Der neue Geist von Pao
dieses inzwischen noch ausgeschmückte Gerücht. Der angeblich durch Attentäter ermordete Medaillon lebte auf einer einsamen Insel, wo er ein Korps Krieger in metallenen Rüstungen ausbildete, denen weder Feuer noch Stahl etwas anhaben konnte. Berans Ziel war es, den Tod seines Vaters zu rächen – Bustamonte schwitzte Blut.
Das Gerücht lief sich zu Tode, flackerte jedoch nach drei Monaten erneut auf. Diesmal wurde behauptet, daß Bustamontes Geheimpolizei den ganzen Planeten durchkämmte, daß schon Tausende von jungen Männern nach Eiljanre zur Inquisition gebracht und schließlich subaquäatiert worden waren, damit Bustamontes Angst nicht bekannt würde.
Beran hatte sich lange in der Identität Ercole Paraios sicher gefühlt, doch jetzt verließ ihn seine Ruhe und seine Arbeit litt darunter. Es fiel seinen Kollegen auf, und schließlich fragte ihn Gian Firanu nach seiner Zerstreutheit.
Beran murmelte etwas von einer Frau in Eiljanre, die sein Kind trug. Firanu riet ihm nicht gerade freundlich, sich entweder besser zu beherrschen oder sich Urlaub zu nehmen, bis er sich wieder voll auf seine Arbeit konzentrieren konnte. Beran griff hastig den letzteren Vorschlag auf und ließ sich Urlaub geben.
Er kehrte in sein Landhaus zurück und überlegte verzweifelt, was er unternehmen könnte. Wenn die Geheimpolizei erst auf seiner Spur war, würde es ihr nicht schwerfallen zu beweisen, daß Ercole Paraio ein angenommener Name war.
Sollte er Palafox um Hilfe bitten? Aber das ging gegen seinen Stolz. Sollte er den Planeten verlassen? Doch wohin konnte er schon gehen – wenn es ihm überhaupt gelang, Pao zu verlassen.
Die düsteren Gedanken quälten ihn, und er fand keine Ruhe. Er rannte am Strand auf und ab und betrat schließlich die einzige Taverne, die es in Dierombona noch gab, und bestellte auf der Terrasse gekühlten Wein, den er schneller hinuntergoß, als es sonst seine Art war.
Die Luft war drückend, der Horizont nah. Die Straße aufwärts, in der Nähe seines Amtsgebäudes, sah er mehrere Männer in Purpur und Braun.
Beran sprang unwillkürlich halb auf und starrte in ihre Richtung. Ohne jegliche Hoffnung ließ er sich wieder zurückfallen, da schob sich ein Schatten über ihn. Er hob den Kopf. Palafox stand an seinem Tisch. Er grüßte und setzte sich neben ihn.
»Es scheint ganz so«, stellte der Dominie fest, »als entwickelten sich die Dinge auf Pao noch weiter.«
Beran murmelte etwas Unverständliches. Palafox nickte ernst, als hätte Beran eine große Weisheit von sich gegeben. Er deutete auf die drei Männer in Braun und Purpur, die die Taverne betreten hatten und auf den Majordomus einredeten.
»Ein nützlicher Aspekt der paonesischen Kultur ist die Art der Kleidung. Mit einem Blick lassen sich Beruf und Status eines Paonesen erkennen. Ist Braun und Purpur nicht die Farbe der Polizei für innere Sicherheit?«
»So ist es«, erwiderte Beran resigniert. »Ich nehme an, sie suchen mich.«
»Wäre es in diesem Fall nicht klüger zu verschwinden?«
»Wohin?« fragte Beran bitter.
»Wohin ich dich bringe.«
»Nein«, weigerte sich Beran. »Ich will nicht länger Ihr Werkzeug sein.«
Palafox hob die Brauen. »Was hast du zu verlieren? Ich will dir nur das Leben retten.«
»Bestimmt nicht aus Sorge um mich.«
»Natürlich nicht.« Palafox grinste. »Ich helfe dir, um mir selbst zu helfen. So, und jetzt komm mit.«
»Nein!«
»Was willst du eigentlich?« Palafoxs Augen funkelten vor Ärger.
»Ich will Panarch werden.«
»Ja, natürlich«, erklärte Palafox. »Weshalb glaubst du wohl, daß ich hier bin? Beeil dich. Deine Leiche nützt mir nichts.«
Beran stand auf, und sie verließen gemeinsam die Taverne.
14.
Die beiden Männer flogen südwärts. Beran brach das Schweigen, das eine ganze Weile angehalten hatte. »Was kann ich tun, um mir meine rechtmäßige Stellung zu sichern?«
»Die einleitenden Schritte sind bereits unternommen«, erklärte ihm Palafox.
»Die Gerüchte?«
»Sie sind erforderlich, um das Volk auf deine Existenz aufmerksam zu machen.«
»Und weshalb ziehen Sie mich Bustamonte vor?«
Palafox lachte rauh. »Meinen Interessen wäre durch einige von Bustamontes Plänen nicht gedient.«
»Und Sie hoffen, ich würde sie fördern?«
»Du könntest auf jeden Fall nicht starrköpfiger als dein Oheim sein.«
»In welcher Hinsicht betrachten Sie Bustamonte als starrköpfig? Weigerte er sich, Ihnen alle Wünsche zu erfüllen?«
»Es handelt sich um zukünftige
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