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Der Neid eines Fremden

Der Neid eines Fremden

Titel: Der Neid eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Bewerbungsgespräch tragen würde. Eine hellbraune, engsitzende Trevirahose. Sein beiges Jackett mit den modischen Aufschlägen aus wunderbar weichem Mohairmaterial. Seine hellbraune, seidenglänzende Krawatte, in deren Schnörkelmuster sich die Farbe des Jacketts fortsetzte, und sein hellbraunes Hemd (Nylon) mit unifarbenen Streifen. (Bei Cecil's Gee hatte ein Verkäufer ihm gesagt, es gebe nichts Vornehmeres als mehrere Abstufungen ein und derselben Farbe.)
      Er schenkte sich Tee ein, gab ein wenig Kondensmilch und einen halben Teelöffel Zucker hinzu und setzte sich mit dem Brief an den Tisch. Er öffnete den Umschlag, schlitzte ihn behutsam mit einem Messer auf. Zunächst zog er sein Photo heraus, dann einen Brief, der nicht sehr lang war. Es war die Rede von Ausbildung und Erfahrung; von Hintergrundwissen und akademischen Abschlüssen. Man lehnte sein Ersuchen um ein Bewerbungsgespräch ab. Er runzelte die Stirn und begann von vorn zu lesen, sehr langsam und aufmerksam, als habe er bei der ersten hastigen Durchsicht einen wichtigen Punkt übersehen. Er prüfte Namen und Adresse, denn er hoffte, daß der Brief für eine andere Person bestimmt und ihm aus Versehen zugeschickt worden war. Doch die Adresse stimmte. Und es war sein Photo. Er nahm es in die Hand und fühlte sich, als habe ihm jemand in den Magen getreten. Kalter Schweiß trat ihm aufs Gesicht. Er stieß einen langen, zittrigen Seufzer aus. Er hätte wissen müssen, daß der Laden die falsche Adresse war. Man mußte nur die richtigen Leute kennen, dann bekam man alles auf einem silbernen Tablett serviert. Er las den Brief noch einmal. Einen akademischen Abschluß, du liebe Güte. Einen akademischen Abschluß, um vor der Kamera zu sitzen und einen Haufen Scheiße zu erzählen oder die Top Ten vorzustellen. Einen Abschluß in was? Geographie? Englisch? Mathematik? Geschichte? Er ging jedes Fach durch, das er sich nur denken konnte, und bemerkte erstaunt, daß der Brief zu einem Haufen Papierfetzen zusammengeschrumpft war und das Messer in seiner Hand zitterte. Er kehrte die Papierfetzen ordentlich zusammen und ließ sie wie Schneeflocken in einen Plastikeimer unter der Spüle rieseln.
      Danach fühlte er sich besser. War in der Lage, die Dinge in einem vernünftigeren Licht zu betrachten. Er erinnerte sich, im Standard gelesen zu haben, daß das Fernsehen Opium fürs Volk sei - da mußten sie ja Tausende von Briefen erhalten. Seiner war in dieser Menge einfach untergegangen. Er war den entscheidenden Leuten einfach nicht unter die Augen gekommen. Wahrscheinlich hatte irgend jemand am Fuße der Rangleiter, der Assistent eines Assistenten, die Antwort verfaßt. Jemand, der gerade von der Universität kam; der mit Ach und Krach einen Job beim Fernsehen bekommen hatte und jetzt dafür sorgte, daß kein anderer es schaffte. Wahrscheinlich war er übergewichtig und unattraktiv. Fenn erkannte jetzt, daß es ein Fehler gewesen war, das Photo beizulegen. Er bemerkte, daß er noch immer das Messer in der Hand hielt, und drückte den Verschluß. Die Klinge sprang zurück, und er schob das Messer in seine Tasche. Sein Tee war kalt geworden. Er goß ihn in den Abfluß, spülte die Tasse aus und kehrte zum Tisch zurück, um die nächsten Schritte zu planen.
      Es hatte keinen Zweck, an die anderen Anstalten zu schreiben. Die Abteilungsleiter und die Leute an den Schaltstellen der Macht würden seinen Brief ohnehin nicht zu sehen bekommen. Das war ihm jetzt klar. Es würde immer einen Untergebenen geben, der sich ihm in den Weg stellte. Er würde zu anderen Methoden greifen müssen. Aber er würde behutsam vorgehen müssen. Es war wichtig, die Leute nicht zu verstimmen (natürlich nur die, auf die es ankam); auf der anderen Seite mußte er zu ausgefallenen Mitteln greifen, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, wenn das auf dem üblichen Weg nicht möglich war. Nicht zum ersten Mal verfluchte er seine Eltern. Andere Leute, deren Aussehen und Stil nicht im mindesten an seine Qualitäten heranreichten, waren ganz oben, nur weil sie in die richtige Familie geboren waren. Berühmtheiten waren ein selbstverständlicher Teil ihrer Kindheit, lasen ihnen Gute-Nacht-Geschichten vor, wurden Schwiegereltern und ließen ihre Beziehungen spielen, wenn es soweit war. Und er erkannte niemanden. Doch, dieser Gedanke kam ihm langsam zu Bewußtsein, hatte er es jemals wirklich versucht? Nicht in den richtigen Kreisen aufgewachsen zu sein hieß noch lange nicht, daß es unmöglich

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