Der neue Geist von Pao
Nachdem der Dominie ihm einen Sessel angeboten hatte, erklärte er ihm:
»Morgen beginnen wir mit der zweiten Phase des Programms. Die Atmosphäre ist genau richtig. Die Paonesen warten auf etwas. Morgen also der schnelle Schlag und unser Sieg. Auf wirkungsvolle Weise geben wir die Existenz des echten, traditionellen Panarchen bekannt. Und dann ...« Palafox erhob sich. »Wer weiß? Vielleicht findet Bustamonte sich mit der Situation ab. Vielleicht lehnt er sich jedoch auch gegen dich auf. Wir werden für beide Eventualitäten gerüstet sein.«
»Ich würde das Ganze besser verstehen, wenn wir diese Pläne gemeinsam besprochen hätten.« Beran machte eine mürrische Miene.
Palafox lächelte. »Unmöglich, geschätzter Panarch. Du mußt dich mit der Tatsache abfinden, daß wir hier auf Pon als Generalstab fungieren. Wir haben Dutzende von Programmen von größerer oder minderer Komplexität vorbereitet, die auf die verschiedensten Situationen anwendbar sind. Wir haben nun die Möglichkeit, eines davon in die Tat umzusetzen. Morgen werden drei Millionen Menschen an den Palamisthen-Gesängen teilnehmen. Du wirst dich ihnen zeigen und bekanntgeben, wer du bist. Das Fernsehen wird dein Bild und deine Worte für ganz Pao übertragen.«
Beran kaute an seiner Lippe. »Und wie sieht dieses Programm aus?«
»Es könnte nicht einfacher sein. Die Gesänge beginnen eine Stunde nach Sonnenaufgang und dauern bis Mittag, dann ist eine längere Pause vorgesehen. Inzwischen werden Gerüchte den Umlauf machen, und man wird dich erwarten. Du wirst dich in Tief schwarz zeigen. Du wirst eine kurze Ansprache halten.« Palafox gab Beran ein Blatt Papier. »Diese paar Sätze dürften genügen.«
Beran überflog sie zweifelnd. »Ich hoffe, es verläuft alles nach Ihrem Plan. Ich möchte kein Blutvergießen oder sonstige Gewalttätigkeiten.«
Palafox zuckte die Schultern. »Es ist unmöglich, in die Zukunft zu sehen. Wenn alles gutgeht, wird niemand den kürzeren ziehen außer Bustamonte.«
»Und wenn es schiefgeht?«
Palafox lachte. »Der Meeresgrund hat genügend Platz für schlechte Strategen.«
15.
Schon lange vor dem Morgengrauen des achten Tages in der achten Woche und im achten Monat begann sich waren, flogen über ihre Köpfe, unentschlossen, wie es schien, dann zogen sie sich wieder zurück, ohne einzugreifen.
»Wir hätten damit rechnen müssen«, sagte Beran düster. Er stand am Fenster von Palafoxs Studierzimmer.
»Du mußt dich an Härten gewöhnen«, mahnte der Dominie. »Es wird nicht bei dieser einzigen bleiben, bis du dein Ziel erreicht hast.«
»Was nutzt es mir, wenn die halbe Bevölkerung tot ist?« murmelte Beran bitter.
»Alle Menschen sterben einmal. Tausende Tote sind qualitativ nicht mehr als einer. Gefühle steigern sich nur in einer Dimension, die der Intensität, doch nicht der Multiplikation. Wir müssen uns nun voll und ganz auf das Ziel konzentrieren ...« Palafox hielt inne und lauschte dem Sprechgerät in seinem Kopf. Er antwortete in einer Sprache, die Beran nicht verstand, danach schien eine Erwiderung zu folgen, die Palafox brüske Worte ausstoßen ließ. Schließlich lehnte er sich zurück und betrachtete Beran halb verächtlich, halb amüsiert. »Bustamonte nimmt dir die weiteren Schritte ab. Er hat eine Blockade über Pon verhängt. Mamaronen marschieren über das Plateau.«
»Woher weiß er, daß ich hier bin?« fragte Beran.
»Oh. Bustamontes Agentennetz ist recht brauchbar, er weiß es nur nicht richtig zu nutzen. Seine Taktik ist unverzeihlich. Er greift an, wenn seine beste Chance im Kompromiß läge.«
»Kompromiß? Welcher Art?«
»Nun, er könnte einen neuen Vertrag mit mir abschließen und deine Auslieferung verlangen. Dadurch ließe sich seine Regentschaft verlängern.«
Beran starrte ihn mit großen Augen an. »Und Sie würden auf einen solchen Handel eingehen?«
Nun schien Palafox überrascht. »Ja, natürlich. Würdest du etwas anderes erwarten?«
»Aber unsere Partnerschaft? Bedeutet die nichts?«
»Eine Partnerschaft ist nur gut, solange sie Vorteile mit sich bringt.«
»Das stimmt nicht immer«, sagte Beran hart. »Einem Mann, der sie bricht, wird selten eine zweite angeboten, man hat kein Vertrauen mehr zu ihm.«
»›Vertrauen‹? Was ist das? Ein gegenseitiger Parasitismus Schwacher und Unfähiger.«
»Es ist auch eine Schwäche«, brauste Beran auf, »das Vertrauen eines anderen auszunutzen – sich seiner Treue zu versichern, ohne sie dann zu
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