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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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kann ich’s nicht sagen – die würde das niemals erlauben. Die würde mich glatt einsperren lassen, ins Kittchen, um mich am Weggehen zu hindern – aber du, du bist eben anders, du siehst alles so viel tiefer und eindringlicher…«
    Trotz des Schocks, der in ihm noch nachbebte, gelang Hresh ein Lächeln.
    »Was ich sehe, meine liebe Nialli, ist nur, daß du mich in deiner Angelegenheit zum Mitverschwörer gemacht hast. Und wenn ich darüber mit deiner Mutter spreche, dann wirst du mir das niemals verzeihen, stimmt’s?«
    »Aber du wirst ja nicht mit ihr darüber reden, mit überhaupt niemand. Das weiß ich.«
    Hresh betrachtete seine Fingerkuppen. In seiner Brust breitete sich etwas kalt und bedrückend aus. Erst jetzt traf ihn das so ganz, was Nialli gesagt hatte: Seine Tochter, sein einziges Kind, war von diesem Augenblick an für immer für ihn verloren, und er konnte nichts dagegen tun, gar nichts!
    »Also gut«, sagte er schließlich und hoffte, daß sie ihm die Trauer nicht an der Stimme anmerken werde. »Ich werde stumm sein.«
    »Ich wußte, du würdest das tun.«
    »Eins allerdings mußt du für mich tun, ehe du fortgehst. Sonst gilt unsere Abmachung nicht, und Taniane erfährt binnen einer Stunde genau, was ihr beiden vorhabt.«
    Nialli strahlte wieder. »Was du willst, Vater. Sag es nur.«
    »Ich möchte, daß ihr mir vom Nest berichtet. Beschreibt mir, wie die Königin ist, sagt mir, was Nest-Bindung bedeutet und Königin-Liebe und alle diese anderen Begriffe. Du hast alles für dich behalten, Nialli, seit du wieder in der Stadt gelebt hast. Begreifst du nicht, wie sehr mich das interessiert hat, Nialli? Aber ich konnte dich natürlich nicht zwingen, mir etwas zu sagen. Und du hast ja nicht das kleinste bißchen erzählen wollen, nie. Aber jetzt mußt du! Sag mir alles. Ich muß es wissen. Denn du bist die einzige Person, die mich diesbezüglich instruieren kann. Und sobald heute die Spiele beendet sind, wirst du das bitte auch tun! Das ist das einzige, worum ich dich bitte, ehe du mit Kundalimon ins Nest zurückkehrst… ehe du mich für immer verläßt!«
    Curabayn Bangkea war eifrig damit befaßt, in der kleinen Zelle im Annexbau der Basilika, in der er sein Büro hatte, seinen Helm zu polieren, als Husathirn Mueri auftauchte. Die Stimmung des Wachhauptmanns war düster, und das schon seit etlichen Tagen. Das Bild der Nialli Apuilana verfolgte ihn im Wachen und im Schlaf. Sie tanzte vor ihm, nackt, in seinen Träumen, lockend, spöttisch lächelnd, stets seinem Zugriff sich entwindend. Es verlangte ihn nach ihr mit einer Lust, die er selbst als absurd und ungeheuerlich begriff. Denn sie war eine Frau, die in mehr als nur einer Hinsicht völlig außerhalb seiner Reichweite war: eine Angehörige der höchsten Nobelklasse der Stadt, und er selber – nichts weiter als ein Wachbeamter der Justizbehörde. Er hatte keinerlei Chancen, und das Ganze war einfach lachhaft. Aber dennoch zerfraß es ihm das Herz. Beständig hatte er diesen bitteren Metallgeschmack im Mund, und dieses unablässige Pochen in der Brust unter den Rippen, und alles nur, weil er an sie denken mußte. Diese törichten, erbärmlichen, idiotischen Phantasievorstellungen und Selbstzerfleischungen! Und so hoffnungslos, absolut hoffnungslos! Hin und wieder er haschte er einen Blick auf sie in den Straßen der Stadt, stets weit entfernt, in achtvoller Distanz, aber sie blickte dennoch verächtlich und voller Abscheu in seine Richtung, als wäre er irgendwas, das aus dem Abflußrohr herausgekrochen war.
    »Ah, da bist du ja«, sagte Husathirn Mueri beim Eintreten.
    Curabayn Bangkea entglitt sein Helm und fiel scheppernd auf die Tischplatte. »Deine Gnaden?« Er bellte fast, keuchte und zwinkerte bestürzt mit den Lidern.
    »Wieso diese üble Laune heute morgen, Curabayn Bangkea? Nervt dich der Regen, oder hast du schlecht geschlafen?«
    »Ausgesprochen schlecht, deine Gnaden. Meine Träume sind ausgesprochen sündenstachliger Natur und stoßen mich hinein in die rauhe Wirklichkeit, und da lieg ich dann und wünschte, daß ich wieder schliefe… Und wenn ich dann schlafe, kehrt der Traum zurück und ist nicht weniger steif und stachlig als zuvor.«
    »Du solltest wirklich mal wieder einen Tabernakel aufsuchen«, sagte Husathirn Mueri mit einem freundlichen Grinsen, »und dir dort ein paar schöne volle Becher gönnen – und mit ein, zwei oder drei guten Partnern kopulieren, und dann noch eine Runde Wein auffahren lassen. Und so mal eine

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