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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Minuten festnehmen und abtransportieren, wenn du befiehlst, und den Schuppen zertrümmern.«
    »Nein!«
    »Aber du hast doch gesehen, was die…«
    »Ich hab nein gesagt. Es darf keine neuen Verfolgungen geben. Das ist der ausdrückliche Befehl des Häuptlings, und der ist dir durchaus bekannt.«
    »Verstehe, Herr, aber…«
    »Niemand wird festgenommen! Wir lassen dieses Bethaus absolut unbehelligt. Jedenfalls vorläufig. Und überwachen es genau. Wie sonst sollten wir herausfinden, welche Bedrohung da auf uns zukommt, wenn wir dem Feind nicht genau auf die Finger schauen? Kannst du mir folgen?«
    Der Hauptmann der Wache nickte. Seine Lippen waren fest zusammengepreßt.
    Husathirn Mueri hob den Kopf. Vor ihm erhoben sich die dunklen Schatten der Gläubigen von ihren Fässern, bewegten sich im Raum und bildeten Gruppen. Man hörte nicht mehr das hjjkische Geklicke, sondern statt dessen ein tiefes intensives Summen. Niemand kümmerte sich um die beiden flüsternden Männer im Hintergrund des Raums. Dann wurde es in dem engen Schlauch von Keller übermäßig heiß. Der Raum konnte sich jeden Moment entzünden und in Flammen aufgehen.
    Leise sagte Chevkija Aim: »Wir verschwinden jetzt besser.«
    Er bekam keine Antwort.
    Husathirn Mueri hatte das Gefühl, als hätten seine Beine Wurzeln geschlagen. Am anderen Ende des Kellers tvinnerten der Junge und das Mädchen schamlos vor dem Altar, und nach und nach bildete die Gemeinde Zweierpaarungen und begann in die Kommunion zu treten. Noch nie hatte Husathirn Mueri von so etwas gehört. Nie hätte er sich so etwas einfallen lassen, nicht einmal im Traum. Er schaute entsetzt und fasziniert zu.
    Chevkija Aim flüsterte: »Wenn wir hierbleiben, Herr, werden die wollen, daß wir auch…«
    »Ja. Ja, wir müssen wohl gehen.«
    »Alles mit dir in Ordnung, Herr?«
    »Wir – müssen – müssen wohl – gehen.«
    »Na, gib uns mal das Händchen, Herr. So. So ist’s recht. Und jetzt – hoch und auf!«
    »Ja«, sagte Husathirn Mueri. Seine Füße fühlten sich unter dem Körper wie abgestorben an. Er stützte sich schwer auf seinen Begleiter und stolperte taumelnd auf die Tür zu.
    Sie ist das Licht und der Weg. Sie ist die Essenz und die Substanz. Sie ist der Anfang und das Ende.
    Die frische kalte Luft draußen traf ihn wie ein Faustschlag.
    Hresh sagte: »Was ich früher mal über die Hjjks gedacht hab, war das, was alle immer geglaubt haben. Daß sie bösartige Fremdlinge sind. Unsere geschworenen Erzfeinde, fremd eben und eine Bedrohung. Aber in der letzten Zeit fange ich an, darüber etwas anders zu denken.«
    »Genau wie ich«, sagte Nialli Apuilana.
    »Und wieso?«
    Sie zuckte die Achseln. »Es wird leichter für mich sein, wenn du zuerst sprichst, Vater.«
    »Aber du sagst doch, du bist gekommen, um mir etwas zu sagen.«
    »Das werde ich auch. Aber es wird ein Tauschgeschäft sein müssen: Was du weißt gegen das, was ich weiß. Aber ich möchte, daß du anfängst. Bitte! Bitte!«
    Hresh schaute sie groß an. Sie war so verwirrend wie immer.
    Nach einer Weile begann er: »Also gut. Vermutlich hat es bei mir begonnen, als du vor dem Präsidium gesprochen hast. Als du sagtest, man darf die Hjjks nicht als Ungeheuer ansehen, weil sie in Wahrheit intelligente Wesen mit einer tiefen und reichen Kultur sind. Du nanntest sie sogar menschlich. Mit jener besonderen Wortbedeutung, wie ich sie zuweilen angewandt habe. Das war der erste Hinweis, den du mir gegeben hast, auf das, was dir im Nest widerfahren ist. Und mir wurde bewußt, daß deine Behauptung zweifellos irgendwann einmal wahr gewesen sein muß, denn die Hjjks waren Teil der Großen Welt, und in der Vision der Großen Welt, die mir einst zuteil wurde, sah ich sie, und sie lebten in Frieden und Harmonie mitten unter den Saphiräugigen und den Menschlichen und den übrigen Rassen. Wie also hätten sie dämonische Ungeheuer und dennoch Teil der Großwelt sein können?«
    »Genau das«, sagte Nialli.
    Hresh blickte zu ihr hinauf. Sie wirkte heute noch seltsamer als gewöhnlich. Sie war wie eine aufgerollte Peitschenschnur.
    Er sprach weitet: »Aber natürlich, was sie in der Große Welt waren, und das, was sie in hundertmal Tausenden Jahren seitdem geworden sind, ist nicht zwangsläufig das gleiche. Vielleicht haben sie sich ja verändert. Aber wer weiß das schon? Es gibt bei uns Leute, die von Grund auf überzeugt sind, daß die Hjjks böse sind. Thu-Kimnibol zum Beispiel. Aber inzwischen gibt es unter uns auch solche, die

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