiner. Ihr Verhalten zeigte keine Furcht, und er wußte, daß sie, auch wenn sie vielleicht nicht ganz so intelligent war wie er, mehr als genug Willensstärke und Klugheit besaß, um sich dieser erkaltenden, auf den Winter zueilenden Welt zu stellen.
„Du bist hier willkommen. Es ist immer ein großes Ereignis, wenn jemand neu eintrifft. Aber unser Leben wird dir ziemlich fremd und seltsam vorkommen, und wir müssen alle schwer arbeiten.“
„Ich fürchte mich vor keinem von beiden“, antwortete sie. „Ich glaube, ich werde mich nie wieder fürchten können.“
Er nahm ihr Bündel und ging zurück zu den Gebäuden. Im Westen färbte sich der Himmel in Rot und Gold mit einem dünnen Streifen kalten Grüns. „Ich freue mich, daß du zu uns gefunden hast – was sagtest du, wie lautet dein Nachname?“
„Sheila“, erwiderte sie. „Einfach nur Sheila.“
Seite an Seite gingen sie, den Hund und den Wind an den Fersen, die Auffahrt entlang bis zum Haus. Dort drinnen gab es Wärme und Geborgenheit.
Nachwort
Wenn man die Vielzahl seiner Werke (es sind inzwischen mehr als vierzig Romane) betrachtet und sich an einer Würdigung des Gesamtwerkes von Poul Anderson versucht, sehe ich mich durchaus nicht immer auf der Seite der Bewunderer dieses Autors. Zu oft ist er, nach meinem Geschmack, weit hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben, hat sich mit Konfektionsware begnügt. Das ist der eine Anderson. Aber es gibt noch einen zweiten Anderson, einen Anderson, der großartige Kurzgeschichten wie Call Me Joe (Nennt mich Joe) oder The Man Who Came Early (Der Mann, der zu früh kam) geschrieben hat, der gemeinsam mit Gordon R. Dickson die lustigen Geschichten über die Hokas – pelzige Außerirdische, die irdische Literatur und Metaphern wortwörtlich nehmen – veröffentlichte, der mit dem hier vorliegenden Werk Brain Ware (Der Nebel weicht), seinem ersten Roman für Erwachsene, ein Werk verfaßte, das mich beim ersten Lesen faszinierte und inzwischen nichts von dieser Faszination verloren hat.
Auch die Fantasy als eigenständige Literaturform in der Nähe der Science Fiction hat schon früh Anziehungskraft auf Poul Anderson ausgeübt. Zwar haben mich persönlich weder Three Hearts and Three Lions (Dreiherz) noch The Broken Sword (Das gebrochene Schwert) in den Bann gezogen, aber man muß zugestehen, daß der traditionsbewußte Anderson, der das Erbe seiner dänischen Vorfahren in die amerikanische Fantasy einbrachte, eine Alternative zu den sonst tonangebenden schwertschwingenden Barbaren bot.
Eigenständiger noch der Roman Kinder des Wassermanns (The Merman’s Children) {4} , der im Ganzen sehr europäisch wirkt und auf den reichen Schatz europäischer Sagen-, Märchen- und Legendentradition verweist, der zum größten Teil noch ungehoben ist oder von amerikanischen Autoren – die sich hier gern bedienen – recht oberflächlich aufgegriffen wurde. Überzeugend wird eine abendländische Welt dargestellt, die von der noch ungebrochenen geistlichen Macht der Kirche – die sich anschickt, die letzten noch übersehenen Winkel Europas zu christianisieren – und der nicht minder kraftvollen Handelsmacht der Hanse geprägt wird. Dieses Spannungsfeld ist nicht Thema des Romans, aber es ist präsent im täglichen Leben der meist einfachen Leute, die Anderson hier in den Mittelpunkt rückt: der unerfahrene junge Seemann Niels, die
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