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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ge­tan war, zog er sich einen sau­be­ren An­zug an und ging zum großen Haus hin­auf.
    Mr. Ross­man saß auf der Ve­ran­da, rauch­te ei­ne Pfei­fe und blät­ter­te in ei­nem Buch, oh­ne es wirk­lich an­zu­se­hen. Brock blieb schüch­tern, die Müt­ze in ei­ner Hand, ste­hen, bis der Be­sit­zer auf­blick­te und ihn ent­deck­te.
    „Oh, hal­lo Ar­chie“, sag­te er mit sei­ner sanf­ten Stim­me. „Wie geht es dir heu­te abend?“
    „Gut, dan­ke.“ Brock dreh­te die Müt­ze zwi­schen sei­nen großen Hän­den und trat von ei­nem Fuß auf den an­de­ren. „Kann ich Sie bit­te einen Au­gen­blick spre­chen?“
    „Was? Na klar. Komm her­ein.“ Mr. Ross­man leg­te das Buch bei­sei­te und saß rau­chend da, wäh­rend Brock die Klapp­tür öff­ne­te und zu ihm trat. „Hier, setz dich.“
    „Vie­len Dank. Ich …“ Brock fuhr sich mit der Zun­ge über sei­ne tro­ckene Lip­pen. „Woll­te Sie bloß mal nach was fra­gen.“
    „Nur her­aus da­mit, Ar­chie.“ Mr. Ross­man lehn­te sich be­quem zu­rück. Er war groß und schlank, mit fein­ge­schnit­te­nen, stol­zen Ge­sichts­zü­gen un­ter dem wei­ßen Haar. Brocks El­tern hat­ten be­reits für ihn ge­ar­bei­tet, und als sich her­aus­stell­te, daß aus dem Jun­gen nichts Be­son­de­res wer­den wür­de, hat­te er sich um ihn ge­küm­mert. „Al­les in Ord­nung?“
    „Na ja, es ist we­gen … äh … die­ser Ver­än­de­run­gen hier.“
    „Hm?“ Ross­mans Blick wur­de auf­merk­sam. „Was für ei­ne Ver­än­de­rung?“
    „Sie wis­sen schon. Die Tie­re wer­den klü­ger und auf­säs­sig.“
    „Ach so, das!“ Ross­man stieß ei­ne Rauch­wol­ke aus. „Sag mal, Ar­chie, hast du auch in dir selbst ir­gend­ei­ne Ver­än­de­rung be­merkt?“
    „Ja, ich … äh … na ja, ich glaub’ schon.“
    Ross­man nick­te. „Du wärst nicht hier­her­ge­kom­men, wenn du dich nicht ver­än­dert hät­test.“
    „Was geht nur vor, Mr. Ross­man? Was läuft denn da bloß schief?“
    „Ich weiß es nicht, Ar­chie, nie­mand weiß es.“
    Der al­te Mann blick­te in die nie­der­sin­ken­de blaue Däm­me­rung. „Bist du so si­cher, daß da et­was schief­läuft? Viel­leicht kommt end­lich et­was in Ord­nung.“
    „Sie wis­sen es nicht …“
    „Nein, kein Mensch weiß es.“ Ross­mans blas­se, blau­ge­äder­te Hand klatsch­te auf die Zei­tung, die ne­ben ihm auf dem Tisch lag. „Hier drin fin­den sich ei­ni­ge An­deu­tun­gen. Das Wis­sen brei­tet sich aus. Ich bin si­cher, daß sehr viel mehr be­kannt ist, aber die Re­gie­rung hat die In­for­ma­tio­nen un­ter­drückt, weil sie ei­ne Pa­nik fürch­tet.“ Er grins­te mit ei­ner ge­wis­sen Bos­heit. „Als ob man ein welt­wei­tes Phä­no­men ge­heim­hal­ten könn­te! Aber in Wa­shing­ton wer­den sie na­tür­lich bis zum bit­te­ren En­de an ih­rem Schwach­sinn fest­hal­ten.“
    „Aber, Mr. Ross­man.“ Brock hob die Hän­de und ließ sie wie­der fal­len. „Was kön­nen wir tun?“
    „War­ten. Ab­war­ten, was wird. Ich wer­de dem­nächst in die Stadt fah­ren, um es selbst her­aus­zu­fin­den … mei­ne Wis­sen­schaft­ler am In­sti­tut soll­ten …“
    „Sie wol­len weg?“
    Ross­man schüt­tel­te lä­chelnd den Kopf. „Ar­mer Ar­chie! Hilf­lo­sig­keit ist et­was Schreck­li­ches, nicht wahr? Manch­mal hal­te ich das für den Haupt­grund, wes­halb der Mensch sich vor dem Tod fürch­tet – nicht we­gen der Ver­ges­sen­heit, der man an­heim­fällt, son­dern weil der Tod un­ver­meid­lich ist, weil man ihn nicht ver­hin­dern kann. So­gar der Fa­ta­lis­mus ist nicht mehr als ein Schutz da­vor. Aber ich kom­me wohl vom The­ma ab, wie?“
    Er rauch­te ei­ne lan­ge Zeit schwei­gend wei­ter. Um sie her­um zirp­te und mur­mel­te die som­mer­li­che Däm­me­rung. „Ja“, sag­te er schließ­lich, „ich füh­le es auch in mir selbst, und es ist nicht nur an­ge­nehm. Nicht so sehr die Ner­vo­si­tät und die schlech­ten Träu­me – die sind haupt­säch­lich phy­sio­lo­gisch be­dingt, ver­mu­te ich –, son­dern viel­mehr die Ge­dan­ken. Ich ha­be mich im­mer für einen schnel­len, fä­hi­gen und lo­gi­schen Den­ker ge­hal­ten, aber jetzt tritt et­was in mein Le­ben, das ich nicht im ge­rings­ten ver­ste­hen kann. Manch­mal er­scheint

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