Der neue Geist von Pao
eigenem Hauptquartier untergebracht.
Beran war der Dierombona-Legion zugeteilt worden. Ihm stand die gesamte verlassene Stadt zur Verfügung, sich eine Unterkunft auszusuchen. Er wählte ein luftiges Landhaus direkt am alten Lido und machte es sich da bequem.
In vieler Hinsicht waren die Couraganten die interessantesten der neuen paonesischen Gesellschaftsformen, und ganz bestimmt die dramatischsten. Sie boten einen sehenswerten Anblick, wenn sie im Gleichschritt durch die sonnenglitzernden Straßen marschierten, die Augen in mystischer Verzückung streng geradeaus gerichtet. Ihre Uniformen waren malerisch und in vielen Farben, aber jeder trug sein persönliches Emblem auf der Brust und die Insignien seiner Legion auf dem Rücken.
Während des Tages wurden die jungen Männer und Frauen separat gedrillt und lernten ihre neuen Waffen beherrschen, aber des Nachts aßen und schliefen sie zusammen. Das einzige, was sie trennen mochte, war der Rangunterschied. Gefühle waren nur erwünscht, wo sie militärische Beziehungen und Wetteifern um Rang und Ehre betrafen.
An dem Abend, als Beran in Dierombona ankam, fand eine Zeremonie auf dem Paradeplatz des Kantonements statt. Im Zentrum des riesigen Platzes brannte ein großes Feuer auf einer Plattform, und unmittelbar dahinter ragte die Dierombona Stele – ein Prisma aus schwarzem Metall mit Emblemen verziert. Die jungen Myrmidonen, in Reih und Glied an beiden Seiten, trugen nun alle die gleiche Kleidung: hautenge, dunkelgraue Coveralls. Jeder hielt eine Paradelanze in der Hand, deren scharfe Spitze durch eine bleichflackernde Flamme ersetzt war.
Eine Fanfare schmetterte. Ein Mädchen ganz in Weiß schritt herbei. In ihrer ausgestreckten Rechten hielt sie ein Emblem aus Kupfer, Silber und Messing. Während die Myrmidonen niederknieten und ihre Köpfe tief beugten, trug sie das Emblem dreimal um das Feuer und steckte es danach an die Stele.
Das Feuer loderte hoch empor. Die Myrmidonen erhoben sich und stießen ihre Lanzen in die Luft. Dann marschierten sie im Paradeschritt vom Platz.
Am nächsten Tag erhielt Beran eine Erklärung von seinem unmittelbaren Vorgesetzten, dem Substrategen Gian Firanu, ein Söldner von einer der fernen Welten. »Das war gestern abend eine Totenfeier – für einen gefallenen Helden. Vorige Woche hielt Dierombona Manöver mit Tarai, dem nächsten Kantonement küstenaufwärts. Ein Unterseeboot der Tarai hatte unser Netz durchbrochen und näherte sich unserem Stützpunkt. Alle der Dierombonakrieger wollten persönlich etwas unternehmen, aber Lemauden war der erste. Er tauchte zwanzig Meter und zerschnitt die Taue mit dem Ballast. Das U-Boot trieb in die Höhe und wurde erobert. Aber. Lemauden ertrank – möglicherweise durch unglückliche Umstände.«
»›Möglicherweise durch unglückliche Umstände?‹ Wie sonst? Gewiß haben die Tarai ihn nicht ...«
»Nein, nicht die Tarai. Aber es könnte durchaus Absicht gewesen sein. Diese halben Kinder sind versessen darauf, ihr Emblem auf der Stelle verewigt zu bekommen – sie würden alles tun, um als Helden verehrt zu werden.«
Beran trat ans Fenster. Eine Gruppe junger Krieger stolzierte die Dierombona-Esplanade entlang. War das Pao? Oder eine phantastische Welt, Hunderte von Lichtjahren entfernt?
Gian Firanu hatte weitergesprochen, aber seine Worte drangen erst jetzt wieder in Berans Bewußtsein. »Ein neues Gerücht geht um – vielleicht hast du schon davon gehört –, daß Bustamonte gar nicht wirklich Panarch, sondern nur Ayudor-Senior ist. Es wird behauptet, Beran Panasper lebt, und seine Kräfte wachsen von Tag zu Tag, wie die eines mythischen Helden. Und wenn die Stunde kommt, wird er sich zeigen und Bustamonte der See übergeben.«
Beran blickte ihn argwöhnisch an, dann lachte er. »Nein, davon habe ich noch nicht gehört. Aber wer weiß, vielleicht stimmt es?«
»Das würde Bustamonte gar nicht gefallen!«
Wieder lachte Beran. »Er dürfte besser als jeder andere wissen, wieviel Wahrheit in diesem Gerücht steckt. Es würde mich interessieren, wer es in Umlauf gebracht hat.«
Firanu zuckte die Schultern. »Wer beginnt schon ein Gerücht? Niemand. Sie entstehen durch dummes Gewäsch und Mißverständnisse.«
»In den meisten Fällen – aber nicht in allen«, widersprach Beran. »Gesetzt den Fall, es ist kein Gerücht, sondern die Wahrheit?«
»Dann kann Pao sich auf etwas gefaßt machen, und ich kehre lieber zur Erde zurück.«
Wenig später hörte Beran von anderen über
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