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Der neue Geist von Pao

Der neue Geist von Pao

Titel: Der neue Geist von Pao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Augenblick ganz still. Etwas sagte ihm, daß viel Zeit vergangen war.
    Palafox schien äußerst ungeduldig. »Schnell! Steh endlich auf!«
    Beran gehorchte mit weichen Beinen.
    »Mach ein paar Schritte!«
    Beran schlurfte schwerfällig durch das Zimmer. Seine Bewegungen waren steif. Die Batterie drückte auf sein Zwerchfell und den Brustkorb.
    Palafox hatte keinen Blick von seinen Füßen gelassen. »Gut«, stieß er hervor. »Keine Koordinierungsschwierigkeiten, wie ich sehe. Komm mit!« Er brachte Beran in einen hohen Raum, schnallte ihm ein Ledergeschirr um und zog einen Riemen durch einen Ring am Rücken. Dann nahm er Berans Linke und legte sie vorsichtig auf seinen Oberschenkel. Er deutete auf einen Punkt und befahl: »Klopf darauf.«
    Beran spürte etwas Hartes unter seiner Haut und klopfte. Der Boden drückte nicht länger gegen seine Füße, sein Magen wollte zum Hals hoch, und sein Kopf schien ihm wie ein Ballon.
    »Das ist Stärke eins«, erklärte Palafox. »Ein Stoß von etwas weniger als einem g, justiert, um den Zentrifugaleffekt der planetaren Rotation aufzuheben.«
    Er befestigte das Ende des Riemens an einem Haken. »Klopf noch einmal.«
    Beran berührte den Schalter, und plötzlich schien alles um ihn sich überschlagen zu haben. Es war ihm, als stünde Palafox über ihm, wie an die Decke geklebt, und als fiele er selbst Kopf voraus die zehn Meter tief auf den Boden. Er schnappte nach Luft und schlug mit den Armen um sich. Der Riemen hielt ihn. Beran warf einen verzweifelten Blick auf Palafox, der leicht lächelte.
    »Um das Feld zu verstärken, mußt du auf die untere Hälfte des Schalters drücken«, instruierte ihn der Dominie. »Willst du es verringern, drückst du auf die obere. Wenn du zweimal darauf klopfst, hebt es sich auf.«
    Es gelang Beran, auf den Boden zurückzukehren. Der Raum richtete sich wieder auf, aber er schwang und bebte, und Beran fühlte sich elend.
    »Es wird noch mehrere Tage dauern, ehe du dich an das Levitationsnetz gewöhnt hast. Da die Zeit knapp ist, rate ich dir, fleißig zu üben.« Ohne ein weiteres Wort wandte Palafox sich zum Gehen.
    Beran blickte ihm verwirrt nach. »Weshalb ist die Zeit knapp?« rief er schließlich.
    Der Dominie drehte sich an der Tür um. »Wir haben heute den vierten Tag der dritten Woche des achten Monats. Am Kanetsidestag sollst du Panarch werden.«
    »Warum?«
    »Weshalb bestehst du ständig darauf, daß ich dir meine Gründe enthülle?«
    »Ich frage sowohl aus Neugier als auch, um selbst planen zu können. Sie möchten also, daß ich Panarch werde. Sie wollen mit mir zusammenarbeiten.« Das Funkeln in Palafoxs Augen verstärkte sich. »Oder vielleicht sollte ich besser sagen, Sie hoffen durch mich zu arbeiten, um Ihre eigenen Ziele zu fördern. Ich frage mich deshalb, was diese Ziele sind.«
    Palafox überlegte einen Augenblick, dann erwiderte er kühl. »Deine Gedanken bewegen sich mit der Präzision eines Wurmes. Natürlich liegt es in meiner Absicht, daß du meine Ziele förderst. Du planst oder hoffst zumindest, daß ich deine Ziele fördere. Soweit es dich betrifft, bist du deinem Ziel durch meine Hilfe schon sehr nahe. Ich bin eifrig damit beschäftigt, dir dein Geburtsrecht zu sichern, und wenn es mir gelingt, wirst du Panarch von Pao sein. Wenn du meine Motive zu wissen verlangst, bist du unreif, oberflächlich, feige, unsicher und unverschämt.«
    Beran öffnete wütend den Mund, doch Palafox ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Natürlich nimmst du meine Hilfe an, weshalb solltest du auch nicht? Aber nachdem du sie angenommen hast, mußt du dich für eine von zwei Alternativen entscheiden: mir zu dienen oder mich zu bekämpfen. Doch zu erwarten, daß ich auf die Dauer dir unter reiner Selbstverleugnung diene, wäre absurd.«
    »Ich kann ein Massenelend nicht als absurd betrachten«, brauste Beran auf. »Meine Ziele sind ...«
    Palafox hob die Hand. »Es gibt nichts mehr zu sagen. Den Umfang meiner Pläne mußt du schon selbst abschätzen. Beuge dich mir oder stelle dich gegen mich, was immer du willst. Es ist mir gleichgültig, denn du hast nicht die Kraft, mich von meinem Kurs abzubringen.«
     
    Tag um Tag übte Beran seine neue Fähigkeit. Er lernte durch die Luft zu schweben, indem er sich in die Richtung lehnte, in die er wollte. Er lernte aufzusteigen und so schnell zu fallen, daß ihm der Wind um die Ohren pfiff, und dann zu bremsen und behutsam aufzusetzen.
    Am elften Tag ließ Palafox ihn in seine Gemächer bitten.

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