Der neue Frühling
waren.«
Er blickte stier. »Ich soll das Nötige besorgen, sagst du? Meinst du damit, ich persönlich?«
»Ja, du und keiner sonst. Ausdrücklicher Befehl von Taniane. Mehr noch, und es ist von entscheidender Wichtigkeit, wir müssen verhindern, daß die Sache irgendwie mit ihr in Verbindung gebracht werden kann, mit mir im übrigen auch nicht. Dabei könnte die Regierung der Stadt sehr schwer kompromittiert werden. Deshalb mußt du es tun, und zwar allein. Ist das klar? Und du mußt es sofort hinterher vergessen.« Er machte eine Pause. »Natürlich wirst du angemessen belohnt werden.«
Die einzige angemessene Belohnung, dachte Curabayn Bangkea, wäre, daß ich mir eine Nacht lang die Nialli vornehmen darf, wie ich möchte. Aber das werden sie mir bestimmt nicht gewähren.
Er verspürte einen plötzlichen Zorn. Was glaubten die eigentlich, was er sei, ein Tier, ein Barbar? Er war der Hauptmann der Wachen, der Schützer und Bewahrer von Recht und Ordnung. Warum wählten sie gerade ihn für dieses schmutzige Geschäft aus? Konnten sie dafür nicht irgendeinen Strolch in einer Kaschemme auftreiben, den man danach bequem verschwinden lassen konnte?
Ich brauche dich… Du bist der einzige, dem ich vertraue…
Nun ja, vielleicht. Daß er gebraucht wurde, ganz besonders auserwählt war, besänftigte ihn ein wenig. Ein Geheimauftrag, und auf ganz speziellen Wunsch des Häuptlings. Irgendwie schmeichelhaft. Der einzige, dem ich vertrauen kann. Ein Säufer und Strolch würde die Sache vielleicht verhauen. Oder das Maul nicht halten können, ehe er an die Arbeit ging. Schließlich handelte es sich um eine staatswichtige Sache. Tanianes Befehl: dem Kinderverführer ein Ende zu machen! Eine Krisensituation war das, jawohl, eine Bedrohung von Recht und Ordnung, diese ganze Propaganda der Hjjk-Liebe und dieses ganzen Zeugs.
Seine Verärgerung legte sich etwas.
Außerdem erkannte er, daß ihm gar keine andere Wahl gelassen war, als mitzumachen, ob es ihm gefiel oder nicht. Er steckte bereits viel zu tief mit drin. Er wußte zuviel. Nun mußte er das Spiel bis zum Ende durchstehen. Diene deinen Herrn und Meistern getreulich, dann kommst du nach oben. Zeig ihnen die kalte Schulter, wenn sie dich brauchen, und du kannst dich eingraben lassen.
»Du wirst uns doch nicht im Stich lassen?« fragte Husathirn Mueri, als hätte er ihn mit dem Zweitgesicht durchforscht.
»Aber keineswegs, deine Gnaden.«
»Also, was beunruhigt dich dann noch?«
»Ich würde gern Genaueres über die versprochene Belohnung wissen, wenn es dich nicht stört.«
Husathirn Mueri wich glatt aus: »Diese ganze Geschichte hat sich dermaßen schnell entwickelt, daß ich bisher noch keine Zeit hatte, alle Einzelheiten zu berücksichtigen. Ich werde dir dazu mehr sagen können, heute nachmittag bei den Spielen. Doch eines kann ich dir immerhin versichern: Die Belohnung wird angemessen sein, mehr als angemessen.« Und erneut dieses einschmeichelnde Lächeln, beruhigend, verschwörerisch: Wir stecken doch da gemeinsam drin, und eine Hand wäscht die andre. »Man wird sich deiner annehmen. Du weißt doch, du kannst dich in der Sache auf mich verlassen. Also, kann ich mit dir rechnen?«
Ich hätte eher Vertrauen zu einem Rattenwolf als zu dir, dachte Curabayn Bangkea. Aber es gab kein Zurück mehr. »Selbstverständlich kannst du das«, sagte er.
Hinterher, nachdem sein Besucher gegangen war, saß Curabayn Bangkea eine ganze Weile still da und ließ den Atem durch seinen Leib ein- und ausgehen. Den ersten Schock hatte er überwunden. Sein Zorn war verflogen, nun begann er die Vorteile zu sehen.
Nicht nur die Vorteile, die ihm daraus erwachsen mußten, daß er eine kitzlige Geheimmission erledigen würde, für die man ihn ganz speziell auserkoren hatte, auch nicht die Macht, die ihm durch seine Mitwirkung an der Beseitigung Kundalimons über Husathirn Mueri, ja sogar über Taniane zuwachsen würde. Nein, da war auch die Tötung selbst – und was durch sie bewirkt werden würde. Die Ausmerzung von etwas, das ihn zur Raserei trieb, das Ausreißen eines unerträglichen Stachels. Wenn ich sie schon nicht kriegen kann, dachte er, dann hat er sie wenigstens auch nicht. Der Gedanke an den Mord selbst erregte ihn angenehm. Sich hinter den Kerl zu schleichen, der sich erfrecht hat, Niallis Geliebter zu werden… ihn zu packen… ihn in einen dunklen Gang zu zerren… den Lebensfunken langsam aus ihm herauszudrücken…
Vielleicht war dies genau das Purgativ, das er
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