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Der Nebelkönig (German Edition)

Der Nebelkönig (German Edition)

Titel: Der Nebelkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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dunkelsamtenen Beinkleider schimmerten über glatten
schwarzen Strümpfen und seine blank polierten Schuhe mit den silbernen
Schnallen schritten zierlich, wenn auch ein wenig unregelmäßig über das
Parkett.
    Sie hob den Blick zu seinem
Kopf, zögernd, als hätte sie Angst, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Er hatte
das Gesicht Endrit zugewandt und nickte dem Koch freundlich zu. Sein lackschwarzer
Zopf fiel schmucklos straff über den Rücken, gehalten von einem schlichten
Seidenband.
    Dann ruckte sein Kopf nach
links und der Blick der schwarzen Augen traf Sallie. In der Ferne krächzte ein
Rabe. Sie unterdrückte ein erschrecktes Geräusch.
    Der Mann fixierte sie
nachdenklich und ausdruckslos. Sallie konnte ihren Blick nicht abwenden, wie
sie das gerne gewollt hätte. Er hielt sie fest wie ein Magnet die Nähnadel.
    Etwas an dem Mann war seltsam.
Er ließ den Raum um ihn herum, die Möbel, die beiden Köche weniger anwesend
erscheinen als ihn selbst. Es war, als hätte er mehr Gewicht oder mehr Sein als
alles andere. Mehr Wirklichkeit? Die Luft um ihn herum schien zu schillern oder
Blasen zu werfen, sie verzerrte sich, als wäre sie heiß ...
    »Was stehst du da und starrst
Löcher in die Luft?« Endrits Stimme wirkte wie ein Eimer kaltes Wasser, der
Sallie über den Kopf gegossen wurde. Sie schüttelte sich und die Benommenheit
fiel von ihr ab. Der schwarze Mann hatte sich umgedreht und scherzte nun mit
Imer, der ihm die Tür zum Speisezimmer aufhielt. Sallie sah ihn an und
schüttelte sich wieder. Da war nichts Merkwürdiges oder Übernatürliches an der
kleinen Gestalt mit dem Hinkefuß und der runden Schulter, wie sie auf ihren
Stock gestützt durch die Tür humpelte. Als Imer sie hinter dem Mann schloss,
hörte sie noch die lautstarke Begrüßung, die ihm entgegenscholl. »Gerade recht
zum Spiel, bravo«, rief eine dröhnende Stimme.
    »Was ist mit dir? Du bist ganz
blass geworden«, sagte Endrit besorgt.
    Sallie hob die Schultern. »Mir
ist schwindelig«, murmelte sie.
    »Wahrscheinlich ist dir der
Schnaps nicht bekommen«, gab der Koch zurück. »Du siehst nicht aus, als
könntest du viel vertragen, du kleines Hühnchen.«
    Sallie lächelte kurz, aber
ihre Stirn blieb gerunzelt.
    »Auf, der Abend ist noch nicht
zu Ende.« Der Koch stützte sich auf den Serviertisch und schüttelte den Kopf.
»Glaub nicht, ich wäre weniger erledigt als du«, murmelte er. »Kommt, das
Dessert ist an der Reihe.«
    Erneut der Tanz der Schüsseln,
Schalen, Teller, Flaschen. Mit müden Füßen und schweren Händen lief Sallie vom
Vorraum zum Tisch, um den Tisch herum, wieder zurück, der Kopf schwirrte ihr
und die Erschöpfung war wie eine schwere Decke, die sich um ihre Glieder wickelte
und sie zu Boden ziehen wollte.
    Die Gesellschaft verfügte sich
in den benachbarten Salon, wo Sallie den Kaffee servierte. Die Köche räumten
derweil die verwüstete Tafel auf und packten ihre Utensilien und die Gebirge an
schmutzigem Geschirr zusammen. Während Imer den ersten hoch beladenen Wagen
hinausschob, hockte sich Endrit neben Sallie, die auf einem der Stühle
zusammengesunken war und sich bemühte, ihre schweren Augenlider offen zu
halten.
    »Du bist noch nicht fertig«,
sagte er. »Die Herren spielen jetzt noch ein paar Runden Karten.« Er musterte
sie mitleidig. »Ich würde dir gerne helfen, aber der Kammerherr besteht auf
einer Bedienung, die ... nun ja ...«
    »Ich weiß«, murmelte Sallie.
Sie hatte die fleischige Hand des Kammerherrn bei jeder ihrer Runden um den
Tisch auf ihrem Rücken, ihrem Hintern, ihrem Schenkel zu spüren bekommen.
    Endrit seufzte leise. »Sorge
dich nicht. Er wird nach dem Spiel wahrscheinlich viel zu betrunken sein, um
... du weißt schon.« Sein Gesicht strafte die zuversichtlichen Worte Lügen.
    Sallie nickte nur, zu müde, um
sich um irgendetwas zu sorgen – und sei es, nach all der Plackerei auch noch
das Bett des Kammerherrn wärmen zu müssen.
    »He, Mädchen«, erscholl die
Stimme des Gastgebers aus dem Salon. »Wir haben Durst!«
    Sie rappelte sich auf und ging
hinein. Der Salon war etwas kleiner als das vordere Zimmer, aber dafür besaß er
ein Fenster, durch das jetzt die kühle Nachtluft herein strich und leise die
Vorhänge blähte. Ein runder Spieltisch war in der Mitte des Salons aufgebaut
worden, die Gesellschaft saß darum versammelt, rauchte und trank. Einer der
Herren, ein junger, dunkelhaariger, dessen Lockenkopf im Kerzenlicht wie
poliertes Holz schimmerte, drehte sich zu ihr und

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