Der neue Geist von Pao
machte.
Zu Berans großer Überraschung und seinem Vorteil stellte sich heraus, daß Kognitant im Grund genommen Breaknessisch war, doch stark modifiziert, soweit es den Solipsismus betraf.
Beran hielt es für angebracht, seine Unwissenheit über die Zustände auf Pao zu verheimlichen und keine verdächtigen Fragen zu stellen. Trotzdem erfuhr er auf Umwegen fast alles, was ihn interessierte. An der Hylanthküste von Shraimand und entlang der Zelambrebucht von Vidamand war die ursprüngliche Bevölkerung umgesiedelt worden, und Kinder in der ersten und zweiten Lebensoktade wuchsen dort unter der Leitung eines kleinen Stabes von Linguisten auf, die sich unter Androhung von Todesstrafe nur der neuen Sprachen bedienten. Mit der Zeit sollten sich die zwei verschiedenen Enklaven über die nach und nach zwangsgeräumten Kontinente verbreiten.
Sein Leben als Beran Panasper war unkompliziert, da sich im Breakness-Institut keiner um den anderen kümmerte. Trotz der wenigen Zeit, die er seinem ursprünglichen Studium widmen konnte, machte er beachtliche Fortschritte. Mehr jedoch noch als Ercole Paraio, da seine Begabung für Sprachen besonders ausgeprägt war. Sein Leben als paonesischer Linguistikstudent war allerdings nicht ganz so einfach, denn seine Kameraden waren von Natur aus neugierig und schlossen sich einander auch enger an. Beran zog sich bald den Ruf eines Einzelgängers zu, denn ihm fehlten sowohl Zeit als auch Lust, an der Freizeitgestaltung der anderen Paonesen teilzunehmen.
In einem Augenblick des Übermuts entschlossen die Linguistikstudenten, eine neue Sprache zusammenzubasteln, ein Mischmasch aus Paonesisch, Kognitant, Couragant, Technikant, Merkantil und Batsch, mit einer synkretistischen Syntax und einem heterogenen Vokabular. Diese zusammengestückelte Sprache tauften sie Pastiche.
Die Studenten wetteiferten im Erlernen dieser Sprache, sehr zur Mißbilligung ihrer Lehrer, die der Ansicht waren, daß sie ihre Energie lieber ihrem eigentlichen Studium widmen sollten. Die Studenten konterten, daß nicht nur die Couraganten, Technikanten und Kognitanten eine eigene charakteristische Sprache haben sollten, sondern erst recht die Dolmetscher und Übersetzer, und gerade für sie wäre Pastiche gut geeignet.
Die Lehrer stimmten im Prinzip zu, lehnten jedoch Pastiche als ein formloses Sammelsurium, ein Konglomerat ohne Stil und Würde ab. Der Einwand berührte die Studenten nicht übermäßig, doch aus Spaß machten sie den Versuch, Stil und Würde in ihre Neuschöpfung zu bringen.
Beran beherrschte Pastiche bald wie die anderen, trug jedoch aus Zeitmangel nicht zur Ausarbeitung der neuen Sprache bei.
Die Rückkehr nach Pao näherte sich mit Riesenschritten. Die Linguisten sprachen kaum noch von etwas anderem. Beran wurde immer nervöser und angespannter. Jedesmal, wenn er Finisterle sah, fragte er sich voll Angst, ob der Palafox-Sohn es sich nicht doch noch anders überlegen und die Mühen eines ganzen Jahres zunichte machen würde.
Während des Abschlußzeremoniells explodierte die Bombe für ihn. Voll Schreck hörte er die Worte des Lehrers: »... und nun wird der ehrenwerte Dominie, der Initiator dieses Programms, zu euch sprechen. Er wird euch euer zukünftiges Arbeitsgebiet und eure Pflichten erklären. Und hier ist er – Lord Palafox.«
Palafox schritt zum Podium, ohne nach rechts oder links zu schauen. Beran kauerte sich verzweifelt auf seinem Platz zusammen – ein Kaninchen, das hofft, der Aufmerksamkeit des Habichts zu entgehen.
Palafox verbeugte sich förmlich vor der Klasse. Sein Blick wanderte gleichgültig über die auf ihn gerichteten Gesichter. Beran duckte sich, so gut es ging, hinter dem Studenten vor ihm. Palafoxs Augen blieben nicht in seiner Richtung hängen.
»Ich habe eure Fortschritte verfolgt«, begann der Dominie. »Ihr habt lobenswert abgeschnitten. Eure Anwesenheit auf Breakness war ein Experiment, um eure Leistungen mit jenen ähnlicher Gruppen auf Pao zu vergleichen. Offenbar ist die Atmosphäre auf Breakness in dieser Beziehung stimulierend, denn ihr habt bedeutend mehr erreicht als diese anderen Gruppen. Ich habe gehört, daß ihr sogar eine eigene, charakteristische Sprache entwickelt habt – Pastiche.« Er lächelte nachsichtig. »Es ist eine großartige Idee, und obgleich die Sprache ein wenig an Eleganz zu wünschen übrigläßt, eine echte Errungenschaft.
Ich nehme an, ihr seid mit der Vielfalt eurer Pflichten und eurer Verantwortung vertraut. Um einen Vergleich
Weitere Kostenlose Bücher