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Der neue Geist von Pao

Der neue Geist von Pao

Titel: Der neue Geist von Pao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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erwiderte ihn spöttisch. »Ich bin erstaunt, dich hier zu treffen. Ich dachte, du würdest deinem Studium auf Breakness voll Eifer nachgehen.«
    »Ich habe sehr viel gelernt«, erklärte Beran. »Doch dann habe ich jegliche Lust an einem weiteren Studium verloren.«
    Palafoxs Augen funkelten. »Eine Ausbildung wird nicht gewonnen, nur wenn man Lust dazu hat, es gehört dazu eine Systematisierung der geistigen Fähigkeiten.«
    »Diese Systematisierung, wie Sie es nennen, ist nicht alles«, widersprach Beran. »Ich bin ein Mensch, keine Denkmaschine. Ich habe auch noch andere Interessen.« Palafoxs Augen ruhten nachdenklich auf Beran, dann wanderten sie über die nackten Berge. Als er wieder sprach, klang seine Stimme freundlich. »Es gibt keine absoluten Gewißheiten in diesem Universum. Ein Mann muß danach trachten, die Wahrscheinlichkeiten nach seinem Willen zu beugen. Ein einheitlicher Erfolg ist unmöglich.«
    Beran verstand die untergründige Bedeutung von Palafoxs so allgemein scheinenden Bemerkungen. »Nachdem Sie mir erklärt hatten, daß Sie sich nicht weiter für meine Zukunft interessierten, hielt ich es für angebracht, sie in meine eigene Hand zu nehmen. Ich tat es und kehrte nach Pao zurück.«
    Palafox nickte. »Ohne Frage trugen sich die Ereignisse außerhalb meines Kontrollbereichs zu. Und doch sind diese unvorhergesehenen Umstände manchmal so vorteilhaft wie die sorgsamst gehegten Pläne.«
    »Bitte halten Sie mich aus Ihren Berechnungen heraus«, sagte Beran mit möglichst unbewegter Stimme. »Ich habe mich an Selbständigkeit gewöhnt.«
    Palafox lachte mit untypischer Herzlichkeit. »Gut gesagt. Und was hältst du von dem neuen Pao?«
    »Ich weiß nicht so recht. Ich konnte mir noch keine endgültige Meinung bilden.«
    »Verständlich. Es gibt Millionen Einzelheiten, die in Betracht zu ziehen und abzuwägen sind. Eine gewisse Verwirrung ist unausbleiblich, wenn man nicht von grundlegenden Ambitionen beherrscht wird, wie es bei Bustamonte und mir der Fall ist. Für uns sind diese Tatsachen in zweierlei Kategorien getrennt: in für uns wünschenswerte und unerwünschte.« Er machte einen Schritt zurück und musterte Beran von Kopf bis Fuß. »Offensichtlich betätigst du dich als Linguist.«
    Zögernd gab Beran es zu.
    »Wenn schon aus keinem anderen Grund, solltest du zumindest, weil wir dir diesen Beruf ermöglichten, dem Institut und mir dankbar sein.«
    »Dankbarkeit wäre eine irreführende Banalisierung.«
    »Möglich«, pflichtete Palafox ihm bei. »Doch wenn du mich nun entschuldigen würdest, ich muß mich beeilen, um noch rechtzeitig zu einer Besprechung mit dem Direktor zu kommen.«
    »Einen Moment noch«, hielt Beran ihn zurück. »Ich muß gestehen, ich bin überrascht. Meine Anwesenheit auf Pao scheint Sie überhaupt nicht zu berühren. Werden Sie Bustamonte davon in Kenntnis setzen?«
    Palafox schien ungehalten über diese direkte Frage, die ein Breaknesser nie zu stellen gewagt hätte. »Ich beabsichtige keine Einmischung in deine Angelegenheiten.« Er zögerte einen Augenblick, dann fuhr er in vertraulichem Ton fort. »Du sollst es ruhig wissen, die Umstände haben sich geändert. Panarch Bustamonte erweist sich von Jahr zu Jahr starrköpfiger. Deine Gegenwart hier kann sich noch als sehr nützlich erweisen.«
    Beran wollte verärgert aufbrausen, doch als er Palafoxs amüsierte Miene bemerkte, hielt er sich zurück.
    »Ich habe viel zu tun«, erklärte der Dominie. »Die Ereignisse überschlagen sich fast. Das nächste oder übernächste Jahr wird die Klärung einiger Ungewißheiten mit sich bringen.«
     
    Drei Wochen nach seiner Begegnung mit Palafox wurde Beran nach Dierombona auf Shraimand versetzt, wo eine ungeheure Zahl von Kindern und Jugendlichen – Erben einer fünftausendjährigen paonesischen Beschaulichkeit – einem steten Wettkampf und strikter militärischer Ausbildung unterworfen wurden. Manchen von ihnen fehlten nur noch ein paar Jahre, ehe sie erwachsen waren.
    Dierombona war die älteste Ansiedlung auf Pao, eine weitausgedehnte niedrige Stadt, deren zwei Millionen Einwohner aus keinem ersichtlichen Grund evakuiert worden waren. Der Hafen wurde noch benutzt, ein paar Verwaltungsgebäude waren von den Couraganten übernommen worden, aber ansonsten standen die alten Häuser leer.
    Die Kantonements der Couraganten waren in Abständen an der Küste entlang errichtet worden. Je eine Legion Myrmidonen, wie die Couragantenkrieger sich selbst nannten, war dort mit

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