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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ganze Nacht durchmachen und überhaupt nicht zu schlafen versuchen. Ich habe immer gefunden, daß man dabei seine ärgerlichen Träume loswird. Und in der nächsten Morgendämmerung bist du dann wieder ein ganz gesunder, normaler Mann, und es dürfte ziemlich lang dauern, ehe dir deine Träume wieder Seelenblähungen verursachen werden.«
    »Ich bedanke mich bei deinen Gnaden«, sagte Curabayn Bangkea, eher kühl. »Ich werde bestimmt darüber nachdenken.«
    Er hob den Helm wieder auf und begann weiter daran herumzuwischen und zu wienern. Er fragte sich, ob Husathirn Mueri auch nur ahnte, was ihm wirklich zu schaffen machte. Es war immerhin stadtbekannt, wie geil Husathirn Mueri selber auf die Nialli Apuilana war (da mußte man bloß mal genau hinschaun, wenn sie in seine Nähe kam, und man wußte Bescheid), aber war dem Kerl eigentlich bewußt, daß praktisch jeder Mann in der Stadt ganz die gleichen Probleme hatte? Würde er wütend werden, wenn man ihm klarmachte, daß ein bloßer kleiner Hauptmann der Wachen von ihr ebenso heillos besessen war? Möglich war das. Also bleib vernünftig, Junge, und sag ihm nichts davon, befahl sich Curabayn Bangkea.
    »Du warst heute morgen nicht im Tempel zur Nakhaba-Stunde«, sagte Husathirn Mueri.
    »Nein, Edler. Ich bin im Dienst hier.«
    »Bis wann?«
    »Bis zur Tagesmitte, deine Gnaden.«
    »Und danach?«
    »Wollte ich zum Festival gehen. Mir die Spiele anschauen.«
    Husathirn Mueri beugte sich nahe zu ihm und lächelte. Es war ein merkwürdig vertrauliches, intimes, anschmeißerisches Lächeln, ein beunruhigendes Lächeln, denn es signalisierte etwas – Abnormes. Die leise Stimme sagte: »Ich hätte da einen kleinen Job für dich, heut nachmittag.«
    »Aber, Herr, da sind doch die Spiele!«
    »Keine Angst, du kommst schon noch rechtzeitig. Hinterher. Aber vorher brauche ich dich noch. Du mußt ‘ne Kleinigkeit für mich erledigen, geht das klar? Und es ist von höchster Wichtigkeit für die Sicherheit unserer Stadt. Und du bist nun einmal der einzige, zu dem ich genug Vertrauen habe, daß er das auch richtig ausführt.«
    »Ja? Deine Gnaden?« Curabayn Bangkea schwamm völlig im unklaren.
    »Es geht um den Hjjk-Gesandten.« Husathirn Mueri lagerte sich so ganz beiläufig mit einem Schenkel auf die Kante des Schreibtischs in der Wachzentrale. »Taniane weiß inzwischen darüber Bescheid, was der treibt – ich meine seine subversiven Aktivitäten… Seine Predigerei… Wie er unsere Jugend verdirbt. Sie wünscht, daß dem so schnell wie möglich ein Ende gemacht werde.«
    »Ein Ende – wie, Edler? Sollen wir ihn wieder unter Hausarrest stellen?«
    »Nein. Etwas mit mehr Durchschlagskraft.«
    »Mehr…?«
    »Aber du begreifst doch, was ich dir sage.«
    Curabayn Bangkeas Blick wurde starr. »Ich bin mir nicht sicher, daß ich begriffen habe. Also – ohne große Umschweife, Herr. Willst du mir damit sagen, ich soll ihn töten lassen?«
    Husathirn Mueri hatte einen seltsam heiteren Ausdruck im Gesicht, als er sagte: »Der Häuptling fühlt sich von den Vorgängen zutiefst beunruhigt. Sie hat mir aufgetragen, dieser subversiven Beeinflussung unserer Kinder ein Ende zu bereiten. Sofort, radikal und für immer. Das ist doch wohl klar genug.«
    »Aber… die Beseitigung eines Gesandten…«
    »Es besteht doch wahrlich kein vernünftiger Grund, ihn als so etwas zu bezeichnen, oder?«
    »Aber du willst ihn – weg haben, und er ist ein Botschafter, oder?«
    Husathirn Mueri sprach unbeirrt weiter. »Die Lage ist kritisch. Diese Person führt zu enormen Störungen im Leben unserer Stadtgemeinschaft. Und hier liegt unsere Verantwortung, mein lieber Curabayn Bangkea, und bei allen Göttern, wir werden uns dieser Verantwortung gewachsen zeigen.«
    Und Curabayn Bangkea nickte. Inzwischen kam er sich vor wie ein verlorenes Blatt, das von einem raschfließenden Wasserlauf davongetragen wird.
    Husathirn Mueri sprach weiter: »Also wirst du zur Eröffnungsfeier zu den Spielen gehen und dafür sorgen, daß man dich sieht. Dann verschwindest du, und zwar so, daß man dich nicht sieht. Dann besorgst du das Nötige und kommst auf die Tribüne zurück, wo ich zufällig dir in den Weg laufe und dich in meine Loge einlade, wo dich alle Welt sehen kann, und dort sitzen wir ein Weilchen und plaudern – über die Favoriten in den Ausscheidungskämpfen des Tages. Und niemand wird auch nur einen Verdacht hegen, du könntest an etwas Ungewöhnlichem beteiligt gewesen sein, während die Spiele im Gange

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