Der neue Geist von Pao
und unsicher. Ihre Augen streiften nervös umher, neugierig, welcher Art Mann sie zugeteilt würden.
Beran betrachtete sie fasziniert.
Ein Truppenführer stieß Befehle aus. Die Brut Mädchen schritt folgsam quer über den Hafen, um registriert zu werden. Beran trat näher an sie heran und spazierte neben einem der jüngeren Mädchen her. Sie warf ihm einen Blick aus seegrünen Augen zu, dann starrte sie schnell in eine andere Richtung. Beran blieb verblüfft stehen – die Frauen unterhielten sich in einer ihm wohlvertrauten Sprache.
»Ihr seid ja Paonesen!« rief er überrascht. »Was macht ihr hier auf Breakness?« fragte er das Mädchen.
Sie blickte ihn unfreundlich an. »Das gleiche wie alle anderen.«
»Aber das hat es doch nie gegeben!«
»Du weißt aber wenig von Pao«, murmelte sie bitter.
»Ich bin selbst Paonese«, versicherte er ihr.
»Dann mußt du doch wissen, was dort vor sich geht.«
Beran schüttelte den Kopf. »Ich bin seit dem Tod des Panarchen Aiello hier in Breakness.«
»Du hast richtig gewählt«, sagte sie leise. »Es ist keine Freude mehr, auf Pao zu leben. Bustamonte ist ein Wahnsinniger.«
»Er schickt Frauen nach Breakness?« fragte Beran heiser.
»Hundert – eine ganze Brut – pro Monat. Frauen, die man enteignet hat oder die durch die schreckliche Umstellung zu Waisen wurden.«
Beran versagte die Stimme. Ehe er noch eine Frage stammeln konnte, zogen die Frauen weiter. »Warte doch!« krächzte er und rannte neben dem Mädchen her. »Was ist das für eine Umstellung?«
»Ich kann nicht warten«, erwiderte das Mädchen schneidend. »Ich stehe unter Vertrag. Ich muß tun, was man mir befiehlt.«
»Wohin gehst du? In wessen Haus?«
»Ich stehe in Lord Palafoxs Diensten.«
Weiter marschierte die Prozession. Immer näher an die Aufnahme. Gleich würde das Mädchen im Innern verschwunden sein.
»Schnell, sag mir, wie du heißt!«
Sie zögerte. Doch dann, ehe sie in die Halle trat, flüsterte sie über die Schulter, »Gitan Netsko.«
Langsam stieg Beran die Bergstraße herab und stemmte sich gegen den heftigen Wind. Vor Palafoxs Haus blieb er stehen. Nach kurzem Überlegen drückte er auf die Einlaßplatte und schritt hinunter in Palafoxs Arbeitszimmer.
Palafox, den ein sechster Sinn seiner Modifikation auf Berans Besuch vorbereitet hatte, blickte ihm reglos entgegen. Beran kam ohne Umschweife zur Sache.
»Ich war soeben auf dem Raumhafen. Ich sah paonesische Frauen, die nicht aus eigenem Willen hierherkamen. Sie berichteten von Umwälzungen und Härten. Was geht auf Pao vor sich?«
Palafox betrachtete Beran leicht amüsiert. »Ich sehe, du bist jetzt alt genug ... Du warst auf dem Raumhafen, hast du irgendwelche passenden Frauen für dich gesehen?«
Beran biß sich auf die Unterlippe. »Ich mache mir Sorgen um Pao. Nie wurden die Menschen dort so erniedrigt!«
Palafox tat, als sei er schockiert. »Einem Breakness-Dominie zu dienen, ist alles andere als eine Erniedrigung!«
Irgendwie spürte Beran, daß er die erste Runde gewonnen hatte. Es ermutigte ihn. »Das beantwortet meine Frage nicht.«
»Du hast recht.« Palafox deutete auf einen Sessel. »Setz dich. Ich werde dir erklären, was sich auf Pao tut. Erinnerst du dich an die Invasion von Batmarsch? Bustamonte ist fest entschlossen, etwas Ähnliches nicht mehr hinzunehmen. Er ist dabei, eine Streitmacht zur Verteidigung Paos heranzuziehen. Zu diesem Zweck hat er das Hylanth-Küstengebiet des Kontinents Shraimand räumen lassen. Eine neue Bevölkerungsschicht, die in Militärfächern ausgebildet wird und eine eigene Sprache spricht, hat die dortigen Bewohner abgelöst. Auf Vidamand bedient Bustamonte sich ähnlicher Mittel, um eine Industrie aufzubauen, damit Pao unabhängig von Merkantil wird.«
Beran schwieg, beeindruckt von dem Umfang dieser Unternehmen, doch quälten ihn einige Zweifel. »Aber die Paonesen waren doch nie Krieger oder Techniker – sie verstehen absolut nichts davon!« platzte er schließlich heraus. »Wie kann Bustamonte hoffen, mit seinem Plan Erfolg zu haben?«
»Vergiß nicht, daß ich Bustamonte berate«, erwiderte Palafox trocken.
»War es wirklich notwendig, die Menschen aus ihrer Heimat zu vertreiben?«
»Ja. Es darf zu keiner Vermischung der alten Sprache mit der neuen und der geplanten Lebensweise kommen.«
Beran, als gebürtiger Paonese, wußte, daß Massentragödien in der Geschichte Paos nicht unbekannt waren, und er konnte sich damit abfinden. »Diese neuen Menschen«, fragte
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