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Der neue Geist von Pao

Der neue Geist von Pao

Titel: Der neue Geist von Pao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Bustamontes war mit einer Handvoll schwarzen Schlamms beworfen worden.
     
    Ercole Paraio wurde der Lehranstalt für Fortgeschrittene in Cloeopter an der Zelambrebucht im Norden Vidamands zugeteilt. Das war das Gebiet, das Bustamonte als Industriezentrum für ganz Pao bestimmt hatte. Die Schule selbst befand sich in einem ehemaligen uralten Kloster. In großen, angenehm kühlen Hallen wurden Kinder allen Alters auf Technikant nach einer Doktrin der Kausalität in der Benutzung und Bedienung von Maschinen, in Mathematik, den Fundamentalwissenschaften und im Konstruktions- und Herstellungsprozeß unterrichtet. Die Ausbildung fand in modernst ausgestatteten Klassenzimmern und Werkstätten statt. Die Unterkünfte dagegen waren provisorischer Natur – Zelte, die gegen die Außenwände des Klosters lehnten. Sowohl Jungen als auch Mädchen trugen gleiche weinrote Coveralls und Stoffmützen. Sie arbeiteten mit der Zielstrebigkeit Erwachsener. Während ihrer Freizeit konnten sie tun und lassen, was sie wollten, solange sie im Schulbereich blieben.
    Die Schüler wurden nur mit dem Notwendigsten versorgt. Wenn sie auf Spiel- und Sportgeräte, Spezialwerkzeug, eigene Zimmer und sonstiges Wert legten, konnten sie sich all dies verdienen, indem sie Luxus- und Gebrauchsgegenstände zum Verkauf in anderen Teilen Paos herstellten, was sie auch mit großem Eifer während ihrer Freizeit taten.
    Die Lehrer waren zum größten Teil Breaknesser, Absolventen des Instituts – und, wie Beran bald herausfand, alle, ohne Ausnahme, Söhne Palafoxs. Seine eigenen Pflichten waren simpel, aber lohnend. Die Verantwortung des von Bustamonte ernannten Direktors der Schule war rein nominell. Beran diente als sein Dolmetscher. Er übersetzte die Bemerkungen ins Technikant, die der Direktor zu machen sich herabließ. Dafür hatte man ihm ein hübsches, ehemaliges Bauernhäuschen zugeteilt, er bekam ein gutes Gehalt und durfte eine Spezialuniform aus graugrünem Tuch mit schwarzen und weißen Litzen tragen.
    Ein Jahr verging. Beran fand melancholisches Interesse an seiner Arbeit und nahm sogar an den Plänen und Arbeiten der Studenten teil. Er versuchte vorsichtig, ihnen die alten Ideale Paos beizubringen, stieß jedoch auf absolute Gleichgültigkeit. Viel mehr interessierten sie sich für die technischen Wunder, die er nach ihrer Meinung in den Experimentierstätten auf Breakness kennengelernt haben mußte.
    An einem freien Tag besuchte Beran Gitan Netskos altes Haus, ein paar Meilen landeinwärts am Mervanteich. Es war jetzt verlassen, und die einst so fruchtbaren Felder dahinter von Unkraut überwuchert. Er setzte sich auf eine morsche Holzbank und hing seinen traurigen Erinnerungen nach ...
    Aus Sentimentalität kletterte er den Blauen Berg empor und blickte von seiner Kuppe auf das Tal herab. Die Verlassenheit erschütterte ihn. Wo sich früher ein reiches, von Leben erfülltes Land ausgebreitet hatte, herrschten nun Stille und Reglosigkeit, die lediglich hin und wieder von ein paar Vogelschwärmen unterbrochen wurden. Millionen der Einheimischen waren auf andere Kontinente umgesiedelt worden, aber so mancher hatte vorgezogen, bei seinen Vorfahren zu bleiben – sechs Fuß unter der Erde. Und die Blume des Landes – das schönste und intelligenteste Mädchen – war nach Breakness verschleppt worden, um Bustamontes Schulden zu bezahlen.
    Mit düsteren Gedanken kehrte Beran zur Zelambrebucht zurück. Theoretisch lag es in seiner Hand, die Ungerechtigkeit wiedergutzumachen – wenn es ihm irgendwie gelang, an die ihm rechtmäßig zustehende Macht zu gelangen. Die Schwierigkeiten erschienen ihm jedoch unüberwindlich.
    Seine Unzufriedenheit ließ ihn sich absichtlich in Gefahr begeben. Er reiste nordwärts nach Eiljanre und nahm sich ein Zimmer im alten Moravi-Hotel, am Gezeitenkanal, direkt gegenüber dem Palast. Seine Hand zögerte, als er sich eintrug. Nur mit Mühe unterdrückte er den tollkühnen Impuls, den Namen Beran Panasper in das Buch zu kritzeln.
    Das Leben in der Hauptstadt schien beschwingt und daseinsfreudig wie eh und je. Gab es die unterbewußte Strömung von Grimm, Unsicherheit und Hysterie nur in seiner Einbildung?
    In einer Laune zynischer Neugier stöberte er im Archiv der Städtischen Bibliothek. Die letzte Erwähnung seines Namens fand er in einem neun Jahre alten Bericht. »Die Attentäter töteten den geliebten jungen Medaillon durch Gift. Auf diese tragische Weise endete die direkte Erbfolge der Panasper, und die

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