Der neue Frühling
gewaltige Stärke. Er zog das Tuch fest. Er stellte sich die Hände dieses Mannes auf den Brüsten Niallis vor, seine Lippen auf ihrem Mund, und er zerrte fester zu. Ein paar Augenblicke lang gab Kundalimon heisere krächzende Hjjk-Laute von sich, aber vielleicht war es ja auch nur das Todesröcheln. Seine Augen quollen hervor. Seine Lippen wurden schwarz. Dann sackten ihm die Beine unter dem Körper weg. Curabayn Bangkea ließ ihn sacht zu Boden gleiten und schleifte ihn tiefer in das Gäßchen hinein. Dort lehnte er ihn gegen eine Mauer wie einen Betrunkenen und verließ ihn. Es war kein Atem mehr in ihm. Curabayn Bangkea wickelte sich den Strangulationsschal um das Handgelenk, als wäre es ein Zierband, und begab sich zu seinem Wagen zurück, den er drei Straßen entfernt abgestellt hatte. Eine halbe Stunde darauf war er wieder im Stadion. Er war überrascht, wie gelassen und ruhig er war. Aber es war ja auch alles dermaßen glatt gegangen; ein echter Profi-Job, ganz ohne Frage. Rasch und sauber. Hopp-und-ex. Und jetzt war die Stadt wieder sauberer.
Husathirn Mueri hatte seine Loge auf der Regierungstribüne dicht neben dem Hauptaufgang. Curabayn Bangkea blickte zu ihm hinüber und nickte. Er glaubte, ein antwortendes Nicken zu erkennen, war sich dessen aber nicht sicher.
Dann nahm er seinen Platz in der Sektion für das gewöhnliche Volk wieder ein und wartete ab.
Es dauerte lang, bis die abgesprochene Einladung in Husathirn Mueris Loge erfolgte. Der Langstreckenlauf war schon vorbei, es liefen die Stabsprung-Wettbewerbe, und man bereitete sich schon zum Staffellauf vor. Doch endlich tauchte ein Kerl auf, in dem Curabayn Bangkea einen Bediensteten des Hauses Husathirn Mueri erkannte. »Wachhauptmann?«
»Ja? Was gibt es?«
»Seine Exzellenz, Prinz Husathirn Mueri, schickt mich mit einem freundlichen Gruß zu dir. Er hofft, du hast die Spiele bisher interessant gefunden.«
»Aber gewiß. Sehr.«
»Der Prinz möchte dich einladen, mit ihm einen Becher Wein zu trinken.«
»Es wird mir eine Ehre sein«, antwortete Curabayn Bangkea.
Es dauerte ein wenig, bis er begriff, daß der Mann ihn ja gar nicht zum Logenbereich im Mittelfeld der Tribünen führte, wo die Aristos saßen. Vielmehr geleitete er ihn auf einem weiten Umweg über die gegenüberliegende Seite in den Bogengang, der das Stadion umschloß.
Also, vielleicht hat ja Husathirn Mueri sich anders entschieden, schloß Curabayn Bangkea, und will mich nicht grad an einem so auffälligen Ort treffen, wie in seiner Loge. Vielleicht fürchtete er, der Job könnte schiefgegangen sein, es könnte Zeugen gegeben haben, so daß es doch nicht ganz so klug wäre, sich öffentlich mit Curabayn Bangkea sehen zu lassen, ehe er genau wußte, was wirklich geschehen war. Curabayn Bangkea fühlte, wie der Zorn erneut in ihm aufstieg. Hielten die ihn wirklich für einen solchen Pfuscher?
Und da war nun Husathirn Mueri und kam durch den Gang auf ihn zu. Es wurde immer rätselhafter. Wo sollte denn nun dieser gemeinsame Siegestrunk, der Becher Weins, getrunken werden? Doch nicht etwa in einer der öffentlichen Kellerkaschemmen da drunten?
Er schämt sich, mit mir gesehen zu werden, dachte Curabayn Bangkea wütend. Ja, das ist es. Ein Nobelprinz wie der, der lädt doch nicht einfach einen ordinären Gardehauptmann wie mich in seine Loge ein! Aber – warum hat er dann gesagt, daß er das tun will? Nein, das hätte er wirklich nicht tun dürfen.
Aber Husathirn Mueris Gesicht sah aus, als freue er sich wirklich, ihn zu sehen. Er strahlte so voll genußfreudiger Erwartung, als ginge er zu einem Rendezvous mit Nialli Apuilana.
»Curabayn Bangkea, mein Guter!« rief er aus zwanzig Schritt Entfernung. »Ich bin ja so froh, daß wir dich in diesem Tollhaus endlich finden konnten.«
»Nakhaba sei dir hold, Edler. Gefallen dir die Spiele?«
»Die bisher schönsten, findest du nicht?« Husathirn Mueri hatte ihn nun erreicht. Der Diener, der Curabayn Bangkea geführt hatte, war verschwunden wie ein Sandkörnchen in einen Wirbelsturm. Husathirn Mueri ergriff ihn mit der für ihn typischen überschwenglich vertraulichen Art am Ellbogen und fragte sehr leise: »Also?«
»Erledigt. Keine Zeugen.«
»Prächtig, prächtig!«
»Es hätte gar nicht besser laufen können«, sagte Curabayn Bangkea. »Aber jetzt, wenn es dir nichts ausmacht, deine Gnaden, würde ich gern vielleicht doch über meine Belohnung reden.«
»Hier hast du sie«, sagte Husathirn Mueri. Und Curabayn Bangkea
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