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Der Neue im Sportinternat

Der Neue im Sportinternat

Titel: Der Neue im Sportinternat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mindt
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der Spuren an Mateos Fenster behält Leon für sich, schließlich kann er Mateo nicht vertrauen. »Ich bin der Neue im Internat, verstehst du?«
    »Dass du der Neue bist, okay. Ich nehm dir aber nicht ab, dass du nicht draußen gewesen bist. Guck dir mal deine Klamotten an! Total Siffig! Überall ist Dreck! Haste dafür auch die passende Erklärung?«
    »Ja!«
    »Lass hören!«
    »Ich ... hab mich noch nicht eingelebt. Heimweh, verstehst du? Ich konnte nicht schlafen und bin einfach durch die Gänge gelaufen. Klingt jetzt spießig, aber manche Ritterrüstungen sind saudreckig, totale Staubfänger. Ich hab versucht, so 'n Teil überzuziehen. Naja... als kleiner Junge wollte ich immer wissen, wie sich so ne Ritterrüstung anfühlt. Im Schloss stehen 'ne Menge Rüstungen rum. Ich konnte nicht widerstehen. Verpfeif mich bitte nicht. Winkler, ich meine, der Alte, is' eh nicht gut auf mich zu sprechen. Gleich an meinem ersten Tag hab ich ihm auf den Schreibtisch gekotzt, verstehst du!«. Leon lügt, dass sich die Balken biegen. Zugegeben, es gibt bessere Lügen. In Anbetracht der Umstände aber keine schlechte Leistung von Leon.
    »Der Alte hat mir von ner Kotzattacke erzählt. Dass du die Kotzschleuder bist, hätte ich nicht gedacht.« Mateo grinst und wird von einer auf die andere Sekunde ernst. »Erwisch ich dich beim Spannen, schneid ich dir die Eier ab! Und jetzt zieh Leine!«
    »Steckst du dem Alten, dass du mich auf dem Gang erwischt hast?« Leon lächelt wie ein Unschuldslamm und legt sich richtig ins Zeug, dass er niedlich und süß rüberkommt.
    »Ach, zisch ab!« Mateo dreht sich um und entschwindet in der Dunkelheit auf dem Gang. Dabei wirkt er wie ein Jäger, der sein Vorhaben noch nicht aufgegeben hat und den gesuchten Fuchs erlegen will.
    Eine tonnenschwere Last fällt von Leons Herz. Diese Nacht wird er so schnell nicht vergessen, denn dafür ist sie viel zu aufregend und abenteuerlich. Da er Mateo nicht von seiner Unschuld in Sachen >heimliche Fensterblicke< überzeugen konnte, muss er beim nächsten nächtlichen Streifzug sehr viel vorsichtiger sein. Leon denkt nämlich nicht im Traum daran, seine heimlichen Exkursionen aufzugeben. Er will herausfinden, was sich nachts noch so alles hinter den alten Schlossmauern abspielt.

Wenn alles finster ist und nichts mehr sanft
    Der Countdown läuft! Leon hat nicht den geringsten Anhaltspunkt wofür. Das ist, als würde irgendwo eine Bombe ticken. Das Ticken ist deutlich zu hören, und dennoch ist der Sprengkörper nicht zu orten. Die Detonation wird erfolgen, dessen kann man sich sicher sein. Wann und wo ist die Frage!
    Mit jeder Stunde, die vergeht, läuft Falkos Frist ein wenig mehr ab. Ein guter halber Tag ist vergangen, ohne dass etwas passiert ist. 48 Stunden Zeit hat Falko entweder Fynn oder Timo gegeben. Wofür? Vielleicht ist es reine Zeitverschwendung darüber zu grübeln und am Ende entpuppt sich die Bombe als Stinkbombe, die nicht wirklich viel anrichtet, außer einem üblen Geruch!
    Leon liegt ausgestreckt auf dem Bett. Es ist 18.30 Uhr. In einer halben Stunde wird das Abendessen im Speisesaal ausgegeben. Chocco steht mit seinem Zeichenblock am Fenster und gibt sich seinen künstlerischen Ergüssen hin. Er zeichnet den Schlossgarten mit den hohen Hecken, ein Irrgarten, der zum Träumen einlädt. Leon gähnt, das macht er schon den ganzen Tag über.
    »Sieht aus, als wolltest du jemanden fressen!«, bemerkt Chocco nebenbei und zeichnet eifrig weiter.
    »Wie?«
    »Du gähnst wie ein Tier! Was hast du letzte Nacht gemacht? Hast du nicht schlafen können?«
    Leon überlegt, ob er Chocco von der vergangenen Nacht erzählen soll. Bisher hat er seine Erlebnisse für sich behalten. Chocco kann er vertrauen, das ist nicht der Punkt. Aber wenn Leon ihn einweiht, dann will er hundertprozentig dabei sein. Zu diesem Zeitpunkt würde Chocco nur stören. Auf eigene Faust ist Leon viel flexibler und muss auf niemanden aufpassen. »Nicht so gut«, antwortet Leon schließlich und lässt Chocco weiterhin unwissend. »Bin erst gegen Morgen richtig müde geworden.«
    »Nachteule, wie?«
    »Ja. Hab ich von meiner Oma.«
    »Oder wollest du wach bleiben, um zu sehen, ob draußen auf den Gängen ein Geist sein Unwesen treibt?«, ulkt Chocco und lacht. Er sieht zum Himmel, bemerkt: »Wolken ziehen auf. Sieht nach Regen aus!«
    Leon setzt sich aufrecht hin, starrt ins Leere und brütet über seinen Gedanken. »Sag mal, Chocco«, tastet er sich verbal bedacht vor, »kennst du

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