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Der Neue im Sportinternat

Der Neue im Sportinternat

Titel: Der Neue im Sportinternat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mindt
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wirft ihn volle Wucht in die Hecke wie einen alten Putzlappen. David sammelt seine Klamotten zusammen, für ihn hat sich die Sache mit dem miesen Schwanzlutscher offensichtlich erledigt.
    Leon dreht sich um und läuft los, damit David ihn nicht sieht. In der Hast biegt er falsch ab, was er zu spät bemerkt. Bullshit! Leon bleibt stehen, holt erst mal Luft und sammelt sich. Umkehren geht nicht, weil er sonst David oder Maurice begegnet. Da stellt sich die Frage: Wie verlässt Maurice ungesehen das Schloss? Das Fenster in der Bibliothek dient Sandro als Ausstieg. Möglicherweise ist Maurice sowohl Leon als auch Sandro einen Schritt voraus und kennt einen weniger aufwendigen Ausgang. Interessant!
    Minuten vergehen. Soll Leon es wagen und zu der Stelle des Irrgartens zurückgehen, wo er falsch abgebogen ist? Besser nicht! Leon will einen anderen Ausgang finden und stürmt los. Er ist etwas stinkig, weil er viel zu viel Zeit im Labyrinth verbracht hat. Die Nacht ist kurz und muss genutzt werden! Es dauert, bis Leon einen weiteren Ausgang findet. Dieser Ausgang führt unmittelbar zu einem Pavillon, der von Rosensträuchern umzäunt ist und dadurch wie eine Roseninsel aussieht. Leon bremst ab. Im Pavillon ist jemand. Mist! Darauf hätte Leon gut verzichten können. Da es keinerlei Versteckmöglichkeit gibt, bleibt er am Ende der Hecke stehen und schielt zum Pavillon. Oh Mann! Adrian Tomlin sitzt dort. Er ist nicht allein! Wer neben Adrian sitz, kann Leon nicht erkennen. Die Dunkelheit hält Adrians Gegenüber verdeckt. Dennoch kann Leon eine interessante Beobachtung machen. Adrian küsst die Hand der nicht zu erkennenden Person. Mit den Lippen wandert Adrian den Arm entlang hoch zu den Schultern, bis er den Mund seines Gegenübers erreicht und sein eigenes Gesicht ebenfalls vom Dunkel verschluckt wird.
    Leon flucht. Verdammter Dreck! Weshalb muss sich Adrian und sein Anhängsel im Dunkeln verstecken, um ein bisschen aneinander zu knabbern? Hätte er sich nicht für Leon ein strategisch besseres Plätzchen für sein Schäferstündchen aussuchen können!? Leon würde sonst was drum geben, um in Erfahrung zu bringen, mit wem Adrian turtelt. Es hilft nichts! Auf keinen Fall kann Leon am Ende der Hecke länger stehen bleiben. Dort ist er für alle Streuner und Strolche sofort zu sehen. Er muss sich zurückziehen!
    Merkwürdig. Der Stuhl steht nach wie vor unterm Fenster der Bibliothek. Wo zum Henker treibt sich Sandro denn noch rum? Hat er etwa ein weiteres Fenster gefunden, das intime Einblicke gewährt? Zimmer mit Aussicht bekommt in Verbindung mit Sandro eine prickelnde Bedeutung! Aber damit kann sich Leon nicht länger befassen. Er will nur noch ins Schloss und seinen Streifzug dort fortsetzen. Leon ist erleichtert, dass er draußen über niemanden gestolpert ist. Oder jemand über ihn - ein kleines Meisterstück!
    Von der Bibliothek aus schaut Leon noch einmal durchs Fenster. Niemand ist zu sehen. Wüssten die heimlichen Nachtschwärmer, was Leon weiß, dann wiegten sie sich vermutlich nicht in der illusorischen Sicherheit des Unentdecktseins. Mit Turboantrieb düst Leon aus der Bibliothek. In der Schlosshalle überrennt er um Haaresbreite Nils. Hoppla! Nils hält ein doppeltes Butterbrot in der Hand; die Wurst hängt wie ein Teppich über die Brotkanten. Ein grünes Salatblatt sowie eine Tomatenscheibe lugen ebenso unter dem Weißbrot hervor. Beide sehen sich mit großen Augen an. Beide fühlen sich erwischt.
    »Ich hatte Hunger!«, rechtfertigt sich Nils, weshalb er nicht auf seinem Zimmer ist.
    »Ich hatte Lust zu lesen!« Für Leon ergibt die Notlüge Sinn, schließlich kommt er aus der Bibliothek.
    Nils gafft betont auffällig auf Leons Hände. Er macht ein gespielt nachdenkliches Gesicht, fuchtelt mit seinem Butterbrot umher. Die Tomatenscheibe verrutscht und droht zu Boden zu fallen. Nils bewahrt sie davor, indem er sie mit den Lippen auffängt und isst.
    »Hab nicht das passende Buch gefunden!«, erklärt Leon und geht damit auf Nils' Anspielung ein.
    »Verstehe.« Nils glaubt Leon kein Wort.
    »Adrian wird dich durch den Fleischwolf drehen, wenn er dich beim Futtern erwischt!« Leon will es sich nicht nehmen lassen, auf Nils' angeordnete Diät zu verweisen. Die Andeutung hat den leichten Unterton von Ich weiß etwas, das du nicht weißt] Damit will Leon klarmachen, dass beide gegen die Regel verstoßen haben.
    »Ich weiß!« Nils beißt ins Brot, kaut. »Und dann auch noch Weißbrot statt Vollkornbrot. Ich bin

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